dem Flüchtling Dryandern. Der Doctor aber blickte noch immer wild zurück, setzte seinen Hut, der vor Eile ganz schief saß, auf dem Kopfe zurecht und schimpfte, außer sich vor Zorn und Schreck, über die dumme Romantik: kaum beträte man das Revier eines Poeten, so schössen verstorbene Doppelgänger, gleich wahnsinnigen Pilzen, aus dem unvernünftigen Boden und säßen auf den Klippen umher und wackel¬ ten mit den Köpfen. -- Da erkannte er auf einmal in Fiametta's Augen das hübsche Jägerbürschchen vom Donauschiff, und seine ganze Gedankenfolge bekam dadurch plötzlich einen anderen Zug. Fiametta errö¬ thete und fragte ihn lächelnd, ob er sich noch mit ihr schlagen wolle? Er aber besann sich nicht lange. O, entgegnete er tapfer, ich habe damals auf dem Schiffe alles recht gut gewußt, und wollte nur die Damen ein wenig schrecken. -- Ja, ja, das hat die Schiffsgesellschaft wohl gemerkt, sagte Fortunat, denn sie haben deinen zurückgelassenen Hut über der Thür des Wirthshauses angenagelt zum ewigen Gedächtniß eines verwegenen Duellanten, der vor Zorn und Wuth plötzlich die Verschwindsucht bekommen.
Unterdeß hatte der Einsiedler das Gebüsch hinter der Mauer untersucht und kam nun mit großem Ge¬ lächter zurück. Gerade in dem wildverwachsenen Ver¬ steck, wo Dryander das Ständchen gebracht, befand sich der zertrümmerte Eingang zur Klostergruft; dort
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dem Fluͤchtling Dryandern. Der Doctor aber blickte noch immer wild zuruͤck, ſetzte ſeinen Hut, der vor Eile ganz ſchief ſaß, auf dem Kopfe zurecht und ſchimpfte, außer ſich vor Zorn und Schreck, uͤber die dumme Romantik: kaum betraͤte man das Revier eines Poeten, ſo ſchoͤſſen verſtorbene Doppelgaͤnger, gleich wahnſinnigen Pilzen, aus dem unvernuͤnftigen Boden und ſaͤßen auf den Klippen umher und wackel¬ ten mit den Koͤpfen. — Da erkannte er auf einmal in Fiametta's Augen das huͤbſche Jaͤgerbuͤrſchchen vom Donauſchiff, und ſeine ganze Gedankenfolge bekam dadurch ploͤtzlich einen anderen Zug. Fiametta erroͤ¬ thete und fragte ihn laͤchelnd, ob er ſich noch mit ihr ſchlagen wolle? Er aber beſann ſich nicht lange. O, entgegnete er tapfer, ich habe damals auf dem Schiffe alles recht gut gewußt, und wollte nur die Damen ein wenig ſchrecken. — Ja, ja, das hat die Schiffsgeſellſchaft wohl gemerkt, ſagte Fortunat, denn ſie haben deinen zuruͤckgelaſſenen Hut uͤber der Thuͤr des Wirthshauſes angenagelt zum ewigen Gedaͤchtniß eines verwegenen Duellanten, der vor Zorn und Wuth ploͤtzlich die Verſchwindſucht bekommen.
Unterdeß hatte der Einſiedler das Gebuͤſch hinter der Mauer unterſucht und kam nun mit großem Ge¬ laͤchter zuruͤck. Gerade in dem wildverwachſenen Ver¬ ſteck, wo Dryander das Staͤndchen gebracht, befand ſich der zertruͤmmerte Eingang zur Kloſtergruft; dort
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dem Fluͤchtling Dryandern. Der Doctor aber
blickte noch immer wild zuruͤck, ſetzte ſeinen Hut, der
vor Eile ganz ſchief ſaß, auf dem Kopfe zurecht und
ſchimpfte, außer ſich vor Zorn und Schreck, uͤber die
dumme Romantik: kaum betraͤte man das Revier
eines Poeten, ſo ſchoͤſſen verſtorbene Doppelgaͤnger,
gleich wahnſinnigen Pilzen, aus dem unvernuͤnftigen
Boden und ſaͤßen auf den Klippen umher und wackel¬
ten mit den Koͤpfen. — Da erkannte er auf einmal
in Fiametta's Augen das huͤbſche Jaͤgerbuͤrſchchen vom
Donauſchiff, und ſeine ganze Gedankenfolge bekam
dadurch ploͤtzlich einen anderen Zug. Fiametta erroͤ¬
thete und fragte ihn laͤchelnd, ob er ſich noch mit ihr
ſchlagen wolle? Er aber beſann ſich nicht lange.
O, entgegnete er tapfer, ich habe damals auf dem
Schiffe alles recht gut gewußt, und wollte nur die
Damen ein wenig ſchrecken. — Ja, ja, das hat die
Schiffsgeſellſchaft wohl gemerkt, ſagte Fortunat, denn
ſie haben deinen zuruͤckgelaſſenen Hut uͤber der Thuͤr
des Wirthshauſes angenagelt zum ewigen Gedaͤchtniß
eines verwegenen Duellanten, der vor Zorn und Wuth
ploͤtzlich die Verſchwindſucht bekommen.
Unterdeß hatte der Einſiedler das Gebuͤſch hinter
der Mauer unterſucht und kam nun mit großem Ge¬
laͤchter zuruͤck. Gerade in dem wildverwachſenen Ver¬
ſteck, wo Dryander das Staͤndchen gebracht, befand
ſich der zertruͤmmerte Eingang zur Kloſtergruft; dort
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/376>, abgerufen am 23.11.2024.
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