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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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fremden Lauten, wie Glöckchen, verlockend durch die
morgenfrische Wildniß gehen. So war er die helle,
stille Marmortreppe hinabgeeilt, um Rom, den Gar¬
ten, den jungen Frühling und den alten Marchese zu
begrüßen.

Nach allen Seiten fröhlich umschauend, wurde er
in einiger Entfernung vor sich einen stattlichen Herrn
mit gepudertem Haar, Schnallenschuhen und einem
alten hofmäßigen Kleide gewahr, welcher ein junges
Frauenzimmer am Arm führte, während ein Bedienter
in verschossener Liverey mit einem Sonnenschirm und
in sichtbarer Langeweile ihnen langsam nachschlenderte.
Seine Vermuthung bestätigte sich bald, es war der
alte Marchese A., welcher seinen Gast kaum bemerkt
hatte, als er ihn in französischer Sprache sehr feier¬
lich willkommen hieß und ihm in seiner Begleiterin
seine Tochter Fiametta vorstellte, die erröthend ihre
langen schwarzen Augenwimpern senkte, da sie auf
Fortunats Rock noch einige Apfelblüthen erblickte.
Dann lud er den Fremden ein, an ihrer Morgenpro¬
menade Theil zu nehmen. Fortunaten war es, da sie
nun in künstlicher Verschlingung zierlicher Redensarten
an den Buxbaumwänden durch die langen Alleen mit
perspectivischen Aussichten gemessen dahinschritten, als
wüchse ihm langsam ein Haarbeutel im Nacken und
ein Stahldegen zwischen den Rockschößen heraus, und
er ginge mmer tiefer und tiefer in jene gute alte wun¬

fremden Lauten, wie Gloͤckchen, verlockend durch die
morgenfriſche Wildniß gehen. So war er die helle,
ſtille Marmortreppe hinabgeeilt, um Rom, den Gar¬
ten, den jungen Fruͤhling und den alten Marcheſe zu
begruͤßen.

Nach allen Seiten froͤhlich umſchauend, wurde er
in einiger Entfernung vor ſich einen ſtattlichen Herrn
mit gepudertem Haar, Schnallenſchuhen und einem
alten hofmaͤßigen Kleide gewahr, welcher ein junges
Frauenzimmer am Arm fuͤhrte, waͤhrend ein Bedienter
in verſchoſſener Liverey mit einem Sonnenſchirm und
in ſichtbarer Langeweile ihnen langſam nachſchlenderte.
Seine Vermuthung beſtaͤtigte ſich bald, es war der
alte Marcheſe A., welcher ſeinen Gaſt kaum bemerkt
hatte, als er ihn in franzoͤſiſcher Sprache ſehr feier¬
lich willkommen hieß und ihm in ſeiner Begleiterin
ſeine Tochter Fiametta vorſtellte, die erroͤthend ihre
langen ſchwarzen Augenwimpern ſenkte, da ſie auf
Fortunats Rock noch einige Apfelbluͤthen erblickte.
Dann lud er den Fremden ein, an ihrer Morgenpro¬
menade Theil zu nehmen. Fortunaten war es, da ſie
nun in kuͤnſtlicher Verſchlingung zierlicher Redensarten
an den Buxbaumwaͤnden durch die langen Alleen mit
perſpectiviſchen Ausſichten gemeſſen dahinſchritten, als
wuͤchſe ihm langſam ein Haarbeutel im Nacken und
ein Stahldegen zwiſchen den Rockſchoͤßen heraus, und
er ginge mmer tiefer und tiefer in jene gute alte wun¬

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[191/0198] fremden Lauten, wie Gloͤckchen, verlockend durch die morgenfriſche Wildniß gehen. So war er die helle, ſtille Marmortreppe hinabgeeilt, um Rom, den Gar¬ ten, den jungen Fruͤhling und den alten Marcheſe zu begruͤßen. Nach allen Seiten froͤhlich umſchauend, wurde er in einiger Entfernung vor ſich einen ſtattlichen Herrn mit gepudertem Haar, Schnallenſchuhen und einem alten hofmaͤßigen Kleide gewahr, welcher ein junges Frauenzimmer am Arm fuͤhrte, waͤhrend ein Bedienter in verſchoſſener Liverey mit einem Sonnenſchirm und in ſichtbarer Langeweile ihnen langſam nachſchlenderte. Seine Vermuthung beſtaͤtigte ſich bald, es war der alte Marcheſe A., welcher ſeinen Gaſt kaum bemerkt hatte, als er ihn in franzoͤſiſcher Sprache ſehr feier¬ lich willkommen hieß und ihm in ſeiner Begleiterin ſeine Tochter Fiametta vorſtellte, die erroͤthend ihre langen ſchwarzen Augenwimpern ſenkte, da ſie auf Fortunats Rock noch einige Apfelbluͤthen erblickte. Dann lud er den Fremden ein, an ihrer Morgenpro¬ menade Theil zu nehmen. Fortunaten war es, da ſie nun in kuͤnſtlicher Verſchlingung zierlicher Redensarten an den Buxbaumwaͤnden durch die langen Alleen mit perſpectiviſchen Ausſichten gemeſſen dahinſchritten, als wuͤchſe ihm langſam ein Haarbeutel im Nacken und ein Stahldegen zwiſchen den Rockſchoͤßen heraus, und er ginge mmer tiefer und tiefer in jene gute alte wun¬

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/198>, abgerufen am 22.11.2024.