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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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Ewig diesen Klängen folgend,
Und wird nimmer mehr gesehen.
Tief in wundersamer Grüne
Steht das Schloß, schon halbverfallen,
Hell die goldnen Zinnen glühen,
Einsam sind die weiten Hallen.
Auf des Hofes stein'gem Rasen
Sitzen von der Tafelrunde
All' die Helden dort gelagert,
Ueberdeckt mit Staub und Wunden.
Heinrich liegt auf seinem Löwen,
Gottfried auch, Siegfried der Scharfe,
König Alfred, eingeschlafen
Ueber seiner goldnen Harfe.
Don Quixot hoch auf der Mauer
Sinnend tief in nächt'ger Stunde,
Steht gerüstet auf der Lauer
Und bewacht die heil'ge Runde.
Unter fremdes Volk verschlagen,
Arm und ausgehöhnt, verrathen,
Hat er treu sich durchgeschlagen,
Eingedenk der Heldenthaten
Und der großen alten Zeiten,
Bis er, ganz von Wahnsinn trunken,
Endlich so nach langem Streiten
Seine Brüder hat gefunden.

Einen wunderbaren Hofstaat
Die Prinzessin dorthin führet,
Hat ein'n wunderlichen Alten,
Der das ganze Haus regieret.
Einen Mantel trägt der Alte,
Schillernd bunt in allen Farben
Mit unzähligen Zierrathen,
Spielzeug hat er in den Falten.

Ewig dieſen Klängen folgend,
Und wird nimmer mehr geſehen.
Tief in wunderſamer Grüne
Steht das Schloß, ſchon halbverfallen,
Hell die goldnen Zinnen glühen,
Einſam ſind die weiten Hallen.
Auf des Hofes ſtein'gem Raſen
Sitzen von der Tafelrunde
All' die Helden dort gelagert,
Ueberdeckt mit Staub und Wunden.
Heinrich liegt auf ſeinem Löwen,
Gottfried auch, Siegfried der Scharfe,
König Alfred, eingeſchlafen
Ueber ſeiner goldnen Harfe.
Don Quixot hoch auf der Mauer
Sinnend tief in nächt'ger Stunde,
Steht gerüſtet auf der Lauer
Und bewacht die heil'ge Runde.
Unter fremdes Volk verſchlagen,
Arm und ausgehöhnt, verrathen,
Hat er treu ſich durchgeſchlagen,
Eingedenk der Heldenthaten
Und der großen alten Zeiten,
Bis er, ganz von Wahnſinn trunken,
Endlich ſo nach langem Streiten
Seine Brüder hat gefunden.

Einen wunderbaren Hofſtaat
Die Prinzeſſin dorthin führet,
Hat ein'n wunderlichen Alten,
Der das ganze Haus regieret.
Einen Mantel trägt der Alte,
Schillernd bunt in allen Farben
Mit unzähligen Zierrathen,
Spielzeug hat er in den Falten.
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[210/0216] Ewig dieſen Klängen folgend, Und wird nimmer mehr geſehen. Tief in wunderſamer Grüne Steht das Schloß, ſchon halbverfallen, Hell die goldnen Zinnen glühen, Einſam ſind die weiten Hallen. Auf des Hofes ſtein'gem Raſen Sitzen von der Tafelrunde All' die Helden dort gelagert, Ueberdeckt mit Staub und Wunden. Heinrich liegt auf ſeinem Löwen, Gottfried auch, Siegfried der Scharfe, König Alfred, eingeſchlafen Ueber ſeiner goldnen Harfe. Don Quixot hoch auf der Mauer Sinnend tief in nächt'ger Stunde, Steht gerüſtet auf der Lauer Und bewacht die heil'ge Runde. Unter fremdes Volk verſchlagen, Arm und ausgehöhnt, verrathen, Hat er treu ſich durchgeſchlagen, Eingedenk der Heldenthaten Und der großen alten Zeiten, Bis er, ganz von Wahnſinn trunken, Endlich ſo nach langem Streiten Seine Brüder hat gefunden. Einen wunderbaren Hofſtaat Die Prinzeſſin dorthin führet, Hat ein'n wunderlichen Alten, Der das ganze Haus regieret. Einen Mantel trägt der Alte, Schillernd bunt in allen Farben Mit unzähligen Zierrathen, Spielzeug hat er in den Falten.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/216>, abgerufen am 24.11.2024.