Frisches Morgenroth im Herzen Und voll freudiger Gedanken, Sind die Augen wie zwey Kerzen, Schön die Welt dran zu entflammen. Und die wunderschöne Erde, Wie Aurora sie berühret, Will mit ird'scher Lust und Schmerzen Ewig neu sie stets verführen. Denn aus dem bewegten Leben Spüret sie ein Hochzeitsgrüßen, Mitten zwischen ihren Spielen Muß sie sich bezwungen fühlen.
Und es hebt die ewig Schöne,
Da der Morgen herrlich schiene, In den Augen große Thränen, Hell die jugendlichen Glieder. "Wie so anders war es damals, Da mich, bräutlich Ausgeschmückte, Aus dem heymathlichen Garten Hier herab der Vater schickte! Wie die Erde frisch und jung noch Von Gesängen rings erklingend, Schauernd in Erinnerungen, Helle in das Herz mir blickte, Daß ich, schamhaft mich verhüllend, Meinen Ring, von Glanz geblendet, Schleudert' in die prächt'ge Fülle, Als die ew'ge Braut der Erde. Wo ist nun die Pracht geblieben, Treuer Ernst im rüst'gen Treiben, Rechtes Thun und rechtes Lieben Und die Schönheit und die Freude? Ach! ringsum die Helden alle, Die sonst schön und helle schauten,
Friſches Morgenroth im Herzen Und voll freudiger Gedanken, Sind die Augen wie zwey Kerzen, Schön die Welt dran zu entflammen. Und die wunderſchöne Erde, Wie Aurora ſie berühret, Will mit ird'ſcher Luſt und Schmerzen Ewig neu ſie ſtets verführen. Denn aus dem bewegten Leben Spüret ſie ein Hochzeitsgrüßen, Mitten zwiſchen ihren Spielen Muß ſie ſich bezwungen fühlen.
Und es hebt die ewig Schöne,
Da der Morgen herrlich ſchiene, In den Augen große Thränen, Hell die jugendlichen Glieder. „Wie ſo anders war es damals, Da mich, bräutlich Ausgeſchmückte, Aus dem heymathlichen Garten Hier herab der Vater ſchickte! Wie die Erde friſch und jung noch Von Geſängen rings erklingend, Schauernd in Erinnerungen, Helle in das Herz mir blickte, Daß ich, ſchamhaft mich verhüllend, Meinen Ring, von Glanz geblendet, Schleudert' in die prächt'ge Fülle, Als die ew'ge Braut der Erde. Wo iſt nun die Pracht geblieben, Treuer Ernſt im rüſt'gen Treiben, Rechtes Thun und rechtes Lieben Und die Schönheit und die Freude? Ach! ringsum die Helden alle, Die ſonſt ſchön und helle ſchauten,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><pbfacs="#f0218"n="212"/><l>Friſches Morgenroth im Herzen</l><lb/><l>Und voll freudiger Gedanken,</l><lb/><l>Sind die Augen wie zwey Kerzen,</l><lb/><l>Schön die Welt dran zu entflammen.</l><lb/><l>Und die wunderſchöne Erde,</l><lb/><l>Wie Aurora ſie berühret,</l><lb/><l>Will mit ird'ſcher Luſt und Schmerzen</l><lb/><l>Ewig neu ſie ſtets verführen.</l><lb/><l>Denn aus dem bewegten Leben</l><lb/><l>Spüret ſie ein Hochzeitsgrüßen,</l><lb/><l>Mitten zwiſchen ihren Spielen</l><lb/><l>Muß ſie ſich bezwungen fühlen.</l><lb/></lg><lgn="4"><lrendition="#et">Und es hebt die ewig Schöne,</l><lb/><l>Da der Morgen herrlich ſchiene,</l><lb/><l>In den Augen große Thränen,</l><lb/><l>Hell die jugendlichen Glieder.</l><lb/><l>„Wie ſo anders war es damals,</l><lb/><l>Da mich, bräutlich Ausgeſchmückte,</l><lb/><l>Aus dem heymathlichen Garten</l><lb/><l>Hier herab der Vater ſchickte!</l><lb/><l>Wie die Erde friſch und jung noch</l><lb/><l>Von Geſängen rings erklingend,</l><lb/><l>Schauernd in Erinnerungen,</l><lb/><l>Helle in das Herz mir blickte,</l><lb/><l>Daß ich, ſchamhaft mich verhüllend,</l><lb/><l>Meinen Ring, von Glanz geblendet,</l><lb/><l>Schleudert' in die prächt'ge Fülle,</l><lb/><l>Als die ew'ge Braut der Erde.</l><lb/><l>Wo iſt nun die Pracht geblieben,</l><lb/><l>Treuer Ernſt im rüſt'gen Treiben,</l><lb/><l>Rechtes Thun und rechtes Lieben</l><lb/><l>Und die Schönheit und die Freude?</l><lb/><l>Ach! ringsum die Helden alle,</l><lb/><l>Die ſonſt ſchön und helle ſchauten,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[212/0218]
Friſches Morgenroth im Herzen
Und voll freudiger Gedanken,
Sind die Augen wie zwey Kerzen,
Schön die Welt dran zu entflammen.
Und die wunderſchöne Erde,
Wie Aurora ſie berühret,
Will mit ird'ſcher Luſt und Schmerzen
Ewig neu ſie ſtets verführen.
Denn aus dem bewegten Leben
Spüret ſie ein Hochzeitsgrüßen,
Mitten zwiſchen ihren Spielen
Muß ſie ſich bezwungen fühlen.
Und es hebt die ewig Schöne,
Da der Morgen herrlich ſchiene,
In den Augen große Thränen,
Hell die jugendlichen Glieder.
„Wie ſo anders war es damals,
Da mich, bräutlich Ausgeſchmückte,
Aus dem heymathlichen Garten
Hier herab der Vater ſchickte!
Wie die Erde friſch und jung noch
Von Geſängen rings erklingend,
Schauernd in Erinnerungen,
Helle in das Herz mir blickte,
Daß ich, ſchamhaft mich verhüllend,
Meinen Ring, von Glanz geblendet,
Schleudert' in die prächt'ge Fülle,
Als die ew'ge Braut der Erde.
Wo iſt nun die Pracht geblieben,
Treuer Ernſt im rüſt'gen Treiben,
Rechtes Thun und rechtes Lieben
Und die Schönheit und die Freude?
Ach! ringsum die Helden alle,
Die ſonſt ſchön und helle ſchauten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/218>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.