Klugheit zu verhelfen. Das eigene Beispiel der Eltern wird dabei ziemlich entscheidend sein. Wenn sie selber wachen und bereit sind, wie der Herr es verlangt, so werden die Kinder dadurch mehr zur wahren Klug- heit angeleitet, als alle Belehrung es vermag.
Die Erziehung muß die Kinder auch zur Klugheit in den einzelnen Vorkomm- nissen des Lebens führen. Die Klugheit verlangt, daß man mit Besonnenheit und Ueberlegung urteile, rede und handle. Die Jugend ist geneigt zu raschen, unüber- legten Entschließungen und die heutige Zeit befördert das anmaßende Vertrauen auf die eigene Einsicht. Mancher Jüngling fangt an, dem Spiel und Trunke sich zu ergeben, bedenkliche Freundschaften und Bekanntschaf- ten anzuknüpfen. Er thut es in jugend- licher Unbesonnenheit, und würde niemals dazu kommen, wenn er am Anfange das Ende voraussehen würde. Das Sprüchwort lautet: "Vorgethan und nachbedacht, hat schon manches Leid gebracht." Und schon der heidnische Weise Solon hat gesagt: "Bei allem, was du thust, bedenke das Ende". Es ist schon viel gewonnen, wenn man den Jüngling nur dahin belehren kann, daß jede
Klugheit zu verhelfen. Das eigene Beispiel der Eltern wird dabei ziemlich entscheidend sein. Wenn sie selber wachen und bereit sind, wie der Herr es verlangt, so werden die Kinder dadurch mehr zur wahren Klug- heit angeleitet, als alle Belehrung es vermag.
Die Erziehung muß die Kinder auch zur Klugheit in den einzelnen Vorkomm- nissen des Lebens führen. Die Klugheit verlangt, daß man mit Besonnenheit und Ueberlegung urteile, rede und handle. Die Jugend ist geneigt zu raschen, unüber- legten Entschließungen und die heutige Zeit befördert das anmaßende Vertrauen auf die eigene Einsicht. Mancher Jüngling fangt an, dem Spiel und Trunke sich zu ergeben, bedenkliche Freundschaften und Bekanntschaf- ten anzuknüpfen. Er thut es in jugend- licher Unbesonnenheit, und würde niemals dazu kommen, wenn er am Anfange das Ende voraussehen würde. Das Sprüchwort lautet: „Vorgethan und nachbedacht, hat schon manches Leid gebracht.“ Und schon der heidnische Weise Solon hat gesagt: „Bei allem, was du thust, bedenke das Ende“. Es ist schon viel gewonnen, wenn man den Jüngling nur dahin belehren kann, daß jede
<TEI><text><body><divn="1"><divn="28"><p><pbfacs="#f0219"xml:id="E29V3_001_1895_pb0205_0001"n="205"/>
Klugheit zu verhelfen. Das eigene Beispiel<lb/>
der Eltern wird dabei ziemlich entscheidend<lb/>
sein. Wenn sie selber wachen und bereit<lb/>
sind, wie der Herr es verlangt, so werden<lb/>
die Kinder dadurch mehr zur wahren Klug-<lb/>
heit angeleitet, als alle Belehrung es vermag.</p><p>Die Erziehung muß die Kinder auch<lb/>
zur Klugheit in den einzelnen Vorkomm-<lb/>
nissen des Lebens führen. Die Klugheit<lb/>
verlangt, daß man mit <hirendition="#g">Besonnenheit</hi><lb/>
und Ueberlegung urteile, rede und handle.<lb/>
Die Jugend ist geneigt zu raschen, unüber-<lb/>
legten Entschließungen und die heutige Zeit<lb/>
befördert das anmaßende Vertrauen auf die<lb/>
eigene Einsicht. Mancher Jüngling fangt<lb/>
an, dem Spiel und Trunke sich zu ergeben,<lb/>
bedenkliche Freundschaften und Bekanntschaf-<lb/>
ten anzuknüpfen. Er thut es in jugend-<lb/>
licher Unbesonnenheit, und würde niemals<lb/>
dazu kommen, wenn er am Anfange das<lb/>
Ende voraussehen würde. Das Sprüchwort<lb/>
lautet: <q>„Vorgethan und nachbedacht, hat<lb/>
schon manches Leid gebracht.“</q> Und schon der<lb/>
heidnische Weise Solon hat gesagt: <q>„Bei<lb/>
allem, was du thust, bedenke das Ende“</q>.<lb/>
Es ist schon viel gewonnen, wenn man den<lb/>
Jüngling nur dahin belehren kann, daß jede<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[205/0219]
Klugheit zu verhelfen. Das eigene Beispiel
der Eltern wird dabei ziemlich entscheidend
sein. Wenn sie selber wachen und bereit
sind, wie der Herr es verlangt, so werden
die Kinder dadurch mehr zur wahren Klug-
heit angeleitet, als alle Belehrung es vermag.
Die Erziehung muß die Kinder auch
zur Klugheit in den einzelnen Vorkomm-
nissen des Lebens führen. Die Klugheit
verlangt, daß man mit Besonnenheit
und Ueberlegung urteile, rede und handle.
Die Jugend ist geneigt zu raschen, unüber-
legten Entschließungen und die heutige Zeit
befördert das anmaßende Vertrauen auf die
eigene Einsicht. Mancher Jüngling fangt
an, dem Spiel und Trunke sich zu ergeben,
bedenkliche Freundschaften und Bekanntschaf-
ten anzuknüpfen. Er thut es in jugend-
licher Unbesonnenheit, und würde niemals
dazu kommen, wenn er am Anfange das
Ende voraussehen würde. Das Sprüchwort
lautet: „Vorgethan und nachbedacht, hat
schon manches Leid gebracht.“ Und schon der
heidnische Weise Solon hat gesagt: „Bei
allem, was du thust, bedenke das Ende“.
Es ist schon viel gewonnen, wenn man den
Jüngling nur dahin belehren kann, daß jede
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/219>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.