gemacht. Wir sind übereingekommen, daß, während mein Herz aufgeregt ist, meine Zunge kein Wort rede." In einem andern Falle sagte er zu dem Beleidiger: "Wenn Sie mir auch ein Auge ausstechen würden, würde ich Sie mit dem andern liebend an- sehen."
Wo ist aber der Starkmut des heutigen Geschlechtes? Wo ist die Ausdauer und Beharrlichkeit in den Versuchungen und Käm- pfen, die uns von Welt, Fleisch und Satan bereitet werden? Wo ist die Hochherzigkeit, welche vergängliche Güter für höhere opfert, wenn z. B., um aus vielen Fällen nur einen zu nennen, eine unkirchliche Ehe zeitliche Vorteile verspricht? Wo sind der Mut und die Geduld im Bekenntnisse des Glaubens? Einige Spottreden vermögen heutzutage oft mehr, als in den ersten Zeiten Scheiterhau- fen und Schwert. Gott der Allwissende kennt jene, die heute noch bereit und fähig sind, starkmütig zu kämpfen, aber wenn man über die Christen in der heutigen Welt hin- schaut, so vermißt man fast nichts so sehr, wie den Starkmut. Die Erziehung ist daran nicht unschuldig, und darum muß auch die Besserung von ihr ausgehen.
gemacht. Wir sind übereingekommen, daß, während mein Herz aufgeregt ist, meine Zunge kein Wort rede.“ In einem andern Falle sagte er zu dem Beleidiger: „Wenn Sie mir auch ein Auge ausstechen würden, würde ich Sie mit dem andern liebend an- sehen.“
Wo ist aber der Starkmut des heutigen Geschlechtes? Wo ist die Ausdauer und Beharrlichkeit in den Versuchungen und Käm- pfen, die uns von Welt, Fleisch und Satan bereitet werden? Wo ist die Hochherzigkeit, welche vergängliche Güter für höhere opfert, wenn z. B., um aus vielen Fällen nur einen zu nennen, eine unkirchliche Ehe zeitliche Vorteile verspricht? Wo sind der Mut und die Geduld im Bekenntnisse des Glaubens? Einige Spottreden vermögen heutzutage oft mehr, als in den ersten Zeiten Scheiterhau- fen und Schwert. Gott der Allwissende kennt jene, die heute noch bereit und fähig sind, starkmütig zu kämpfen, aber wenn man über die Christen in der heutigen Welt hin- schaut, so vermißt man fast nichts so sehr, wie den Starkmut. Die Erziehung ist daran nicht unschuldig, und darum muß auch die Besserung von ihr ausgehen.
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gemacht. Wir sind übereingekommen, daß,
während mein Herz aufgeregt ist, meine
Zunge kein Wort rede.“ In einem andern
Falle sagte er zu dem Beleidiger: „Wenn
Sie mir auch ein Auge ausstechen würden,
würde ich Sie mit dem andern liebend an-
sehen.“
Wo ist aber der Starkmut des heutigen
Geschlechtes? Wo ist die Ausdauer und
Beharrlichkeit in den Versuchungen und Käm-
pfen, die uns von Welt, Fleisch und Satan
bereitet werden? Wo ist die Hochherzigkeit,
welche vergängliche Güter für höhere opfert,
wenn z. B., um aus vielen Fällen nur einen
zu nennen, eine unkirchliche Ehe zeitliche
Vorteile verspricht? Wo sind der Mut und
die Geduld im Bekenntnisse des Glaubens?
Einige Spottreden vermögen heutzutage oft
mehr, als in den ersten Zeiten Scheiterhau-
fen und Schwert. Gott der Allwissende
kennt jene, die heute noch bereit und fähig
sind, starkmütig zu kämpfen, aber wenn man
über die Christen in der heutigen Welt hin-
schaut, so vermißt man fast nichts so sehr,
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/240>, abgerufen am 24.11.2024.
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