Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

Gerechtigkeit, und dieses alles wird euch hin-
zugegeben werden."
(Matth. 6, 33.)

In Bezug auf Schulanstalten giebt es
Dinge, von denen im Programm und Regle-
ment der Anstalten wenig wahrzunehmen ist,
und die doch vielen Zöglingen verhängnis-
voll werden. Ich will ein warnendes Bei-
spiel aus alter Zeit anführen, von welchem
alle Väter Vorsicht lernen mögen. Der hei-
lige Augustin wurde als zwölfjähriger Knabe
an eine Schule in Madaura geschickt, und
schildert in seinen Bekenntnissen, was er
dort erlebte, und was ihm daraus für Folgen
erwuchsen.

Zunächst beklagt sich Augustin, daß er
wohl Unterricht in den Schulfächern erhielt,
daß aber für seine Erziehung nichts gethan
wurde. Man nahm es sehr genau mit Feh-
lern gegen die Rechtschreibung, aber um die
Fehler im Leben kümmerte sich niemand.
Man hielt große Dinge auf eine korrekte
Aussprache, auf eine fließende Redeweise,
aber man achtete nicht darauf, ob die Schü-
ler ärgerliche Reden führten, und ahndete
es noch weniger. Die natürliche Folge hie-
von war, daß die Schüler die Regeln der
Grammatik ernster nahmen, als die Vor-

Gerechtigkeit, und dieses alles wird euch hin-
zugegeben werden.“
(Matth. 6, 33.)

In Bezug auf Schulanstalten giebt es
Dinge, von denen im Programm und Regle-
ment der Anstalten wenig wahrzunehmen ist,
und die doch vielen Zöglingen verhängnis-
voll werden. Ich will ein warnendes Bei-
spiel aus alter Zeit anführen, von welchem
alle Väter Vorsicht lernen mögen. Der hei-
lige Augustin wurde als zwölfjähriger Knabe
an eine Schule in Madaura geschickt, und
schildert in seinen Bekenntnissen, was er
dort erlebte, und was ihm daraus für Folgen
erwuchsen.

Zunächst beklagt sich Augustin, daß er
wohl Unterricht in den Schulfächern erhielt,
daß aber für seine Erziehung nichts gethan
wurde. Man nahm es sehr genau mit Feh-
lern gegen die Rechtschreibung, aber um die
Fehler im Leben kümmerte sich niemand.
Man hielt große Dinge auf eine korrekte
Aussprache, auf eine fließende Redeweise,
aber man achtete nicht darauf, ob die Schü-
ler ärgerliche Reden führten, und ahndete
es noch weniger. Die natürliche Folge hie-
von war, daß die Schüler die Regeln der
Grammatik ernster nahmen, als die Vor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="35">
          <p><q><pb facs="#f0265" xml:id="E29V3_001_1895_pb0251_0001" n="251"/>
Gerechtigkeit, und dieses alles wird euch hin-<lb/>
zugegeben werden.&#x201C;</q> (Matth. 6, 33.)</p>
          <p>In Bezug auf Schulanstalten giebt es<lb/>
Dinge, von denen im Programm und Regle-<lb/>
ment der Anstalten wenig wahrzunehmen ist,<lb/>
und die doch vielen Zöglingen verhängnis-<lb/>
voll werden. Ich will ein warnendes Bei-<lb/>
spiel aus alter Zeit anführen, von welchem<lb/>
alle Väter Vorsicht lernen mögen. Der hei-<lb/>
lige Augustin wurde als zwölfjähriger Knabe<lb/>
an eine Schule in Madaura geschickt, und<lb/>
schildert in seinen Bekenntnissen, was er<lb/>
dort erlebte, und was ihm daraus für Folgen<lb/>
erwuchsen.</p>
          <p>Zunächst beklagt sich Augustin, daß er<lb/>
wohl Unterricht in den Schulfächern erhielt,<lb/>
daß aber für seine Erziehung nichts gethan<lb/>
wurde. Man nahm es sehr genau mit Feh-<lb/>
lern gegen die Rechtschreibung, aber um die<lb/>
Fehler im Leben kümmerte sich niemand.<lb/>
Man hielt große Dinge auf eine korrekte<lb/>
Aussprache, auf eine fließende Redeweise,<lb/>
aber man achtete nicht darauf, ob die Schü-<lb/>
ler ärgerliche Reden führten, und ahndete<lb/>
es noch weniger. Die natürliche Folge hie-<lb/>
von war, daß die Schüler die Regeln der<lb/>
Grammatik ernster nahmen, als die Vor-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0265] Gerechtigkeit, und dieses alles wird euch hin- zugegeben werden.“ (Matth. 6, 33.) In Bezug auf Schulanstalten giebt es Dinge, von denen im Programm und Regle- ment der Anstalten wenig wahrzunehmen ist, und die doch vielen Zöglingen verhängnis- voll werden. Ich will ein warnendes Bei- spiel aus alter Zeit anführen, von welchem alle Väter Vorsicht lernen mögen. Der hei- lige Augustin wurde als zwölfjähriger Knabe an eine Schule in Madaura geschickt, und schildert in seinen Bekenntnissen, was er dort erlebte, und was ihm daraus für Folgen erwuchsen. Zunächst beklagt sich Augustin, daß er wohl Unterricht in den Schulfächern erhielt, daß aber für seine Erziehung nichts gethan wurde. Man nahm es sehr genau mit Feh- lern gegen die Rechtschreibung, aber um die Fehler im Leben kümmerte sich niemand. Man hielt große Dinge auf eine korrekte Aussprache, auf eine fließende Redeweise, aber man achtete nicht darauf, ob die Schü- ler ärgerliche Reden führten, und ahndete es noch weniger. Die natürliche Folge hie- von war, daß die Schüler die Regeln der Grammatik ernster nahmen, als die Vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/265
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/265>, abgerufen am 20.05.2024.