Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

Leichtsinns, der Zerstreuung, der Genußsucht
und Verweichlichung, der religiösen Gleich-
gültigkeit und des Unglaubens. Wo sind
die Familien, die von diesen Einflüssen ganz
unberührt bleiben? Am einen Orte geht
es abwärts mit den häuslichen Andachten
und dem religiösen Leben überhaupt, am
andern mit dem sittlichen Ernst und der
häuslichen Zucht, mit der Genügsamkeit und
Einfachheit, hier wird dem Luxus, dort der
Genußsucht gehuldigt, und Lauheit und
religiöse Gleichgültigkeit regiert an beiden
Orten. Wer kann das ersetzen oder gut
machen, was in den Familien fehlt? Viele
Eltern glauben alles für die religiöse Er-
ziehung gethan zu haben, wenn sie ihre Kin-
der in den Religionsunterricht schicken. Wie
kurz ist dieser im Vergleich zum übrigen
Schulunterricht, der ihn nicht unterstützt, und
zu der übrigen Zeit, in der die Kinder nicht
an ihn denken! Würde man eine Pflanze
nur einige Stunden in der Woche an die
Sonne stellen, so müßte sie verkümmern, und
nicht besser geht es mit der Religiosität der
Kinder, wenn der Religionsunterricht von
den Eltern nicht unterstützt und im elterlichen
Hause in das Leben übergeführt wird.

Leichtsinns, der Zerstreuung, der Genußsucht
und Verweichlichung, der religiösen Gleich-
gültigkeit und des Unglaubens. Wo sind
die Familien, die von diesen Einflüssen ganz
unberührt bleiben? Am einen Orte geht
es abwärts mit den häuslichen Andachten
und dem religiösen Leben überhaupt, am
andern mit dem sittlichen Ernst und der
häuslichen Zucht, mit der Genügsamkeit und
Einfachheit, hier wird dem Luxus, dort der
Genußsucht gehuldigt, und Lauheit und
religiöse Gleichgültigkeit regiert an beiden
Orten. Wer kann das ersetzen oder gut
machen, was in den Familien fehlt? Viele
Eltern glauben alles für die religiöse Er-
ziehung gethan zu haben, wenn sie ihre Kin-
der in den Religionsunterricht schicken. Wie
kurz ist dieser im Vergleich zum übrigen
Schulunterricht, der ihn nicht unterstützt, und
zu der übrigen Zeit, in der die Kinder nicht
an ihn denken! Würde man eine Pflanze
nur einige Stunden in der Woche an die
Sonne stellen, so müßte sie verkümmern, und
nicht besser geht es mit der Religiosität der
Kinder, wenn der Religionsunterricht von
den Eltern nicht unterstützt und im elterlichen
Hause in das Leben übergeführt wird.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="15">
          <p><pb facs="#f0130" xml:id="E29V3_001_1895_pb0116_0001" n="116"/>
Leichtsinns, der Zerstreuung, der Genußsucht<lb/>
und Verweichlichung, der religiösen Gleich-<lb/>
gültigkeit und des Unglaubens. Wo sind<lb/>
die Familien, die von diesen Einflüssen ganz<lb/>
unberührt bleiben? Am einen Orte geht<lb/>
es abwärts mit den häuslichen Andachten<lb/>
und dem religiösen Leben überhaupt, am<lb/>
andern mit dem sittlichen Ernst und der<lb/>
häuslichen Zucht, mit der Genügsamkeit und<lb/>
Einfachheit, hier wird dem Luxus, dort der<lb/>
Genußsucht gehuldigt, und Lauheit und<lb/>
religiöse Gleichgültigkeit regiert an beiden<lb/>
Orten. Wer kann das ersetzen oder gut<lb/>
machen, was in den Familien fehlt? Viele<lb/>
Eltern glauben alles für die religiöse Er-<lb/>
ziehung gethan zu haben, wenn sie ihre Kin-<lb/>
der in den Religionsunterricht schicken. Wie<lb/>
kurz ist dieser im Vergleich zum übrigen<lb/>
Schulunterricht, der ihn nicht unterstützt, und<lb/>
zu der übrigen Zeit, in der die Kinder nicht<lb/>
an ihn denken! Würde man eine Pflanze<lb/>
nur einige Stunden in der Woche an die<lb/>
Sonne stellen, so müßte sie verkümmern, und<lb/>
nicht besser geht es mit der Religiosität der<lb/>
Kinder, wenn der Religionsunterricht von<lb/>
den Eltern nicht unterstützt und im elterlichen<lb/>
Hause in das Leben übergeführt wird.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0130] Leichtsinns, der Zerstreuung, der Genußsucht und Verweichlichung, der religiösen Gleich- gültigkeit und des Unglaubens. Wo sind die Familien, die von diesen Einflüssen ganz unberührt bleiben? Am einen Orte geht es abwärts mit den häuslichen Andachten und dem religiösen Leben überhaupt, am andern mit dem sittlichen Ernst und der häuslichen Zucht, mit der Genügsamkeit und Einfachheit, hier wird dem Luxus, dort der Genußsucht gehuldigt, und Lauheit und religiöse Gleichgültigkeit regiert an beiden Orten. Wer kann das ersetzen oder gut machen, was in den Familien fehlt? Viele Eltern glauben alles für die religiöse Er- ziehung gethan zu haben, wenn sie ihre Kin- der in den Religionsunterricht schicken. Wie kurz ist dieser im Vergleich zum übrigen Schulunterricht, der ihn nicht unterstützt, und zu der übrigen Zeit, in der die Kinder nicht an ihn denken! Würde man eine Pflanze nur einige Stunden in der Woche an die Sonne stellen, so müßte sie verkümmern, und nicht besser geht es mit der Religiosität der Kinder, wenn der Religionsunterricht von den Eltern nicht unterstützt und im elterlichen Hause in das Leben übergeführt wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/130
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/130>, abgerufen am 10.05.2024.