sich unterdeß wieder eingefunden, und eine Zeit lang ungesehen alles mit angehört hatte. Trudchen, Trud¬ chen! rief er immerfort lachend, was geschieht dir? ich erkenne dich ja gar nicht wieder -- dieses charmante Wesen und angenehme Klugsprechen, Attitüden und romantischer Shwaltanz. -- Das resolute Weibchen aber schien nicht einen Augenblick betreten. Mit ver¬ änderter Stimme, die plötzlich wie der Absatz eines Pantöffelchens klang, erwiederte sie: solche Faxen leid' ich nun ein für allemal nicht von dir! Willst du ein Philister seyn, so ist's gut, ich werde auch seyn, wie ich Lust habe! -- Dryander hatte sie unterdeß um¬ faßt und walzte mit ihr auf dem Rasen herum. Sie aber schrie auf einmal laut auf, und riß sich mit mehr Heftigkeit als Grazie von ihm los. Du bist immer so ungeschickt, sagte sie, du trittst mir auf den Fuß. -- Das ist nicht wahr, rief Dryander. -- Wahr oder nicht wahr! -- entgegnete sie, ich bin todtmüde von deinem Herumziehen in dem dummen Gebirge, und ich will schlafen gehn, und das jetzt gleich! -- Nun gerieth Dryander seinerseits in eine wunderliche Wuth. Um Gotteswillen, nur keine Launen! rief er aus, Weiberlaune ist mir zuwider, wie das Pech am Pfropfen einer Champagner-Flasche, ein ekelhafter Mehlthau auf Blumen, da ist offenbarer Wahnsinn noch herrlich dagegen mit seinem Abgrunde bodenloser Gedanken. -- Und ich gehe doch schlafen! unterbrach
ſich unterdeß wieder eingefunden, und eine Zeit lang ungeſehen alles mit angehoͤrt hatte. Trudchen, Trud¬ chen! rief er immerfort lachend, was geſchieht dir? ich erkenne dich ja gar nicht wieder — dieſes charmante Weſen und angenehme Klugſprechen, Attituͤden und romantiſcher Shwaltanz. — Das reſolute Weibchen aber ſchien nicht einen Augenblick betreten. Mit ver¬ aͤnderter Stimme, die ploͤtzlich wie der Abſatz eines Pantoͤffelchens klang, erwiederte ſie: ſolche Faxen leid' ich nun ein fuͤr allemal nicht von dir! Willſt du ein Philiſter ſeyn, ſo iſt's gut, ich werde auch ſeyn, wie ich Luſt habe! — Dryander hatte ſie unterdeß um¬ faßt und walzte mit ihr auf dem Raſen herum. Sie aber ſchrie auf einmal laut auf, und riß ſich mit mehr Heftigkeit als Grazie von ihm los. Du biſt immer ſo ungeſchickt, ſagte ſie, du trittſt mir auf den Fuß. — Das iſt nicht wahr, rief Dryander. — Wahr oder nicht wahr! — entgegnete ſie, ich bin todtmuͤde von deinem Herumziehen in dem dummen Gebirge, und ich will ſchlafen gehn, und das jetzt gleich! — Nun gerieth Dryander ſeinerſeits in eine wunderliche Wuth. Um Gotteswillen, nur keine Launen! rief er aus, Weiberlaune iſt mir zuwider, wie das Pech am Pfropfen einer Champagner-Flaſche, ein ekelhafter Mehlthau auf Blumen, da iſt offenbarer Wahnſinn noch herrlich dagegen mit ſeinem Abgrunde bodenloſer Gedanken. — Und ich gehe doch ſchlafen! unterbrach
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ſich unterdeß wieder eingefunden, und eine Zeit lang
ungeſehen alles mit angehoͤrt hatte. Trudchen, Trud¬
chen! rief er immerfort lachend, was geſchieht dir? ich
erkenne dich ja gar nicht wieder — dieſes charmante
Weſen und angenehme Klugſprechen, Attituͤden und
romantiſcher Shwaltanz. — Das reſolute Weibchen
aber ſchien nicht einen Augenblick betreten. Mit ver¬
aͤnderter Stimme, die ploͤtzlich wie der Abſatz eines
Pantoͤffelchens klang, erwiederte ſie: ſolche Faxen leid'
ich nun ein fuͤr allemal nicht von dir! Willſt du ein
Philiſter ſeyn, ſo iſt's gut, ich werde auch ſeyn, wie
ich Luſt habe! — Dryander hatte ſie unterdeß um¬
faßt und walzte mit ihr auf dem Raſen herum. Sie
aber ſchrie auf einmal laut auf, und riß ſich mit
mehr Heftigkeit als Grazie von ihm los. Du biſt
immer ſo ungeſchickt, ſagte ſie, du trittſt mir auf den
Fuß. — Das iſt nicht wahr, rief Dryander. — Wahr
oder nicht wahr! — entgegnete ſie, ich bin todtmuͤde
von deinem Herumziehen in dem dummen Gebirge,
und ich will ſchlafen gehn, und das jetzt gleich! —
Nun gerieth Dryander ſeinerſeits in eine wunderliche
Wuth. Um Gotteswillen, nur keine Launen! rief er
aus, Weiberlaune iſt mir zuwider, wie das Pech am
Pfropfen einer Champagner-Flaſche, ein ekelhafter
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noch herrlich dagegen mit ſeinem Abgrunde bodenloſer
Gedanken. — Und ich gehe doch ſchlafen! unterbrach
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/274>, abgerufen am 23.11.2024.
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