Kinder ebenfalls lernen, die irdischen Vor- kommnisse auf Gott und den Himmel zu beziehen und das eine Notwendige allein anderen voranzustellen. Diese Gesinnungen werden sie über die irdischen Anschauungen erheben, und ihnen Trost und Zufriedenheit verleihen, wenn auch manche ihrer irdischen Wünsche unerfüllt bleiben.
Diese auf religiöse Ueberzeugung gegrün- dete Zufriedenheit ist wohl nie so gefährdet gewesen, wie heutzutage. Es geht ein Zug der Unzufriedenheit, des Neides und des Klassenhasses durch die Welt, der auch solche mit sich fortreißt, die gar keinen Mangel lei- den, und der jenen, die wirklich bedrängt sind, das Leben erst recht schwer und bitter macht. Dieser Zug der Unzufriedenheit hat seine Wurzel in dem Unglauben, in dem Abfall vom Christentum. Es ist darum um so drin- gender und notwendiger, daß der junge Christ beim Eintritt in die Welt nicht bloß gläubig sei, sondern daß er auch gelernt habe, die irdischen Dinge, Reichtum und Ar- mut als Christ anzuschauen, und daß er im Vertrauen auf Gott, in der Hoffnung auf den Himmel, in der christlichen Zufriedenheit mit seinem Lose fest gegründet sei. Auch
Kinder ebenfalls lernen, die irdischen Vor- kommnisse auf Gott und den Himmel zu beziehen und das eine Notwendige allein anderen voranzustellen. Diese Gesinnungen werden sie über die irdischen Anschauungen erheben, und ihnen Trost und Zufriedenheit verleihen, wenn auch manche ihrer irdischen Wünsche unerfüllt bleiben.
Diese auf religiöse Ueberzeugung gegrün- dete Zufriedenheit ist wohl nie so gefährdet gewesen, wie heutzutage. Es geht ein Zug der Unzufriedenheit, des Neides und des Klassenhasses durch die Welt, der auch solche mit sich fortreißt, die gar keinen Mangel lei- den, und der jenen, die wirklich bedrängt sind, das Leben erst recht schwer und bitter macht. Dieser Zug der Unzufriedenheit hat seine Wurzel in dem Unglauben, in dem Abfall vom Christentum. Es ist darum um so drin- gender und notwendiger, daß der junge Christ beim Eintritt in die Welt nicht bloß gläubig sei, sondern daß er auch gelernt habe, die irdischen Dinge, Reichtum und Ar- mut als Christ anzuschauen, und daß er im Vertrauen auf Gott, in der Hoffnung auf den Himmel, in der christlichen Zufriedenheit mit seinem Lose fest gegründet sei. Auch
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Kinder ebenfalls lernen, die irdischen Vor-
kommnisse auf Gott und den Himmel zu
beziehen und das eine Notwendige allein
anderen voranzustellen. Diese Gesinnungen
werden sie über die irdischen Anschauungen
erheben, und ihnen Trost und Zufriedenheit
verleihen, wenn auch manche ihrer irdischen
Wünsche unerfüllt bleiben.
Diese auf religiöse Ueberzeugung gegrün-
dete Zufriedenheit ist wohl nie so gefährdet
gewesen, wie heutzutage. Es geht ein Zug
der Unzufriedenheit, des Neides und des
Klassenhasses durch die Welt, der auch solche
mit sich fortreißt, die gar keinen Mangel lei-
den, und der jenen, die wirklich bedrängt sind,
das Leben erst recht schwer und bitter macht.
Dieser Zug der Unzufriedenheit hat seine
Wurzel in dem Unglauben, in dem Abfall
vom Christentum. Es ist darum um so drin-
gender und notwendiger, daß der junge
Christ beim Eintritt in die Welt nicht bloß
gläubig sei, sondern daß er auch gelernt
habe, die irdischen Dinge, Reichtum und Ar-
mut als Christ anzuschauen, und daß er im
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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