es mehr oder weniger in den Tagen unserer Väter, in der sogenannten guten alten Zeit.
Wie ganz anders sieht es jetzt aus! Es ist, als ob eine dämonische Gewalt den har- monischen Bau der Jugenderziehung in hun- dert Stücke auseinander gesprengt hätte. Die meisten Väter sind nicht mehr bei ihren Kin- dern, sie müssen ihrer Arbeit, ihren Geschäften nachgehen, und wenn sie frei sind, suchen sie lieber das Wirtshaus auf, als ihren häus- lichen Herd. Die Schule, wo die Kinder viele Jahre lang die meiste Zeit zubringen, kümmert sich von Gesetzeswegen nicht mehr um Reli- gionsunterricht und religiöse Erziehung und an manchen Orten muß man sogar zufrieden sein, wenn sie nur dabei bleibt und nicht noch nachteilig wirkt. Die Kinder verlassen das El- ternhaus lange bevor die Erziehung abgeschlos- sen ist, um ihr Brot zu verdienen oder in die Lehre zu treten. Die Welt ist überschwemmt mit glaubens- und sittenfeindlichen Schriften, die allzuoft auch der Jugend in die Hände geraten. Noch näher liegen die Aergernisse religiöser Gleichgültigkeit, das Beispiel, die Gelegenheit, die Versuchung leichtsinnigen Lebensgenusses. Damit hält gleichen Schritt das Sinken des elterlichen Ansehens, die all-
es mehr oder weniger in den Tagen unserer Väter, in der sogenannten guten alten Zeit.
Wie ganz anders sieht es jetzt aus! Es ist, als ob eine dämonische Gewalt den har- monischen Bau der Jugenderziehung in hun- dert Stücke auseinander gesprengt hätte. Die meisten Väter sind nicht mehr bei ihren Kin- dern, sie müssen ihrer Arbeit, ihren Geschäften nachgehen, und wenn sie frei sind, suchen sie lieber das Wirtshaus auf, als ihren häus- lichen Herd. Die Schule, wo die Kinder viele Jahre lang die meiste Zeit zubringen, kümmert sich von Gesetzeswegen nicht mehr um Reli- gionsunterricht und religiöse Erziehung und an manchen Orten muß man sogar zufrieden sein, wenn sie nur dabei bleibt und nicht noch nachteilig wirkt. Die Kinder verlassen das El- ternhaus lange bevor die Erziehung abgeschlos- sen ist, um ihr Brot zu verdienen oder in die Lehre zu treten. Die Welt ist überschwemmt mit glaubens- und sittenfeindlichen Schriften, die allzuoft auch der Jugend in die Hände geraten. Noch näher liegen die Aergernisse religiöser Gleichgültigkeit, das Beispiel, die Gelegenheit, die Versuchung leichtsinnigen Lebensgenusses. Damit hält gleichen Schritt das Sinken des elterlichen Ansehens, die all-
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es mehr oder weniger in den Tagen unserer
Väter, in der sogenannten guten alten Zeit.
Wie ganz anders sieht es jetzt aus! Es
ist, als ob eine dämonische Gewalt den har-
monischen Bau der Jugenderziehung in hun-
dert Stücke auseinander gesprengt hätte. Die
meisten Väter sind nicht mehr bei ihren Kin-
dern, sie müssen ihrer Arbeit, ihren Geschäften
nachgehen, und wenn sie frei sind, suchen
sie lieber das Wirtshaus auf, als ihren häus-
lichen Herd. Die Schule, wo die Kinder viele
Jahre lang die meiste Zeit zubringen, kümmert
sich von Gesetzeswegen nicht mehr um Reli-
gionsunterricht und religiöse Erziehung und
an manchen Orten muß man sogar zufrieden
sein, wenn sie nur dabei bleibt und nicht noch
nachteilig wirkt. Die Kinder verlassen das El-
ternhaus lange bevor die Erziehung abgeschlos-
sen ist, um ihr Brot zu verdienen oder in die
Lehre zu treten. Die Welt ist überschwemmt
mit glaubens- und sittenfeindlichen Schriften,
die allzuoft auch der Jugend in die Hände
geraten. Noch näher liegen die Aergernisse
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/57>, abgerufen am 22.11.2024.
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