Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Wehmuth. I. Ich kann wohl manchmal singen, Als ob ich fröhlich sey, Doch heimlich Thränen dringen, Da wird das Herz mir frei. So lassen Nachtigallen, Spielt draußen Frühlingsluft, Der Sehnsucht Lied erschallen Aus ihres Käfigs Gruft. Da lauschen alle Herzen, Und alles ist erfreut, Doch keiner fühlt die Schmerzen, Im Lied das tiefe Leid. II. Sage mir mein Herz, was willst du? Unstät schweift dein bunter Will'; Manches andre Herz wohl stillst du, Nur du selbst wirst niemals still. "Eben, wenn ich munter singe,
Um die Angst mir zu zerstreun, Ruh' und Frieden manchen bringe, Daß sich viele still erfreun: Wehmuth. I. Ich kann wohl manchmal ſingen, Als ob ich froͤhlich ſey, Doch heimlich Thraͤnen dringen, Da wird das Herz mir frei. So laſſen Nachtigallen, Spielt draußen Fruͤhlingsluft, Der Sehnſucht Lied erſchallen Aus ihres Kaͤfigs Gruft. Da lauſchen alle Herzen, Und alles iſt erfreut, Doch keiner fuͤhlt die Schmerzen, Im Lied das tiefe Leid. II. Sage mir mein Herz, was willſt du? Unſtaͤt ſchweift dein bunter Will'; Manches andre Herz wohl ſtillſt du, Nur du ſelbſt wirſt niemals ſtill. „Eben, wenn ich munter ſinge,
Um die Angſt mir zu zerſtreun, Ruh' und Frieden manchen bringe, Daß ſich viele ſtill erfreun: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0100" n="82"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Wehmuth</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg> <head> <hi rendition="#aq #b">I</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch kann wohl manchmal ſingen,</l><lb/> <l>Als ob ich froͤhlich ſey,</l><lb/> <l>Doch heimlich Thraͤnen dringen,</l><lb/> <l>Da wird das Herz mir frei.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>So laſſen Nachtigallen,</l><lb/> <l>Spielt draußen Fruͤhlingsluft,</l><lb/> <l>Der Sehnſucht Lied erſchallen</l><lb/> <l>Aus ihres Kaͤfigs Gruft.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da lauſchen alle Herzen,</l><lb/> <l>Und alles iſt erfreut,</l><lb/> <l>Doch keiner fuͤhlt die Schmerzen,</l><lb/> <l>Im Lied das tiefe Leid.</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head> <hi rendition="#aq #b">II</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l>Sage mir mein Herz, was willſt du?</l><lb/> <l>Unſtaͤt ſchweift dein bunter Will';</l><lb/> <l>Manches andre Herz wohl ſtillſt du,</l><lb/> <l>Nur du ſelbſt wirſt niemals ſtill.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>„Eben, wenn ich munter ſinge,</l><lb/> <l>Um die Angſt mir zu zerſtreun,</l><lb/> <l>Ruh' und Frieden manchen bringe,</l><lb/> <l>Daß ſich viele ſtill erfreun:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0100]
Wehmuth.
I.
Ich kann wohl manchmal ſingen,
Als ob ich froͤhlich ſey,
Doch heimlich Thraͤnen dringen,
Da wird das Herz mir frei.
So laſſen Nachtigallen,
Spielt draußen Fruͤhlingsluft,
Der Sehnſucht Lied erſchallen
Aus ihres Kaͤfigs Gruft.
Da lauſchen alle Herzen,
Und alles iſt erfreut,
Doch keiner fuͤhlt die Schmerzen,
Im Lied das tiefe Leid.
II.
Sage mir mein Herz, was willſt du?
Unſtaͤt ſchweift dein bunter Will';
Manches andre Herz wohl ſtillſt du,
Nur du ſelbſt wirſt niemals ſtill.
„Eben, wenn ich munter ſinge,
Um die Angſt mir zu zerſtreun,
Ruh' und Frieden manchen bringe,
Daß ſich viele ſtill erfreun:
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