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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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neben seine Braut setzen, welches er auch ohne
weiteres that. Könnte ich's nur ein einzigesmal in
meinem Leben so weit bringen, sagte Leontin zu
Friedrich, so einen stattlichen, engelrechten Bräuti¬
gam vorzustellen! So eine öffentliche Brautschaft
ist wie ein Wirthshaus mit einem abgeschabten Cu¬
pido am Aushängeschilde, wo jedermann aus- und
eingehen und sein bischen Witz blicken lassen darf.

Wehe der Braut, die unter lustige Trinker ge¬
räth! So wurde auch hier nach rechter deutscher
Weise dem Brautpaare bald von allen Seiten mit
kernigen Anhängen zugetrunken, wofür sich die jun¬
ge Braut immer zierlich und erröthend bedankte,
indem sie jedesmal ebenfalls das Glas an den Mund
sezte. Auch Leontin, der sich an dem allgemeinen
Getümmel von guten und schlechten Einfällen ergöz¬
te, und dem die feinen Lippen der Braut rosiger
vorkamen, wenn sie sie in den goldenen Rand des
Weines tauchte, sezte ihr tapfer zu und trank mehr
als gewöhnlich.

Die alten Herren hatten sich indeß in einen
weitläufigen Diskurs über die Begebenheiten und
Heldenthaten der heutigen Jagd verwickelt, und
konnten nicht aufhören zu erzählen, wie jener Hase
so herrlich zu Schuß gekommen, wie jener Hund
angeschlagen, der andere die Jagd dreymal gewen¬
det u. s. w. Leontin, der auch mit in das Gespräch
hineingezogen wurde, sagte: ich liebe an der Jagd
nur den frischen Morgen, den Wald, die lustigen

neben ſeine Braut ſetzen, welches er auch ohne
weiteres that. Könnte ich's nur ein einzigesmal in
meinem Leben ſo weit bringen, ſagte Leontin zu
Friedrich, ſo einen ſtattlichen, engelrechten Bräuti¬
gam vorzuſtellen! So eine öffentliche Brautſchaft
iſt wie ein Wirthshaus mit einem abgeſchabten Cu¬
pido am Aushängeſchilde, wo jedermann aus- und
eingehen und ſein bischen Witz blicken laſſen darf.

Wehe der Braut, die unter luſtige Trinker ge¬
räth! So wurde auch hier nach rechter deutſcher
Weiſe dem Brautpaare bald von allen Seiten mit
kernigen Anhängen zugetrunken, wofür ſich die jun¬
ge Braut immer zierlich und erröthend bedankte,
indem ſie jedesmal ebenfalls das Glas an den Mund
ſezte. Auch Leontin, der ſich an dem allgemeinen
Getümmel von guten und ſchlechten Einfällen ergöz¬
te, und dem die feinen Lippen der Braut roſiger
vorkamen, wenn ſie ſie in den goldenen Rand des
Weines tauchte, ſezte ihr tapfer zu und trank mehr
als gewöhnlich.

Die alten Herren hatten ſich indeß in einen
weitläufigen Diſkurs über die Begebenheiten und
Heldenthaten der heutigen Jagd verwickelt, und
konnten nicht aufhören zu erzählen, wie jener Haſe
ſo herrlich zu Schuß gekommen, wie jener Hund
angeſchlagen, der andere die Jagd dreymal gewen¬
det u. ſ. w. Leontin, der auch mit in das Geſpräch
hineingezogen wurde, ſagte: ich liebe an der Jagd
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[125/0131] neben ſeine Braut ſetzen, welches er auch ohne weiteres that. Könnte ich's nur ein einzigesmal in meinem Leben ſo weit bringen, ſagte Leontin zu Friedrich, ſo einen ſtattlichen, engelrechten Bräuti¬ gam vorzuſtellen! So eine öffentliche Brautſchaft iſt wie ein Wirthshaus mit einem abgeſchabten Cu¬ pido am Aushängeſchilde, wo jedermann aus- und eingehen und ſein bischen Witz blicken laſſen darf. Wehe der Braut, die unter luſtige Trinker ge¬ räth! So wurde auch hier nach rechter deutſcher Weiſe dem Brautpaare bald von allen Seiten mit kernigen Anhängen zugetrunken, wofür ſich die jun¬ ge Braut immer zierlich und erröthend bedankte, indem ſie jedesmal ebenfalls das Glas an den Mund ſezte. Auch Leontin, der ſich an dem allgemeinen Getümmel von guten und ſchlechten Einfällen ergöz¬ te, und dem die feinen Lippen der Braut roſiger vorkamen, wenn ſie ſie in den goldenen Rand des Weines tauchte, ſezte ihr tapfer zu und trank mehr als gewöhnlich. Die alten Herren hatten ſich indeß in einen weitläufigen Diſkurs über die Begebenheiten und Heldenthaten der heutigen Jagd verwickelt, und konnten nicht aufhören zu erzählen, wie jener Haſe ſo herrlich zu Schuß gekommen, wie jener Hund angeſchlagen, der andere die Jagd dreymal gewen¬ det u. ſ. w. Leontin, der auch mit in das Geſpräch hineingezogen wurde, ſagte: ich liebe an der Jagd nur den friſchen Morgen, den Wald, die luſtigen

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/131>, abgerufen am 27.11.2024.