Wie in Wälschland lau und blau, Gieng' ich mit der Mandoline Durch die überglänzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauschte
An dem Fenster süßverwacht, Wünschte mir und ihr -- uns beyden. Heimlich eine schöne Nacht.
Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Wälschland lau und blau, Gieng' ich mit der Mandoline Durch die überglänzte Au.
Aber die Sonne scheint nicht wie in Wälschland und der Student zog weiter und es ist eben alles nichts. -- Geh'n wir schlafen, geh'n wir schlafen, setzte sie langweiliggähnend hinzu, nahm Friedrich'n bey der Hand und führte ihn wieder die Stiege hinab.
Er bemerkte, als sie wieder in den Zimmern angekommen waren, eine ungewöhnliche Unruhe an ihr, sie hieng bewegt an seinem Arme. Sie schien ihm bey dem Mondenschimmer, der durch das offe¬ ne Fenster auf ihr Gesicht fiel, todtenblaß, eine Art von seltsamer Furcht befiel ihn da auf einmal vor Ihr und dem ganzen Feenschlosse, er gab ihr schnell eine gute Nacht und eilte in das ihm ange¬ wiesene Zimmer, wo er sich angekleidet auf das Bett hinwarf.
Das Gemach war nur um einige Zimmer von dem Schlafgemach der Gräfin entfernt. Die Thü¬
Wenn die Sonne lieblich ſchiene
Wie in Wälſchland lau und blau, Gieng' ich mit der Mandoline Durch die überglänzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauſchte
An dem Fenſter ſüßverwacht, Wünſchte mir und ihr — uns beyden. Heimlich eine ſchöne Nacht.
Wenn die Sonne lieblich ſchiene
Wie in Wälſchland lau und blau, Gieng' ich mit der Mandoline Durch die überglänzte Au.
Aber die Sonne ſcheint nicht wie in Wälſchland und der Student zog weiter und es iſt eben alles nichts. — Geh'n wir ſchlafen, geh'n wir ſchlafen, ſetzte ſie langweiliggähnend hinzu, nahm Friedrich'n bey der Hand und führte ihn wieder die Stiege hinab.
Er bemerkte, als ſie wieder in den Zimmern angekommen waren, eine ungewöhnliche Unruhe an ihr, ſie hieng bewegt an ſeinem Arme. Sie ſchien ihm bey dem Mondenſchimmer, der durch das offe¬ ne Fenſter auf ihr Geſicht fiel, todtenblaß, eine Art von ſeltſamer Furcht befiel ihn da auf einmal vor Ihr und dem ganzen Feenſchloſſe, er gab ihr ſchnell eine gute Nacht und eilte in das ihm ange¬ wieſene Zimmer, wo er ſich angekleidet auf das Bett hinwarf.
Das Gemach war nur um einige Zimmer von dem Schlafgemach der Gräfin entfernt. Die Thü¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0251"n="245"/><lgtype="poem"><lgn="1"><lrendition="#et">Wenn die Sonne lieblich ſchiene</l><lb/><l>Wie in Wälſchland lau und blau,</l><lb/><l>Gieng' ich mit der Mandoline</l><lb/><l>Durch die überglänzte Au.</l><lb/></lg><lgn="2"><lrendition="#et">In der Nacht dann Liebchen lauſchte</l><lb/><l>An dem Fenſter ſüßverwacht,</l><lb/><l>Wünſchte mir und ihr — uns beyden.</l><lb/><l>Heimlich eine ſchöne Nacht.</l><lb/></lg><lgn="3"><lrendition="#et">Wenn die Sonne lieblich ſchiene</l><lb/><l>Wie in Wälſchland lau und blau,</l><lb/><l>Gieng' ich mit der Mandoline</l><lb/><l>Durch die überglänzte Au.</l><lb/></lg></lg><p>Aber die Sonne ſcheint nicht wie in Wälſchland<lb/>
und der Student zog weiter und es iſt eben alles<lb/>
nichts. — Geh'n wir ſchlafen, geh'n wir ſchlafen,<lb/>ſetzte ſie langweiliggähnend hinzu, nahm Friedrich'n<lb/>
bey der Hand und führte ihn wieder die Stiege<lb/>
hinab.</p><lb/><p>Er bemerkte, als ſie wieder in den Zimmern<lb/>
angekommen waren, eine ungewöhnliche Unruhe an<lb/>
ihr, ſie hieng bewegt an ſeinem Arme. Sie ſchien<lb/>
ihm bey dem Mondenſchimmer, der durch das offe¬<lb/>
ne Fenſter auf ihr Geſicht fiel, todtenblaß, eine<lb/>
Art von ſeltſamer Furcht befiel ihn da auf einmal<lb/>
vor Ihr und dem ganzen Feenſchloſſe, er gab ihr<lb/>ſchnell eine gute Nacht und eilte in das ihm ange¬<lb/>
wieſene Zimmer, wo er ſich angekleidet auf das<lb/>
Bett hinwarf.</p><lb/><p>Das Gemach war nur um einige Zimmer von<lb/>
dem Schlafgemach der Gräfin entfernt. Die Thü¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[245/0251]
Wenn die Sonne lieblich ſchiene
Wie in Wälſchland lau und blau,
Gieng' ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauſchte
An dem Fenſter ſüßverwacht,
Wünſchte mir und ihr — uns beyden.
Heimlich eine ſchöne Nacht.
Wenn die Sonne lieblich ſchiene
Wie in Wälſchland lau und blau,
Gieng' ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
Aber die Sonne ſcheint nicht wie in Wälſchland
und der Student zog weiter und es iſt eben alles
nichts. — Geh'n wir ſchlafen, geh'n wir ſchlafen,
ſetzte ſie langweiliggähnend hinzu, nahm Friedrich'n
bey der Hand und führte ihn wieder die Stiege
hinab.
Er bemerkte, als ſie wieder in den Zimmern
angekommen waren, eine ungewöhnliche Unruhe an
ihr, ſie hieng bewegt an ſeinem Arme. Sie ſchien
ihm bey dem Mondenſchimmer, der durch das offe¬
ne Fenſter auf ihr Geſicht fiel, todtenblaß, eine
Art von ſeltſamer Furcht befiel ihn da auf einmal
vor Ihr und dem ganzen Feenſchloſſe, er gab ihr
ſchnell eine gute Nacht und eilte in das ihm ange¬
wieſene Zimmer, wo er ſich angekleidet auf das
Bett hinwarf.
Das Gemach war nur um einige Zimmer von
dem Schlafgemach der Gräfin entfernt. Die Thü¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/251>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.