ihm heimlich etwas auf. Der Knabe schien durch¬ aus nicht gehorchen zu wollen, er wurde immer lauter und ungebährdiger, stampfte endlich zornig mit dem Fuße, rannte hinaus und warf die Thüre hinter sich zu, daß es durch das weite Haus er¬ schallte. Er ist doch in einer Stunde wieder da, sagte Romana ihm nachsehend, nahm die Guitarre, die in einer Ecke auf der Erde lag, während sie Friedrich'n ein Körbchen mit Obst und Wein über¬ gab, und führte ihn wieder weiter eine Stiege auf¬ wärts.
Wie einem Nachtwandler, der plötzlich auf un¬ gewohntem Ort aus schweren, unglaublichen Träu¬ men erwacht, war Friedrich'n zu Muthe, als er mit ihr die letzten Stufen erreichte, und sich auf einmal unter der weiten, freyen, gestirnten Wölbung des Himmels erblickte. Es war nemlich eine große Ter¬ rasse, die nach italiänischer Art über das Dach des Schlosses gieng. Ringsum an der Gallerie standen Orangenbäume und hohe ausländische Blumen, welche den himmlischen Platz mit Düften erfüllten.
Hier auf dem Dache, sagte Romana, ist mein liebster Aufenthalt. In den warmen Sommernäch¬ ten schlafe ich oft hier oben. Sie setzte sich zu ihm, reichte ihm die Früchte und trank ihm von dem mit¬ genommenen Weine selber zu. Sie wohnen hier so schwindlich hoch, sagte Friedrich, daß Sie die ganze Welt mit Füßen treten. -- Romana, die sogleich begriff, was er meynte, antwortete stolz und keck:
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ihm heimlich etwas auf. Der Knabe ſchien durch¬ aus nicht gehorchen zu wollen, er wurde immer lauter und ungebährdiger, ſtampfte endlich zornig mit dem Fuße, rannte hinaus und warf die Thüre hinter ſich zu, daß es durch das weite Haus er¬ ſchallte. Er iſt doch in einer Stunde wieder da, ſagte Romana ihm nachſehend, nahm die Guitarre, die in einer Ecke auf der Erde lag, während ſie Friedrich'n ein Körbchen mit Obſt und Wein über¬ gab, und führte ihn wieder weiter eine Stiege auf¬ wärts.
Wie einem Nachtwandler, der plötzlich auf un¬ gewohntem Ort aus ſchweren, unglaublichen Träu¬ men erwacht, war Friedrich'n zu Muthe, als er mit ihr die letzten Stufen erreichte, und ſich auf einmal unter der weiten, freyen, geſtirnten Wölbung des Himmels erblickte. Es war nemlich eine große Ter¬ raſſe, die nach italiäniſcher Art über das Dach des Schloſſes gieng. Ringsum an der Gallerie ſtanden Orangenbäume und hohe ausländiſche Blumen, welche den himmliſchen Platz mit Düften erfüllten.
Hier auf dem Dache, ſagte Romana, iſt mein liebſter Aufenthalt. In den warmen Sommernäch¬ ten ſchlafe ich oft hier oben. Sie ſetzte ſich zu ihm, reichte ihm die Früchte und trank ihm von dem mit¬ genommenen Weine ſelber zu. Sie wohnen hier ſo ſchwindlich hoch, ſagte Friedrich, daß Sie die ganze Welt mit Füßen treten. — Romana, die ſogleich begriff, was er meynte, antwortete ſtolz und keck:
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ihm heimlich etwas auf. Der Knabe ſchien durch¬
aus nicht gehorchen zu wollen, er wurde immer
lauter und ungebährdiger, ſtampfte endlich zornig
mit dem Fuße, rannte hinaus und warf die Thüre
hinter ſich zu, daß es durch das weite Haus er¬
ſchallte. Er iſt doch in einer Stunde wieder da,
ſagte Romana ihm nachſehend, nahm die Guitarre,
die in einer Ecke auf der Erde lag, während ſie
Friedrich'n ein Körbchen mit Obſt und Wein über¬
gab, und führte ihn wieder weiter eine Stiege auf¬
wärts.
Wie einem Nachtwandler, der plötzlich auf un¬
gewohntem Ort aus ſchweren, unglaublichen Träu¬
men erwacht, war Friedrich'n zu Muthe, als er mit
ihr die letzten Stufen erreichte, und ſich auf einmal
unter der weiten, freyen, geſtirnten Wölbung des
Himmels erblickte. Es war nemlich eine große Ter¬
raſſe, die nach italiäniſcher Art über das Dach des
Schloſſes gieng. Ringsum an der Gallerie ſtanden
Orangenbäume und hohe ausländiſche Blumen,
welche den himmliſchen Platz mit Düften erfüllten.
Hier auf dem Dache, ſagte Romana, iſt mein
liebſter Aufenthalt. In den warmen Sommernäch¬
ten ſchlafe ich oft hier oben. Sie ſetzte ſich zu ihm,
reichte ihm die Früchte und trank ihm von dem mit¬
genommenen Weine ſelber zu. Sie wohnen hier ſo
ſchwindlich hoch, ſagte Friedrich, daß Sie die ganze
Welt mit Füßen treten. — Romana, die ſogleich
begriff, was er meynte, antwortete ſtolz und keck:
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/249>, abgerufen am 24.11.2024.
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