Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

gewöhnt, viele Familien sind verarmt und
zu Grunde gegangen, bei denen der erste
Anfang des Uebels in der Unfähigkeit der
jungen Hausfrau zu suchen ist.

Bei einer großen Zahl verursacht die
Berufswahl wenig Kopfzerbrechen. Sie müs-
sen das Brot suchen, wo und sobald sie es
finden, und die Vermutung spricht dafür,
daß sie zeitlebens als Arbeiter, Dienstboten,
Angestellte in abhängiger Stellung bleiben
werden.

Auch diese müssen für ihren Stand er-
zogen werden. Man soll sorgen, daß sie die
Selbstachtung und die Achtung ihres Stan-
des nicht verlieren. Vor Gott, vor vernünf-
tigen Menschen und angesichts der Ewigkeit
ist es ganz einerlei, welchem Stande der
Mensch angehört, wenn er nur das, was er
sein will und sein soll, recht ist. Eine brave
Nähterin in ihrer Dachkammer ist achtens-
werter als eine eitle Fürstin, und nicht selten
auch noch glücklicher. Hier gilt das Wort
von Oskar von Redwitz:

"Und ob ich wie die Sonne glüh', Ob ich ein kalter Nebelschein, Ob ich wie Schiras Rosen blüh', Ob ich ein arm Waldblümelein,

gewöhnt, viele Familien sind verarmt und
zu Grunde gegangen, bei denen der erste
Anfang des Uebels in der Unfähigkeit der
jungen Hausfrau zu suchen ist.

Bei einer großen Zahl verursacht die
Berufswahl wenig Kopfzerbrechen. Sie müs-
sen das Brot suchen, wo und sobald sie es
finden, und die Vermutung spricht dafür,
daß sie zeitlebens als Arbeiter, Dienstboten,
Angestellte in abhängiger Stellung bleiben
werden.

Auch diese müssen für ihren Stand er-
zogen werden. Man soll sorgen, daß sie die
Selbstachtung und die Achtung ihres Stan-
des nicht verlieren. Vor Gott, vor vernünf-
tigen Menschen und angesichts der Ewigkeit
ist es ganz einerlei, welchem Stande der
Mensch angehört, wenn er nur das, was er
sein will und sein soll, recht ist. Eine brave
Nähterin in ihrer Dachkammer ist achtens-
werter als eine eitle Fürstin, und nicht selten
auch noch glücklicher. Hier gilt das Wort
von Oskar von Redwitz:

„Und ob ich wie die Sonne glüh', Ob ich ein kalter Nebelschein, Ob ich wie Schiras Rosen blüh', Ob ich ein arm Waldblümelein,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="34">
          <p><pb facs="#f0262" xml:id="E29V3_001_1895_pb0248_0001" n="248"/>
gewöhnt, viele Familien sind verarmt und<lb/>
zu Grunde gegangen, bei denen der erste<lb/>
Anfang des Uebels in der Unfähigkeit der<lb/>
jungen Hausfrau zu suchen ist.</p>
          <p>Bei einer großen Zahl verursacht die<lb/>
Berufswahl wenig Kopfzerbrechen. Sie müs-<lb/>
sen das Brot suchen, wo und sobald sie es<lb/>
finden, und die Vermutung spricht dafür,<lb/>
daß sie zeitlebens als Arbeiter, Dienstboten,<lb/>
Angestellte in abhängiger Stellung bleiben<lb/>
werden.</p>
          <p>Auch diese müssen für ihren Stand er-<lb/>
zogen werden. Man soll sorgen, daß sie die<lb/>
Selbstachtung und die Achtung ihres Stan-<lb/>
des nicht verlieren. Vor Gott, vor vernünf-<lb/>
tigen Menschen und angesichts der Ewigkeit<lb/>
ist es ganz einerlei, welchem Stande der<lb/>
Mensch angehört, wenn er nur das, was er<lb/>
sein will und sein soll, recht ist. Eine brave<lb/>
Nähterin in ihrer Dachkammer ist achtens-<lb/>
werter als eine eitle Fürstin, und nicht selten<lb/>
auch noch glücklicher. Hier gilt das Wort<lb/>
von Oskar von Redwitz:</p>
          <lg>
            <l rendition="#s">
              <q>&#x201E;Und ob ich wie die Sonne glüh',</q>
            </l>
            <l rendition="#s">
              <q>Ob ich ein kalter Nebelschein,</q>
            </l>
            <l rendition="#s">
              <q>Ob ich wie Schiras Rosen blüh',</q>
            </l>
            <l rendition="#s">
              <q>Ob ich ein arm Waldblümelein,</q>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0262] gewöhnt, viele Familien sind verarmt und zu Grunde gegangen, bei denen der erste Anfang des Uebels in der Unfähigkeit der jungen Hausfrau zu suchen ist. Bei einer großen Zahl verursacht die Berufswahl wenig Kopfzerbrechen. Sie müs- sen das Brot suchen, wo und sobald sie es finden, und die Vermutung spricht dafür, daß sie zeitlebens als Arbeiter, Dienstboten, Angestellte in abhängiger Stellung bleiben werden. Auch diese müssen für ihren Stand er- zogen werden. Man soll sorgen, daß sie die Selbstachtung und die Achtung ihres Stan- des nicht verlieren. Vor Gott, vor vernünf- tigen Menschen und angesichts der Ewigkeit ist es ganz einerlei, welchem Stande der Mensch angehört, wenn er nur das, was er sein will und sein soll, recht ist. Eine brave Nähterin in ihrer Dachkammer ist achtens- werter als eine eitle Fürstin, und nicht selten auch noch glücklicher. Hier gilt das Wort von Oskar von Redwitz: „Und ob ich wie die Sonne glüh', Ob ich ein kalter Nebelschein, Ob ich wie Schiras Rosen blüh', Ob ich ein arm Waldblümelein,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/262
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/262>, abgerufen am 20.05.2024.