Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Begegnung. Ich wandert' in der Frühlingszeit, Fern auf den Bergen gingen Mit Geigenspiel und Singen Viel' lust'ge Hochzeitsleut', Das war ein Jauchzen und Klingen! Es blühte rings in Thal und Höh'n, Ich konnt' vor Lust nicht weitergeh'n. Am Dorfe dann auf grüner Au Begannen sie den Reigen Und durch den Schall der Geigen Lacht' laut die junge Frau, Ihr Stimmlein klang so eigen, Ich wußte nicht, wie mir gescheh'n -- Da wandt' sie sich in wildem Dreh'n. Es war mein Lieb! 's ist lange her, Sie blickt' so ohne Scheue, Verloren ist die Treue, Sie kannte mich nicht mehr -- Da jauchzt' und geigt's auf's neue, Ich aber wandt' mich fort in's Feld, Nun wandr' ich bis an's End' der Welt! Begegnung. Ich wandert' in der Fruͤhlingszeit, Fern auf den Bergen gingen Mit Geigenſpiel und Singen Viel' luſt'ge Hochzeitsleut', Das war ein Jauchzen und Klingen! Es bluͤhte rings in Thal und Hoͤh'n, Ich konnt' vor Luſt nicht weitergeh'n. Am Dorfe dann auf gruͤner Au Begannen ſie den Reigen Und durch den Schall der Geigen Lacht' laut die junge Frau, Ihr Stimmlein klang ſo eigen, Ich wußte nicht, wie mir geſcheh'n — Da wandt' ſie ſich in wildem Dreh'n. Es war mein Lieb! 's iſt lange her, Sie blickt' ſo ohne Scheue, Verloren iſt die Treue, Sie kannte mich nicht mehr — Da jauchzt' und geigt's auf's neue, Ich aber wandt' mich fort in's Feld, Nun wandr' ich bis an's End' der Welt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0289" n="271"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Begegnung</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch wandert' in der Fruͤhlingszeit,</l><lb/> <l>Fern auf den Bergen gingen</l><lb/> <l>Mit Geigenſpiel und Singen</l><lb/> <l>Viel' luſt'ge Hochzeitsleut',</l><lb/> <l>Das war ein Jauchzen und Klingen!</l><lb/> <l>Es bluͤhte rings in Thal und Hoͤh'n,</l><lb/> <l>Ich konnt' vor Luſt nicht weitergeh'n.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Am Dorfe dann auf gruͤner Au</l><lb/> <l>Begannen ſie den Reigen</l><lb/> <l>Und durch den Schall der Geigen</l><lb/> <l>Lacht' laut die junge Frau,</l><lb/> <l>Ihr Stimmlein klang ſo eigen,</l><lb/> <l>Ich wußte nicht, wie mir geſcheh'n —</l><lb/> <l>Da wandt' ſie ſich in wildem Dreh'n.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Es war mein Lieb! 's iſt lange her,</l><lb/> <l>Sie blickt' ſo ohne Scheue,</l><lb/> <l>Verloren iſt die Treue,</l><lb/> <l>Sie kannte mich nicht mehr —</l><lb/> <l>Da jauchzt' und geigt's auf's neue,</l><lb/> <l>Ich aber wandt' mich fort in's Feld,</l><lb/> <l>Nun wandr' ich bis an's End' der Welt!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0289]
Begegnung.
Ich wandert' in der Fruͤhlingszeit,
Fern auf den Bergen gingen
Mit Geigenſpiel und Singen
Viel' luſt'ge Hochzeitsleut',
Das war ein Jauchzen und Klingen!
Es bluͤhte rings in Thal und Hoͤh'n,
Ich konnt' vor Luſt nicht weitergeh'n.
Am Dorfe dann auf gruͤner Au
Begannen ſie den Reigen
Und durch den Schall der Geigen
Lacht' laut die junge Frau,
Ihr Stimmlein klang ſo eigen,
Ich wußte nicht, wie mir geſcheh'n —
Da wandt' ſie ſich in wildem Dreh'n.
Es war mein Lieb! 's iſt lange her,
Sie blickt' ſo ohne Scheue,
Verloren iſt die Treue,
Sie kannte mich nicht mehr —
Da jauchzt' und geigt's auf's neue,
Ich aber wandt' mich fort in's Feld,
Nun wandr' ich bis an's End' der Welt!
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