Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Abschieds-Tafel.
So rückt denn in die Runde!
Es schleicht die Zeit im Dunkeln,
Sie soll uns rüstig finden
Und heiter, stark und gut!
Gar viel ist zu vollbringen,
Gar vieles muß mißlingen.
So mag die letzte Stunde
Nachleuchten uns und funkeln!
Wo unsre Pfad' sich winden,
Wir sind in Gottes Hut.
Dem Bruder meines Lebens,
Der, fern, mit mir zusammen,
Sei denn aus Herzensgrunde
Das erste Glas gebracht!
Ich brauch' ihn nicht zu nennen,
Er aber wird mich kennen.
Viel Land trennt uns vergebens,
Ihm soll dies Wort, die Stunde,
Durch alle Adern flammen,
Wie ich an Ihn gedacht!
Zu Dir nun, heitre Schöne,
Wend' ich mich voll Gedanken.
Wie sie zu Dir sich wenden,
Muß ich so fröhlich sein.
So weit Poeten wohnen,
So weit der Wälder Kronen,
Abſchieds-Tafel.
So ruͤckt denn in die Runde!
Es ſchleicht die Zeit im Dunkeln,
Sie ſoll uns ruͤſtig finden
Und heiter, ſtark und gut!
Gar viel iſt zu vollbringen,
Gar vieles muß mißlingen.
So mag die letzte Stunde
Nachleuchten uns und funkeln!
Wo unſre Pfad' ſich winden,
Wir ſind in Gottes Hut.
Dem Bruder meines Lebens,
Der, fern, mit mir zuſammen,
Sei denn aus Herzensgrunde
Das erſte Glas gebracht!
Ich brauch' ihn nicht zu nennen,
Er aber wird mich kennen.
Viel Land trennt uns vergebens,
Ihm ſoll dies Wort, die Stunde,
Durch alle Adern flammen,
Wie ich an Ihn gedacht!
Zu Dir nun, heitre Schoͤne,
Wend' ich mich voll Gedanken.
Wie ſie zu Dir ſich wenden,
Muß ich ſo froͤhlich ſein.
So weit Poeten wohnen,
So weit der Waͤlder Kronen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0185" n="167"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Ab&#x017F;chieds-Tafel</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>o ru&#x0364;ckt denn in die Runde!</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;chleicht die Zeit im Dunkeln,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;oll uns ru&#x0364;&#x017F;tig finden</l><lb/>
            <l>Und heiter, &#x017F;tark und gut!</l><lb/>
            <l>Gar viel i&#x017F;t zu vollbringen,</l><lb/>
            <l>Gar vieles muß mißlingen.</l><lb/>
            <l>So mag die letzte Stunde</l><lb/>
            <l>Nachleuchten uns und funkeln!</l><lb/>
            <l>Wo un&#x017F;re Pfad' &#x017F;ich winden,</l><lb/>
            <l>Wir &#x017F;ind in Gottes Hut.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Dem Bruder meines Lebens,</l><lb/>
            <l>Der, fern, mit mir zu&#x017F;ammen,</l><lb/>
            <l>Sei denn aus Herzensgrunde</l><lb/>
            <l>Das er&#x017F;te Glas gebracht!</l><lb/>
            <l>Ich brauch' ihn nicht zu nennen,</l><lb/>
            <l>Er aber wird mich kennen.</l><lb/>
            <l>Viel Land trennt uns vergebens,</l><lb/>
            <l>Ihm &#x017F;oll dies Wort, die Stunde,</l><lb/>
            <l>Durch alle Adern flammen,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#g">Wie</hi> ich an Ihn gedacht!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Zu Dir nun, heitre Scho&#x0364;ne,</l><lb/>
            <l>Wend' ich mich voll Gedanken.</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;ie zu Dir &#x017F;ich wenden,</l><lb/>
            <l>Muß ich &#x017F;o fro&#x0364;hlich &#x017F;ein.</l><lb/>
            <l>So weit Poeten wohnen,</l><lb/>
            <l>So weit der Wa&#x0364;lder Kronen,</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0185] Abſchieds-Tafel. So ruͤckt denn in die Runde! Es ſchleicht die Zeit im Dunkeln, Sie ſoll uns ruͤſtig finden Und heiter, ſtark und gut! Gar viel iſt zu vollbringen, Gar vieles muß mißlingen. So mag die letzte Stunde Nachleuchten uns und funkeln! Wo unſre Pfad' ſich winden, Wir ſind in Gottes Hut. Dem Bruder meines Lebens, Der, fern, mit mir zuſammen, Sei denn aus Herzensgrunde Das erſte Glas gebracht! Ich brauch' ihn nicht zu nennen, Er aber wird mich kennen. Viel Land trennt uns vergebens, Ihm ſoll dies Wort, die Stunde, Durch alle Adern flammen, Wie ich an Ihn gedacht! Zu Dir nun, heitre Schoͤne, Wend' ich mich voll Gedanken. Wie ſie zu Dir ſich wenden, Muß ich ſo froͤhlich ſein. So weit Poeten wohnen, So weit der Waͤlder Kronen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/185
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/185>, abgerufen am 04.12.2024.