Kinder oft zittern bei seiner Heimkehr, der darf nicht erstaunt sein, wenn er nicht zärt- lich geliebt wird, wenn er in den Herzen seiner Kinder ein halber Fremdling bleibt.
Merken die Kinder erst, daß der Vater nicht für das Hauswesen sorgt, daß die Mutter über ihn klagt, oder wenigstens seinet- wegen in Kummer und Sorgen seufzt, daß der Vater zu viel trinkt, mit der Mutter zankt, in Zorn- und Fluchworte ausbricht, im religiösen Leben sich Blößen giebt, so sagt den Kindern das natürliche Gefühl und der Katechismus, was davon zu halten sei. Wenn solche Dinge öfter wiederkehren, so wird das die Ehrfurcht der Kinder vor dem Vater ertöten, und es wird höchstens noch die Furcht übrig bleiben. Einem solchen Vater fehlt die Liebe und Achtung der Kin- der, und damit das nötige Ansehen, der mo- ralische Einfluß, er ist unfähig, gegen die reifere Jugend seine Vaterpflichten zu er- füllen.
Soll der Vater sich des nötigen morali- schen Ansehens erfreuen, so muß er sich schon von Anfang an der Liebe und Zuneigung der Seinigen versichern. Mutter und Kinder sollen ihn so lieben, daß sie ihn vermissen,
Kinder oft zittern bei seiner Heimkehr, der darf nicht erstaunt sein, wenn er nicht zärt- lich geliebt wird, wenn er in den Herzen seiner Kinder ein halber Fremdling bleibt.
Merken die Kinder erst, daß der Vater nicht für das Hauswesen sorgt, daß die Mutter über ihn klagt, oder wenigstens seinet- wegen in Kummer und Sorgen seufzt, daß der Vater zu viel trinkt, mit der Mutter zankt, in Zorn- und Fluchworte ausbricht, im religiösen Leben sich Blößen giebt, so sagt den Kindern das natürliche Gefühl und der Katechismus, was davon zu halten sei. Wenn solche Dinge öfter wiederkehren, so wird das die Ehrfurcht der Kinder vor dem Vater ertöten, und es wird höchstens noch die Furcht übrig bleiben. Einem solchen Vater fehlt die Liebe und Achtung der Kin- der, und damit das nötige Ansehen, der mo- ralische Einfluß, er ist unfähig, gegen die reifere Jugend seine Vaterpflichten zu er- füllen.
Soll der Vater sich des nötigen morali- schen Ansehens erfreuen, so muß er sich schon von Anfang an der Liebe und Zuneigung der Seinigen versichern. Mutter und Kinder sollen ihn so lieben, daß sie ihn vermissen,
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Kinder oft zittern bei seiner Heimkehr, der
darf nicht erstaunt sein, wenn er nicht zärt-
lich geliebt wird, wenn er in den Herzen
seiner Kinder ein halber Fremdling bleibt.
Merken die Kinder erst, daß der Vater
nicht für das Hauswesen sorgt, daß die
Mutter über ihn klagt, oder wenigstens seinet-
wegen in Kummer und Sorgen seufzt, daß
der Vater zu viel trinkt, mit der Mutter
zankt, in Zorn- und Fluchworte ausbricht,
im religiösen Leben sich Blößen giebt, so
sagt den Kindern das natürliche Gefühl und
der Katechismus, was davon zu halten sei.
Wenn solche Dinge öfter wiederkehren, so
wird das die Ehrfurcht der Kinder vor dem
Vater ertöten, und es wird höchstens noch
die Furcht übrig bleiben. Einem solchen
Vater fehlt die Liebe und Achtung der Kin-
der, und damit das nötige Ansehen, der mo-
ralische Einfluß, er ist unfähig, gegen die
reifere Jugend seine Vaterpflichten zu er-
füllen.
Soll der Vater sich des nötigen morali-
schen Ansehens erfreuen, so muß er sich schon
von Anfang an der Liebe und Zuneigung
der Seinigen versichern. Mutter und Kinder
sollen ihn so lieben, daß sie ihn vermissen,
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/156>, abgerufen am 24.11.2024.
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