oder alles zu verlieren; so lange ich atme, kann ich die Entscheidung so oder so wenden, aber mit dem Augenblicke des Todes hört jedes Schwan- ken auf. Wie der Baum fällt, so bleibt er lie- gen. - Was habe ich Wichtigeres zu thun, als besorgt zu sein, daß diese unwiderrufliche Ent- scheidung eine gute sei?
Wann und wie werde ich sterben?
Ich weiß, daß dieser Augenblick, der über mein Los in der Ewigkeit entscheidet, kommen wird. Aber wann, vielleicht schneller, als ich es denke. Das Urteil des Todes ist über mich gefällt, der Vollzug kann jeden Augenblick stattfinden. Wird sich der Tod vorher ankünden? - Werde ich einige Tage oder wenigstens einige Stunden haben, um mich auf diesen verhängnisvollen Uebergang vorzubereiten? - Wird mein Tod sanft oder gewaltsam sein? - Wird er allmäh- lich herankommen oder mich gewaltsam überra- schen? - Werde ich die Gnadenmittel der Re- ligion empfangen können? - Werde ich die Besinnung haben und noch meine Angelegen- heiten ordnen können? - Auf alle diese Fra- gen weiß ich keine Antwort und der Herr will mir darüber keine Aufschlüsse geben. Er sagt bloß: Wachet und seid bereit, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird.
oder alles zu verlieren; so lange ich atme, kann ich die Entscheidung so oder so wenden, aber mit dem Augenblicke des Todes hört jedes Schwan- ken auf. Wie der Baum fällt, so bleibt er lie- gen. – Was habe ich Wichtigeres zu thun, als besorgt zu sein, daß diese unwiderrufliche Ent- scheidung eine gute sei?
Wann und wie werde ich sterben?
Ich weiß, daß dieser Augenblick, der über mein Los in der Ewigkeit entscheidet, kommen wird. Aber wann, vielleicht schneller, als ich es denke. Das Urteil des Todes ist über mich gefällt, der Vollzug kann jeden Augenblick stattfinden. Wird sich der Tod vorher ankünden? – Werde ich einige Tage oder wenigstens einige Stunden haben, um mich auf diesen verhängnisvollen Uebergang vorzubereiten? – Wird mein Tod sanft oder gewaltsam sein? – Wird er allmäh- lich herankommen oder mich gewaltsam überra- schen? – Werde ich die Gnadenmittel der Re- ligion empfangen können? – Werde ich die Besinnung haben und noch meine Angelegen- heiten ordnen können? – Auf alle diese Fra- gen weiß ich keine Antwort und der Herr will mir darüber keine Aufschlüsse geben. Er sagt bloß: Wachet und seid bereit, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird.
<TEI><text><body><div><div><divn="1"><div><p><pbfacs="#f0512"xml:id="E29V3_001_1895_pb0496_0001"n="496"/>
oder alles zu verlieren; so lange ich atme, kann ich<lb/>
die Entscheidung so oder so wenden, aber mit<lb/>
dem Augenblicke des Todes hört jedes Schwan-<lb/>
ken auf. Wie der Baum fällt, so bleibt er lie-<lb/>
gen. – Was habe ich Wichtigeres zu thun, als<lb/>
besorgt zu sein, daß diese unwiderrufliche Ent-<lb/>
scheidung eine gute sei?</p></div><div><headrendition="#c"><hirendition="#g">Wann und wie werde ich sterben</hi>?</head><lb/><p>Ich weiß, daß dieser Augenblick, der über<lb/>
mein Los in der Ewigkeit entscheidet, kommen<lb/>
wird. Aber wann, vielleicht schneller, als ich es<lb/>
denke. Das Urteil des Todes ist über mich gefällt,<lb/>
der Vollzug kann jeden Augenblick stattfinden.<lb/>
Wird sich der Tod vorher ankünden? – Werde<lb/>
ich einige Tage oder wenigstens einige Stunden<lb/>
haben, um mich auf diesen verhängnisvollen<lb/>
Uebergang vorzubereiten? – Wird mein Tod<lb/>
sanft oder gewaltsam sein? – Wird er allmäh-<lb/>
lich herankommen oder mich gewaltsam überra-<lb/>
schen? – Werde ich die Gnadenmittel der Re-<lb/>
ligion empfangen können? – Werde ich die<lb/>
Besinnung haben und noch meine Angelegen-<lb/>
heiten ordnen können? – Auf alle diese Fra-<lb/>
gen weiß ich keine Antwort und der Herr will<lb/>
mir darüber keine Aufschlüsse geben. Er sagt<lb/>
bloß: Wachet und seid bereit, denn ihr wisset<lb/>
nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird.</p></div><div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[496/0512]
oder alles zu verlieren; so lange ich atme, kann ich
die Entscheidung so oder so wenden, aber mit
dem Augenblicke des Todes hört jedes Schwan-
ken auf. Wie der Baum fällt, so bleibt er lie-
gen. – Was habe ich Wichtigeres zu thun, als
besorgt zu sein, daß diese unwiderrufliche Ent-
scheidung eine gute sei?
Wann und wie werde ich sterben?
Ich weiß, daß dieser Augenblick, der über
mein Los in der Ewigkeit entscheidet, kommen
wird. Aber wann, vielleicht schneller, als ich es
denke. Das Urteil des Todes ist über mich gefällt,
der Vollzug kann jeden Augenblick stattfinden.
Wird sich der Tod vorher ankünden? – Werde
ich einige Tage oder wenigstens einige Stunden
haben, um mich auf diesen verhängnisvollen
Uebergang vorzubereiten? – Wird mein Tod
sanft oder gewaltsam sein? – Wird er allmäh-
lich herankommen oder mich gewaltsam überra-
schen? – Werde ich die Gnadenmittel der Re-
ligion empfangen können? – Werde ich die
Besinnung haben und noch meine Angelegen-
heiten ordnen können? – Auf alle diese Fra-
gen weiß ich keine Antwort und der Herr will
mir darüber keine Aufschlüsse geben. Er sagt
bloß: Wachet und seid bereit, denn ihr wisset
nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/512>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.