Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.O nehmet doch die Schneiderelle, Guckt in der Küche in den Topf!Sonntags dann auf des Hauses Schwelle, Krau' euch die Ehefrau auf dem Kopf! Die Thierlein selber: Hirsch und Rehen, Was lustig haußt im grünen Haus,Sie flieh'n auf ihre freyen Höhen, Und lachen arme Wichte aus. Doch, kommt ein Jäger wohlgebohren, Das Horn irrt, er blizt rosenroth,Da ist das Hirschlein wohl verlohren, Stellt selber sich zum lust'gen Tod. Vor allen aber die Verliebten, Die lad' ich ein zur Jägerlust,Nur nicht die weinerlich Betrübten, Die recht von frisch' und starker Brust. Mein Schatz ist Königinn im Walde, Ich stoß' ins Horn, in's Jägerhorn!Sie hört mich fern und naht wohl balde, Und was ich blas', ist nicht verlohr'n! -- Ich glaube, ich blase gar schon aus des Kna¬ Unterdeß zog der seltsame Viktor, der sich O nehmet doch die Schneiderelle, Guckt in der Küche in den Topf!Sonntags dann auf des Hauſes Schwelle, Krau' euch die Ehefrau auf dem Kopf! Die Thierlein ſelber: Hirſch und Rehen, Was luſtig haußt im grünen Haus,Sie flieh'n auf ihre freyen Höhen, Und lachen arme Wichte aus. Doch, kommt ein Jäger wohlgebohren, Das Horn irrt, er blizt roſenroth,Da iſt das Hirſchlein wohl verlohren, Stellt ſelber ſich zum luſt'gen Tod. Vor allen aber die Verliebten, Die lad' ich ein zur Jägerluſt,Nur nicht die weinerlich Betrübten, Die recht von friſch' und ſtarker Bruſt. Mein Schatz iſt Königinn im Walde, Ich ſtoß' ins Horn, in's Jägerhorn!Sie hört mich fern und naht wohl balde, Und was ich blaſ', iſt nicht verlohr'n! — Ich glaube, ich blaſe gar ſchon aus des Kna¬ Unterdeß zog der ſeltſame Viktor, der ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0133" n="127"/> <lg n="4"> <l rendition="#et">O nehmet doch die Schneiderelle,</l><lb/> <l>Guckt in der Küche in den Topf!</l><lb/> <l>Sonntags dann auf des Hauſes Schwelle,</l><lb/> <l>Krau' euch die Ehefrau auf dem Kopf!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l rendition="#et">Die Thierlein ſelber: Hirſch und Rehen,</l><lb/> <l>Was luſtig haußt im grünen Haus,</l><lb/> <l>Sie flieh'n auf ihre freyen Höhen,</l><lb/> <l>Und lachen arme Wichte aus.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l rendition="#et">Doch, kommt ein Jäger wohlgebohren,</l><lb/> <l>Das Horn irrt, er blizt roſenroth,</l><lb/> <l>Da iſt das Hirſchlein wohl verlohren,</l><lb/> <l>Stellt ſelber ſich zum luſt'gen Tod.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l rendition="#et">Vor allen aber die Verliebten,</l><lb/> <l>Die lad' ich ein zur Jägerluſt,</l><lb/> <l>Nur nicht die weinerlich Betrübten,</l><lb/> <l>Die recht von friſch' und ſtarker Bruſt.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l rendition="#et">Mein Schatz iſt Königinn im Walde,</l><lb/> <l>Ich ſtoß' ins Horn, in's Jägerhorn!</l><lb/> <l>Sie hört mich fern und naht wohl balde,</l><lb/> <l>Und was ich blaſ', iſt nicht verlohr'n! —</l><lb/> </lg> </lg> <p>Ich glaube, ich blaſe gar ſchon aus des Kna¬<lb/> ben Wunderhorn, unterbrach er ſich hier ſelber und<lb/> ſprang ſchnell von ſeinem Stuhle. Die ganze Ge¬<lb/> ſellſchaft war durch das luſtige Lied wieder mit ihm<lb/> ausgeſöhnt, der Streit war vergeſſen und von allen<lb/> Seiten wurde auf die Geſundheit des Sängers ge¬<lb/> trunken.</p><lb/> <p>Unterdeß zog der ſeltſame Viktor, der ſich<lb/> während Leontins Geſang fortgeſchlichen hatte, weil<lb/> er kein Lied vertragen konnte, wo er nicht ſelbſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0133]
O nehmet doch die Schneiderelle,
Guckt in der Küche in den Topf!
Sonntags dann auf des Hauſes Schwelle,
Krau' euch die Ehefrau auf dem Kopf!
Die Thierlein ſelber: Hirſch und Rehen,
Was luſtig haußt im grünen Haus,
Sie flieh'n auf ihre freyen Höhen,
Und lachen arme Wichte aus.
Doch, kommt ein Jäger wohlgebohren,
Das Horn irrt, er blizt roſenroth,
Da iſt das Hirſchlein wohl verlohren,
Stellt ſelber ſich zum luſt'gen Tod.
Vor allen aber die Verliebten,
Die lad' ich ein zur Jägerluſt,
Nur nicht die weinerlich Betrübten,
Die recht von friſch' und ſtarker Bruſt.
Mein Schatz iſt Königinn im Walde,
Ich ſtoß' ins Horn, in's Jägerhorn!
Sie hört mich fern und naht wohl balde,
Und was ich blaſ', iſt nicht verlohr'n! —
Ich glaube, ich blaſe gar ſchon aus des Kna¬
ben Wunderhorn, unterbrach er ſich hier ſelber und
ſprang ſchnell von ſeinem Stuhle. Die ganze Ge¬
ſellſchaft war durch das luſtige Lied wieder mit ihm
ausgeſöhnt, der Streit war vergeſſen und von allen
Seiten wurde auf die Geſundheit des Sängers ge¬
trunken.
Unterdeß zog der ſeltſame Viktor, der ſich
während Leontins Geſang fortgeſchlichen hatte, weil
er kein Lied vertragen konnte, wo er nicht ſelbſt
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