Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Gebunden hier träumen Auf Feldern und Bäumen, Und ziehen mich nieder So müde vor Weh Zu tiefstillem See -- O weckt nicht die Lieder! Du kanntest die Wellen Des Sees, sie schwellen In magischen Ringen. Ein wehmüthig Singen Tief unter den Quellen Im Schlummer dort hält Verzaubert die Welt. Wohl kennst Du die Wellen! -- Kühl wird's auf den Gängen, Vor alten Gesängen Möcht's Herz mir zerspringen. So will ich denn singen! Schmerz fliegt ja auf Klängen Zu himmlischer Lust, Und still wird die Brust Auf kühlgrünen Gängen. Laß fahren die Träume!
Der Mond scheint durch Bäume, Die Wälder nur rauschen, Die Thäler still lauschen, Gebunden hier traͤumen Auf Feldern und Baͤumen, Und ziehen mich nieder So muͤde vor Weh Zu tiefſtillem See — O weckt nicht die Lieder! Du kannteſt die Wellen Des Sees, ſie ſchwellen In magiſchen Ringen. Ein wehmuͤthig Singen Tief unter den Quellen Im Schlummer dort haͤlt Verzaubert die Welt. Wohl kennſt Du die Wellen! — Kuͤhl wird's auf den Gaͤngen, Vor alten Geſaͤngen Moͤcht's Herz mir zerſpringen. So will ich denn ſingen! Schmerz fliegt ja auf Klaͤngen Zu himmliſcher Luſt, Und ſtill wird die Bruſt Auf kuͤhlgruͤnen Gaͤngen. Laß fahren die Traͤume!
Der Mond ſcheint durch Baͤume, Die Waͤlder nur rauſchen, Die Thaͤler ſtill lauſchen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0340" n="322"/> <lg type="poem"> <l>Gebunden hier traͤumen</l><lb/> <l>Auf Feldern und Baͤumen,</l><lb/> <l>Und ziehen mich nieder</l><lb/> <l>So muͤde vor Weh</l><lb/> <l>Zu tiefſtillem See —</l><lb/> <l>O weckt nicht die Lieder!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Du kannteſt die Wellen</l><lb/> <l>Des Sees, ſie ſchwellen</l><lb/> <l>In magiſchen Ringen.</l><lb/> <l>Ein wehmuͤthig Singen</l><lb/> <l>Tief unter den Quellen</l><lb/> <l>Im Schlummer dort haͤlt</l><lb/> <l>Verzaubert die Welt.</l><lb/> <l>Wohl kennſt Du die Wellen! —</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Kuͤhl wird's auf den Gaͤngen,</l><lb/> <l>Vor alten Geſaͤngen</l><lb/> <l>Moͤcht's Herz mir zerſpringen.</l><lb/> <l>So will ich denn ſingen!</l><lb/> <l>Schmerz fliegt ja auf Klaͤngen</l><lb/> <l>Zu himmliſcher Luſt,</l><lb/> <l>Und ſtill wird die Bruſt</l><lb/> <l>Auf kuͤhlgruͤnen Gaͤngen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Laß fahren die Traͤume!</l><lb/> <l>Der Mond ſcheint durch Baͤume,</l><lb/> <l>Die Waͤlder nur rauſchen,</l><lb/> <l>Die Thaͤler ſtill lauſchen,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [322/0340]
Gebunden hier traͤumen
Auf Feldern und Baͤumen,
Und ziehen mich nieder
So muͤde vor Weh
Zu tiefſtillem See —
O weckt nicht die Lieder!
Du kannteſt die Wellen
Des Sees, ſie ſchwellen
In magiſchen Ringen.
Ein wehmuͤthig Singen
Tief unter den Quellen
Im Schlummer dort haͤlt
Verzaubert die Welt.
Wohl kennſt Du die Wellen! —
Kuͤhl wird's auf den Gaͤngen,
Vor alten Geſaͤngen
Moͤcht's Herz mir zerſpringen.
So will ich denn ſingen!
Schmerz fliegt ja auf Klaͤngen
Zu himmliſcher Luſt,
Und ſtill wird die Bruſt
Auf kuͤhlgruͤnen Gaͤngen.
Laß fahren die Traͤume!
Der Mond ſcheint durch Baͤume,
Die Waͤlder nur rauſchen,
Die Thaͤler ſtill lauſchen,
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