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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Da kommen die Bächlein gegangen:
Ob ich schon schlafen thu'?
Ich schlaf' nicht, ich hör' noch lange
Den Nachtigallen zu,
Wenn die Wipfel über mir schwanken,
Es klinget die ganze Nacht,
Das sind im Herzen die Gedanken,
Die singen, wenn niemand wacht.

IV.
Im beschränkten Kreis der Hügel,
Aus des stillen Weihers Spiegel
Scheue, fromme Silberschwäne --
Fassend in des Rosses Mähne
Mit dem Liebsten kühn im Bügel --
Blöde Bande -- muth'ge Flügel
Sind getrennter Lieb' Gedanken!

Da kommen die Baͤchlein gegangen:
Ob ich ſchon ſchlafen thu'?
Ich ſchlaf' nicht, ich hoͤr' noch lange
Den Nachtigallen zu,
Wenn die Wipfel uͤber mir ſchwanken,
Es klinget die ganze Nacht,
Das ſind im Herzen die Gedanken,
Die ſingen, wenn niemand wacht.

IV.
Im beſchraͤnkten Kreis der Huͤgel,
Aus des ſtillen Weihers Spiegel
Scheue, fromme Silberſchwaͤne —
Faſſend in des Roſſes Maͤhne
Mit dem Liebſten kuͤhn im Buͤgel —
Bloͤde Bande — muth'ge Fluͤgel
Sind getrennter Lieb' Gedanken!

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[297/0315] Da kommen die Baͤchlein gegangen: Ob ich ſchon ſchlafen thu'? Ich ſchlaf' nicht, ich hoͤr' noch lange Den Nachtigallen zu, Wenn die Wipfel uͤber mir ſchwanken, Es klinget die ganze Nacht, Das ſind im Herzen die Gedanken, Die ſingen, wenn niemand wacht. IV. Im beſchraͤnkten Kreis der Huͤgel, Aus des ſtillen Weihers Spiegel Scheue, fromme Silberſchwaͤne — Faſſend in des Roſſes Maͤhne Mit dem Liebſten kuͤhn im Buͤgel — Bloͤde Bande — muth'ge Fluͤgel Sind getrennter Lieb' Gedanken!

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/315>, abgerufen am 16.06.2024.