ten Berge aus dem Walde trat, erblickte er auf ein¬ mal in der Ferne mitten zwischen Gärten die alte braune Stadt, wie eine von Epheu übergrünte Ruine. Ermüdet streckte er sich unter den Bäumen hin, er sah Handwerksbursche, Reiter und schlanke Bauermädchen heiter durch's Grün auf dem Gebirgspfade hinabziehn, die Vögel sangen im Walde, einzelne Wolkenschatten flogen wechselnd über die glänzende Landschaft -- so schlummerte er ein, und träumte von der schönen, wald¬ kühlen Jugendzeit.
Er mußte lange geschlafen haben, denn als er er¬ schrocken wieder um sich blickte, ging die Sonne schon unter und vergoldete die Giebel und Thürme der Stadt. Voll Erstaunen sah er sich ganz von Blumen bedeckt, als hätt' es Rosen geregnet. Da hörte er eine schöne Stimme lustig durch die Abendluft klingen. Ein ele¬ ganter Reisewagen stand tiefer am Saume des Wal¬ des, zwei junge Damen, die, wie es schien, den steilen Berg zu Fuß herabgekommen, stiegen so eben wieder ein. Die eine wandte sich noch einmal und blickte nach ihm herüber, er mußte verwirrt und geblendet niedersehen, so schön war sie. Nach der Berg-Vor¬ stadt! rief sie dem Postillon zu -- da flog der Wagen in den duftigen Abend hinein, er hörte das Posthorn noch lange aus der Ferne schallen.
In der Stadt fand er seine Wohnung bereit: ein kleines, freundliches Stübchen im dritten Stock, alte
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ten Berge aus dem Walde trat, erblickte er auf ein¬ mal in der Ferne mitten zwiſchen Gaͤrten die alte braune Stadt, wie eine von Epheu uͤbergruͤnte Ruine. Ermuͤdet ſtreckte er ſich unter den Baͤumen hin, er ſah Handwerksburſche, Reiter und ſchlanke Bauermaͤdchen heiter durch's Gruͤn auf dem Gebirgspfade hinabziehn, die Voͤgel ſangen im Walde, einzelne Wolkenſchatten flogen wechſelnd uͤber die glaͤnzende Landſchaft — ſo ſchlummerte er ein, und traͤumte von der ſchoͤnen, wald¬ kuͤhlen Jugendzeit.
Er mußte lange geſchlafen haben, denn als er er¬ ſchrocken wieder um ſich blickte, ging die Sonne ſchon unter und vergoldete die Giebel und Thuͤrme der Stadt. Voll Erſtaunen ſah er ſich ganz von Blumen bedeckt, als haͤtt' es Roſen geregnet. Da hoͤrte er eine ſchoͤne Stimme luſtig durch die Abendluft klingen. Ein ele¬ ganter Reiſewagen ſtand tiefer am Saume des Wal¬ des, zwei junge Damen, die, wie es ſchien, den ſteilen Berg zu Fuß herabgekommen, ſtiegen ſo eben wieder ein. Die eine wandte ſich noch einmal und blickte nach ihm heruͤber, er mußte verwirrt und geblendet niederſehen, ſo ſchoͤn war ſie. Nach der Berg-Vor¬ ſtadt! rief ſie dem Poſtillon zu — da flog der Wagen in den duftigen Abend hinein, er hoͤrte das Poſthorn noch lange aus der Ferne ſchallen.
In der Stadt fand er ſeine Wohnung bereit: ein kleines, freundliches Stuͤbchen im dritten Stock, alte
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ten Berge aus dem Walde trat, erblickte er auf ein¬
mal in der Ferne mitten zwiſchen Gaͤrten die alte
braune Stadt, wie eine von Epheu uͤbergruͤnte Ruine.
Ermuͤdet ſtreckte er ſich unter den Baͤumen hin, er ſah
Handwerksburſche, Reiter und ſchlanke Bauermaͤdchen
heiter durch's Gruͤn auf dem Gebirgspfade hinabziehn,
die Voͤgel ſangen im Walde, einzelne Wolkenſchatten
flogen wechſelnd uͤber die glaͤnzende Landſchaft — ſo
ſchlummerte er ein, und traͤumte von der ſchoͤnen, wald¬
kuͤhlen Jugendzeit.
Er mußte lange geſchlafen haben, denn als er er¬
ſchrocken wieder um ſich blickte, ging die Sonne ſchon
unter und vergoldete die Giebel und Thuͤrme der Stadt.
Voll Erſtaunen ſah er ſich ganz von Blumen bedeckt,
als haͤtt' es Roſen geregnet. Da hoͤrte er eine ſchoͤne
Stimme luſtig durch die Abendluft klingen. Ein ele¬
ganter Reiſewagen ſtand tiefer am Saume des Wal¬
des, zwei junge Damen, die, wie es ſchien, den ſteilen
Berg zu Fuß herabgekommen, ſtiegen ſo eben wieder
ein. Die eine wandte ſich noch einmal und blickte
nach ihm heruͤber, er mußte verwirrt und geblendet
niederſehen, ſo ſchoͤn war ſie. Nach der Berg-Vor¬
ſtadt! rief ſie dem Poſtillon zu — da flog der Wagen
in den duftigen Abend hinein, er hoͤrte das Poſthorn
noch lange aus der Ferne ſchallen.
In der Stadt fand er ſeine Wohnung bereit: ein
kleines, freundliches Stuͤbchen im dritten Stock, alte
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/314>, abgerufen am 21.11.2024.
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