sich zu ihnen, und, eh' ich's mich versehe, hat er Händel unter ihnen angestiftet, und hat dann keine Courage sie auszufechten. Wenn er recht vergnügt ist, zieht er gar seine verfluchte Geige hervor, und spielt tolles Zeug auf. Hol' der Teufel alle Phantasten!
Hiermit kehrte der Wirth wieder in seine Höhle zurück, und die beiden Freunde bemerkten bei dem hellen Mondschein, wie der unbekannte Musikus so eben zum Stadtthor hinauswanderte. Ein herrlicher Narr! rief Fortunat aus, dem Wanderer noch immer nachsehend. Laß' die Fledermäuse, erwiederte Walter, sie gerathen uns sonst noch in die Haare. Komm' nun nach Haus, es ist schon spät, und ich habe noch alle Hände voll zu thun für morgen.
Auf Walters Stube ging nun ein fröhliches Ru¬ moren an. Die alte Aufwärterin wurde herbeigerufen, Befehle wurden ertheilt, Briefe versiegelt, und Akten und Wäsche gepackt, wobei Fortunat, in der Vor¬ freude der bevorstehenden unerwarteten Fahrt, zur Verwunderung der Alten wüthend half. Der weitge¬ stirnte Himmel sah indeß durch die offenen Fenster herein, der Brunnen rauschte vom einsamen Markte, während die Nachtigallen in den Gärten schlugen, und Fortunaten war es dazwischen, als ginge draußen das Geigenspiel des wunderlichen Musikanten noch ein¬ mal fern über die stillen Höhen.
ſich zu ihnen, und, eh' ich's mich verſehe, hat er Haͤndel unter ihnen angeſtiftet, und hat dann keine Courage ſie auszufechten. Wenn er recht vergnuͤgt iſt, zieht er gar ſeine verfluchte Geige hervor, und ſpielt tolles Zeug auf. Hol' der Teufel alle Phantaſten!
Hiermit kehrte der Wirth wieder in ſeine Hoͤhle zuruͤck, und die beiden Freunde bemerkten bei dem hellen Mondſchein, wie der unbekannte Muſikus ſo eben zum Stadtthor hinauswanderte. Ein herrlicher Narr! rief Fortunat aus, dem Wanderer noch immer nachſehend. Laß' die Fledermaͤuſe, erwiederte Walter, ſie gerathen uns ſonſt noch in die Haare. Komm' nun nach Haus, es iſt ſchon ſpaͤt, und ich habe noch alle Haͤnde voll zu thun fuͤr morgen.
Auf Walters Stube ging nun ein froͤhliches Ru¬ moren an. Die alte Aufwaͤrterin wurde herbeigerufen, Befehle wurden ertheilt, Briefe verſiegelt, und Akten und Waͤſche gepackt, wobei Fortunat, in der Vor¬ freude der bevorſtehenden unerwarteten Fahrt, zur Verwunderung der Alten wuͤthend half. Der weitge¬ ſtirnte Himmel ſah indeß durch die offenen Fenſter herein, der Brunnen rauſchte vom einſamen Markte, waͤhrend die Nachtigallen in den Gaͤrten ſchlugen, und Fortunaten war es dazwiſchen, als ginge draußen das Geigenſpiel des wunderlichen Muſikanten noch ein¬ mal fern uͤber die ſtillen Hoͤhen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0021"n="14"/>ſich zu ihnen, und, eh' ich's mich verſehe, hat er<lb/>
Haͤndel unter ihnen angeſtiftet, und hat dann keine<lb/>
Courage ſie auszufechten. Wenn er recht vergnuͤgt iſt,<lb/>
zieht er gar ſeine verfluchte Geige hervor, und ſpielt<lb/>
tolles Zeug auf. Hol' der Teufel alle Phantaſten!</p><lb/><p>Hiermit kehrte der Wirth wieder in ſeine Hoͤhle<lb/>
zuruͤck, und die beiden Freunde bemerkten bei dem<lb/>
hellen Mondſchein, wie der unbekannte Muſikus ſo<lb/>
eben zum Stadtthor hinauswanderte. Ein herrlicher<lb/>
Narr! rief Fortunat aus, dem Wanderer noch immer<lb/>
nachſehend. Laß' die Fledermaͤuſe, erwiederte Walter,<lb/>ſie gerathen uns ſonſt noch in die Haare. Komm'<lb/>
nun nach Haus, es iſt ſchon ſpaͤt, und ich habe noch<lb/>
alle Haͤnde voll zu thun fuͤr morgen.</p><lb/><p>Auf Walters Stube ging nun ein froͤhliches Ru¬<lb/>
moren an. Die alte Aufwaͤrterin wurde herbeigerufen,<lb/>
Befehle wurden ertheilt, Briefe verſiegelt, und Akten<lb/>
und Waͤſche gepackt, wobei Fortunat, in der Vor¬<lb/>
freude der bevorſtehenden unerwarteten Fahrt, zur<lb/>
Verwunderung der Alten wuͤthend half. Der weitge¬<lb/>ſtirnte Himmel ſah indeß durch die offenen Fenſter<lb/>
herein, der Brunnen rauſchte vom einſamen Markte,<lb/>
waͤhrend die Nachtigallen in den Gaͤrten ſchlugen,<lb/>
und Fortunaten war es dazwiſchen, als ginge draußen<lb/>
das Geigenſpiel des wunderlichen Muſikanten noch ein¬<lb/>
mal fern uͤber die ſtillen Hoͤhen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[14/0021]
ſich zu ihnen, und, eh' ich's mich verſehe, hat er
Haͤndel unter ihnen angeſtiftet, und hat dann keine
Courage ſie auszufechten. Wenn er recht vergnuͤgt iſt,
zieht er gar ſeine verfluchte Geige hervor, und ſpielt
tolles Zeug auf. Hol' der Teufel alle Phantaſten!
Hiermit kehrte der Wirth wieder in ſeine Hoͤhle
zuruͤck, und die beiden Freunde bemerkten bei dem
hellen Mondſchein, wie der unbekannte Muſikus ſo
eben zum Stadtthor hinauswanderte. Ein herrlicher
Narr! rief Fortunat aus, dem Wanderer noch immer
nachſehend. Laß' die Fledermaͤuſe, erwiederte Walter,
ſie gerathen uns ſonſt noch in die Haare. Komm'
nun nach Haus, es iſt ſchon ſpaͤt, und ich habe noch
alle Haͤnde voll zu thun fuͤr morgen.
Auf Walters Stube ging nun ein froͤhliches Ru¬
moren an. Die alte Aufwaͤrterin wurde herbeigerufen,
Befehle wurden ertheilt, Briefe verſiegelt, und Akten
und Waͤſche gepackt, wobei Fortunat, in der Vor¬
freude der bevorſtehenden unerwarteten Fahrt, zur
Verwunderung der Alten wuͤthend half. Der weitge¬
ſtirnte Himmel ſah indeß durch die offenen Fenſter
herein, der Brunnen rauſchte vom einſamen Markte,
waͤhrend die Nachtigallen in den Gaͤrten ſchlugen,
und Fortunaten war es dazwiſchen, als ginge draußen
das Geigenſpiel des wunderlichen Muſikanten noch ein¬
mal fern uͤber die ſtillen Hoͤhen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/21>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.