Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die haben diesen Bogen Kühn über'n wilden Strom Empörter Zeit gezogen Zum wunderbaren Dom. Die Burgen sah'n wir fallen, Die Adler zogen aus, Wehklagend durch die Hallen Geh'n Winde ein und aus. Doch droben auf der Zinne Steht noch der Heldengeist, Der -- was die Zeit beginne -- Still nach dem Kreuze weis't. Es wechseln viel' Geschlechter Und sinken in die Nacht -- Steh' fest, Du treuer Wächter, Und nimm Dein Land in Acht! Schon hat zum Kreuzeslichte Dein Volk sich ernst gewandt, Im Sturm der Weltgerichte Tief schauernd Dich erkannt. Nun hebt sich wieder fröhlich
Dein Haus im Morgenschein, Die Jungfrau minneseelig Schaut weit ins Land hinein. Die haben dieſen Bogen Kuͤhn uͤber'n wilden Strom Empoͤrter Zeit gezogen Zum wunderbaren Dom. Die Burgen ſah'n wir fallen, Die Adler zogen aus, Wehklagend durch die Hallen Geh'n Winde ein und aus. Doch droben auf der Zinne Steht noch der Heldengeiſt, Der — was die Zeit beginne — Still nach dem Kreuze weiſ't. Es wechſeln viel' Geſchlechter Und ſinken in die Nacht — Steh' feſt, Du treuer Waͤchter, Und nimm Dein Land in Acht! Schon hat zum Kreuzeslichte Dein Volk ſich ernſt gewandt, Im Sturm der Weltgerichte Tief ſchauernd Dich erkannt. Nun hebt ſich wieder froͤhlich
Dein Haus im Morgenſchein, Die Jungfrau minneſeelig Schaut weit ins Land hinein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0217" n="199"/> <lg type="poem"> <l>Die haben dieſen Bogen</l><lb/> <l>Kuͤhn uͤber'n wilden Strom</l><lb/> <l>Empoͤrter Zeit gezogen</l><lb/> <l>Zum wunderbaren Dom.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Die Burgen ſah'n wir fallen,</l><lb/> <l>Die Adler zogen aus,</l><lb/> <l>Wehklagend durch die Hallen</l><lb/> <l>Geh'n Winde ein und aus.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Doch droben auf der Zinne</l><lb/> <l>Steht noch der Heldengeiſt,</l><lb/> <l>Der — was die Zeit beginne —</l><lb/> <l>Still nach dem Kreuze weiſ't.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Es wechſeln viel' Geſchlechter</l><lb/> <l>Und ſinken in die Nacht —</l><lb/> <l>Steh' feſt, Du treuer Waͤchter,</l><lb/> <l>Und nimm Dein Land in Acht!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Schon hat zum Kreuzeslichte</l><lb/> <l>Dein Volk ſich ernſt gewandt,</l><lb/> <l>Im Sturm der Weltgerichte</l><lb/> <l>Tief ſchauernd Dich erkannt.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Nun hebt ſich wieder froͤhlich</l><lb/> <l>Dein Haus im Morgenſchein,</l><lb/> <l>Die Jungfrau minneſeelig</l><lb/> <l>Schaut weit ins Land hinein.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0217]
Die haben dieſen Bogen
Kuͤhn uͤber'n wilden Strom
Empoͤrter Zeit gezogen
Zum wunderbaren Dom.
Die Burgen ſah'n wir fallen,
Die Adler zogen aus,
Wehklagend durch die Hallen
Geh'n Winde ein und aus.
Doch droben auf der Zinne
Steht noch der Heldengeiſt,
Der — was die Zeit beginne —
Still nach dem Kreuze weiſ't.
Es wechſeln viel' Geſchlechter
Und ſinken in die Nacht —
Steh' feſt, Du treuer Waͤchter,
Und nimm Dein Land in Acht!
Schon hat zum Kreuzeslichte
Dein Volk ſich ernſt gewandt,
Im Sturm der Weltgerichte
Tief ſchauernd Dich erkannt.
Nun hebt ſich wieder froͤhlich
Dein Haus im Morgenſchein,
Die Jungfrau minneſeelig
Schaut weit ins Land hinein.
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