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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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schen den Zweigen nach Fortunaten und Lothario her¬
über, welcher den ersteren mit heraufgeschleppt und so
eben der Fürstin als einen geistreichen, nur erst kürz¬
lich zu ihnen gestoßenen Volontair vorgestellt hatte.
Die Fürstin, eine junge schmächtige Dame mit schwar¬
zem Haar, bleichem Gesicht und feurigen Augen, in
graziöser Lebhaftigkeit bald zu diesem, bald zu jenem
Herrn ihres Gefolges plaudernd zurückgewandt, nun
witzig, dann sinnig, dann wieder gelehrt, wechselte in
wenigen Minuten verschwenderisch alle Farben der neue¬
sten Bildung. Dazwischen blickte sie oft Fortunaten
fast lauernd an, als wollte sie prüfen, welchen Ton
sie ihm gegenüber eigentlich anschlagen sollte. Sie
schien es wunderbarer Weise recht ausschließlich auf
den Beifall des unbekannten jungen Mannes abgese¬
hen zu haben, der sich, wie in einem plötzlichen Feuer¬
werk, vor den Raketen und steigenden Leuchtkugeln
dieser Unterhaltung gar nicht zu fassen und zu retten
wußte. -- Dem Fürsten aber waren die Blicke der
Gräfin Juanna -- so nannte man die schöne Jäge¬
rin -- nicht entgangen, er wurde auf einmal ver¬
stimmt, und entließ schnell die Schauspielergesellschaft.
Das ist ein lustiges Metier, sagte er dabei noch mit
besonderem Nachdruck zu Fortunaten, sich so täglich in
einen andern zu verwandeln, gestern ein Graf, heute
ein Schauspieler und immer ein Poet. -- Ganz inter¬
essant, meinte die Fürstin, die Exposition ist roman¬

ſchen den Zweigen nach Fortunaten und Lothario her¬
uͤber, welcher den erſteren mit heraufgeſchleppt und ſo
eben der Fuͤrſtin als einen geiſtreichen, nur erſt kuͤrz¬
lich zu ihnen geſtoßenen Volontair vorgeſtellt hatte.
Die Fuͤrſtin, eine junge ſchmaͤchtige Dame mit ſchwar¬
zem Haar, bleichem Geſicht und feurigen Augen, in
grazioͤſer Lebhaftigkeit bald zu dieſem, bald zu jenem
Herrn ihres Gefolges plaudernd zuruͤckgewandt, nun
witzig, dann ſinnig, dann wieder gelehrt, wechſelte in
wenigen Minuten verſchwenderiſch alle Farben der neue¬
ſten Bildung. Dazwiſchen blickte ſie oft Fortunaten
faſt lauernd an, als wollte ſie pruͤfen, welchen Ton
ſie ihm gegenuͤber eigentlich anſchlagen ſollte. Sie
ſchien es wunderbarer Weiſe recht ausſchließlich auf
den Beifall des unbekannten jungen Mannes abgeſe¬
hen zu haben, der ſich, wie in einem ploͤtzlichen Feuer¬
werk, vor den Raketen und ſteigenden Leuchtkugeln
dieſer Unterhaltung gar nicht zu faſſen und zu retten
wußte. — Dem Fuͤrſten aber waren die Blicke der
Graͤfin Juanna — ſo nannte man die ſchoͤne Jaͤge¬
rin — nicht entgangen, er wurde auf einmal ver¬
ſtimmt, und entließ ſchnell die Schauſpielergeſellſchaft.
Das iſt ein luſtiges Metier, ſagte er dabei noch mit
beſonderem Nachdruck zu Fortunaten, ſich ſo taͤglich in
einen andern zu verwandeln, geſtern ein Graf, heute
ein Schauſpieler und immer ein Poet. — Ganz inter¬
eſſant, meinte die Fuͤrſtin, die Expoſition iſt roman¬

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[101/0108] ſchen den Zweigen nach Fortunaten und Lothario her¬ uͤber, welcher den erſteren mit heraufgeſchleppt und ſo eben der Fuͤrſtin als einen geiſtreichen, nur erſt kuͤrz¬ lich zu ihnen geſtoßenen Volontair vorgeſtellt hatte. Die Fuͤrſtin, eine junge ſchmaͤchtige Dame mit ſchwar¬ zem Haar, bleichem Geſicht und feurigen Augen, in grazioͤſer Lebhaftigkeit bald zu dieſem, bald zu jenem Herrn ihres Gefolges plaudernd zuruͤckgewandt, nun witzig, dann ſinnig, dann wieder gelehrt, wechſelte in wenigen Minuten verſchwenderiſch alle Farben der neue¬ ſten Bildung. Dazwiſchen blickte ſie oft Fortunaten faſt lauernd an, als wollte ſie pruͤfen, welchen Ton ſie ihm gegenuͤber eigentlich anſchlagen ſollte. Sie ſchien es wunderbarer Weiſe recht ausſchließlich auf den Beifall des unbekannten jungen Mannes abgeſe¬ hen zu haben, der ſich, wie in einem ploͤtzlichen Feuer¬ werk, vor den Raketen und ſteigenden Leuchtkugeln dieſer Unterhaltung gar nicht zu faſſen und zu retten wußte. — Dem Fuͤrſten aber waren die Blicke der Graͤfin Juanna — ſo nannte man die ſchoͤne Jaͤge¬ rin — nicht entgangen, er wurde auf einmal ver¬ ſtimmt, und entließ ſchnell die Schauſpielergeſellſchaft. Das iſt ein luſtiges Metier, ſagte er dabei noch mit beſonderem Nachdruck zu Fortunaten, ſich ſo taͤglich in einen andern zu verwandeln, geſtern ein Graf, heute ein Schauſpieler und immer ein Poet. — Ganz inter¬ eſſant, meinte die Fuͤrſtin, die Expoſition iſt roman¬

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/108>, abgerufen am 23.11.2024.