Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

Klugheit zu verhelfen. Das eigene Beispiel
der Eltern wird dabei ziemlich entscheidend
sein. Wenn sie selber wachen und bereit
sind, wie der Herr es verlangt, so werden
die Kinder dadurch mehr zur wahren Klug-
heit angeleitet, als alle Belehrung es vermag.

Die Erziehung muß die Kinder auch
zur Klugheit in den einzelnen Vorkomm-
nissen des Lebens führen. Die Klugheit
verlangt, daß man mit Besonnenheit
und Ueberlegung urteile, rede und handle.
Die Jugend ist geneigt zu raschen, unüber-
legten Entschließungen und die heutige Zeit
befördert das anmaßende Vertrauen auf die
eigene Einsicht. Mancher Jüngling fangt
an, dem Spiel und Trunke sich zu ergeben,
bedenkliche Freundschaften und Bekanntschaf-
ten anzuknüpfen. Er thut es in jugend-
licher Unbesonnenheit, und würde niemals
dazu kommen, wenn er am Anfange das
Ende voraussehen würde. Das Sprüchwort
lautet: "Vorgethan und nachbedacht, hat
schon manches Leid gebracht."
Und schon der
heidnische Weise Solon hat gesagt: "Bei
allem, was du thust, bedenke das Ende"
.
Es ist schon viel gewonnen, wenn man den
Jüngling nur dahin belehren kann, daß jede

Klugheit zu verhelfen. Das eigene Beispiel
der Eltern wird dabei ziemlich entscheidend
sein. Wenn sie selber wachen und bereit
sind, wie der Herr es verlangt, so werden
die Kinder dadurch mehr zur wahren Klug-
heit angeleitet, als alle Belehrung es vermag.

Die Erziehung muß die Kinder auch
zur Klugheit in den einzelnen Vorkomm-
nissen des Lebens führen. Die Klugheit
verlangt, daß man mit Besonnenheit
und Ueberlegung urteile, rede und handle.
Die Jugend ist geneigt zu raschen, unüber-
legten Entschließungen und die heutige Zeit
befördert das anmaßende Vertrauen auf die
eigene Einsicht. Mancher Jüngling fangt
an, dem Spiel und Trunke sich zu ergeben,
bedenkliche Freundschaften und Bekanntschaf-
ten anzuknüpfen. Er thut es in jugend-
licher Unbesonnenheit, und würde niemals
dazu kommen, wenn er am Anfange das
Ende voraussehen würde. Das Sprüchwort
lautet: „Vorgethan und nachbedacht, hat
schon manches Leid gebracht.“
Und schon der
heidnische Weise Solon hat gesagt: „Bei
allem, was du thust, bedenke das Ende“
.
Es ist schon viel gewonnen, wenn man den
Jüngling nur dahin belehren kann, daß jede

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="28">
          <p><pb facs="#f0219" xml:id="E29V3_001_1895_pb0205_0001" n="205"/>
Klugheit zu verhelfen. Das eigene Beispiel<lb/>
der Eltern wird dabei ziemlich entscheidend<lb/>
sein. Wenn sie selber wachen und bereit<lb/>
sind, wie der Herr es verlangt, so werden<lb/>
die Kinder dadurch mehr zur wahren Klug-<lb/>
heit angeleitet, als alle Belehrung es vermag.</p>
          <p>Die Erziehung muß die Kinder auch<lb/>
zur Klugheit in den einzelnen Vorkomm-<lb/>
nissen des Lebens führen. Die Klugheit<lb/>
verlangt, daß man mit <hi rendition="#g">Besonnenheit</hi><lb/>
und Ueberlegung urteile, rede und handle.<lb/>
Die Jugend ist geneigt zu raschen, unüber-<lb/>
legten Entschließungen und die heutige Zeit<lb/>
befördert das anmaßende Vertrauen auf die<lb/>
eigene Einsicht. Mancher Jüngling fangt<lb/>
an, dem Spiel und Trunke sich zu ergeben,<lb/>
bedenkliche Freundschaften und Bekanntschaf-<lb/>
ten anzuknüpfen. Er thut es in jugend-<lb/>
licher Unbesonnenheit, und würde niemals<lb/>
dazu kommen, wenn er am Anfange das<lb/>
Ende voraussehen würde. Das Sprüchwort<lb/>
lautet: <q>&#x201E;Vorgethan und nachbedacht, hat<lb/>
schon manches Leid gebracht.&#x201C;</q> Und schon der<lb/>
heidnische Weise Solon hat gesagt: <q>&#x201E;Bei<lb/>
allem, was du thust, bedenke das Ende&#x201C;</q>.<lb/>
Es ist schon viel gewonnen, wenn man den<lb/>
Jüngling nur dahin belehren kann, daß jede<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0219] Klugheit zu verhelfen. Das eigene Beispiel der Eltern wird dabei ziemlich entscheidend sein. Wenn sie selber wachen und bereit sind, wie der Herr es verlangt, so werden die Kinder dadurch mehr zur wahren Klug- heit angeleitet, als alle Belehrung es vermag. Die Erziehung muß die Kinder auch zur Klugheit in den einzelnen Vorkomm- nissen des Lebens führen. Die Klugheit verlangt, daß man mit Besonnenheit und Ueberlegung urteile, rede und handle. Die Jugend ist geneigt zu raschen, unüber- legten Entschließungen und die heutige Zeit befördert das anmaßende Vertrauen auf die eigene Einsicht. Mancher Jüngling fangt an, dem Spiel und Trunke sich zu ergeben, bedenkliche Freundschaften und Bekanntschaf- ten anzuknüpfen. Er thut es in jugend- licher Unbesonnenheit, und würde niemals dazu kommen, wenn er am Anfange das Ende voraussehen würde. Das Sprüchwort lautet: „Vorgethan und nachbedacht, hat schon manches Leid gebracht.“ Und schon der heidnische Weise Solon hat gesagt: „Bei allem, was du thust, bedenke das Ende“. Es ist schon viel gewonnen, wenn man den Jüngling nur dahin belehren kann, daß jede

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/219
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/219>, abgerufen am 10.05.2024.