Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

traditionen machen schon einen wichtigen
Teil der Erziehung aus. Wer aber durch
die Wogen des modernen Verkehrslebens von
der ererbten Scholle weggeschwemmt wird,
verliert alle diese Vorteile für Familienleben
und Erziehung. Wo er weilt, da ist er ein
Fremdling, selbst am häuslichen Herde, der
nicht ihm gehört, und den er oft genug
wechselt.

Tritt dazu noch Dürftigkeit, so ist die
Gefahr noch größer. Der Christ darf die
Armut, wenigstens die unverschuldete, nicht
tadeln, sie ist ja in Christus geadelt worden.
Aber für die Familie und die Erziehung hat
sie ihre Gefahren, so gut wie der Reichtum.
Ein solcher Mann und Familienvater ist ohne
Heimat, der er fremd ist, ohne Vergangen-
heit, von der er nichts ererbt hat, ohne Zu-
kunft, für die er nichts zurücklegt, er lebt Tag
für Tag von der Hand in den Mund. Es
braucht nur noch die Religion zu fehlen,
dann weiß man, was aus einem solchen Vater
und seiner Familie werden wird. Heutzutage
arbeitet alles darauf hin, diese Volksklasse
täglich zu vergrößern.

Das Einzige, was eine solche Familie
noch zusammenhalten und retten kann, ist

traditionen machen schon einen wichtigen
Teil der Erziehung aus. Wer aber durch
die Wogen des modernen Verkehrslebens von
der ererbten Scholle weggeschwemmt wird,
verliert alle diese Vorteile für Familienleben
und Erziehung. Wo er weilt, da ist er ein
Fremdling, selbst am häuslichen Herde, der
nicht ihm gehört, und den er oft genug
wechselt.

Tritt dazu noch Dürftigkeit, so ist die
Gefahr noch größer. Der Christ darf die
Armut, wenigstens die unverschuldete, nicht
tadeln, sie ist ja in Christus geadelt worden.
Aber für die Familie und die Erziehung hat
sie ihre Gefahren, so gut wie der Reichtum.
Ein solcher Mann und Familienvater ist ohne
Heimat, der er fremd ist, ohne Vergangen-
heit, von der er nichts ererbt hat, ohne Zu-
kunft, für die er nichts zurücklegt, er lebt Tag
für Tag von der Hand in den Mund. Es
braucht nur noch die Religion zu fehlen,
dann weiß man, was aus einem solchen Vater
und seiner Familie werden wird. Heutzutage
arbeitet alles darauf hin, diese Volksklasse
täglich zu vergrößern.

Das Einzige, was eine solche Familie
noch zusammenhalten und retten kann, ist

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="15">
          <p><pb facs="#f0128" xml:id="E29V3_001_1895_pb0114_0001" n="114"/>
traditionen machen schon einen wichtigen<lb/>
Teil der Erziehung aus. Wer aber durch<lb/>
die Wogen des modernen Verkehrslebens von<lb/>
der ererbten Scholle weggeschwemmt wird,<lb/>
verliert alle diese Vorteile für Familienleben<lb/>
und Erziehung. Wo er weilt, da ist er ein<lb/>
Fremdling, selbst am häuslichen Herde, der<lb/>
nicht ihm gehört, und den er oft genug<lb/>
wechselt.</p>
          <p>Tritt dazu noch Dürftigkeit, so ist die<lb/>
Gefahr noch größer. Der Christ darf die<lb/>
Armut, wenigstens die unverschuldete, nicht<lb/>
tadeln, sie ist ja in Christus geadelt worden.<lb/>
Aber für die Familie und die Erziehung hat<lb/>
sie ihre Gefahren, so gut wie der Reichtum.<lb/>
Ein solcher Mann und Familienvater ist ohne<lb/>
Heimat, der er fremd ist, ohne Vergangen-<lb/>
heit, von der er nichts ererbt hat, ohne Zu-<lb/>
kunft, für die er nichts zurücklegt, er lebt Tag<lb/>
für Tag von der Hand in den Mund. Es<lb/>
braucht nur noch die Religion zu fehlen,<lb/>
dann weiß man, was aus einem solchen Vater<lb/>
und seiner Familie werden wird. Heutzutage<lb/>
arbeitet alles darauf hin, diese Volksklasse<lb/>
täglich zu vergrößern.</p>
          <p>Das Einzige, was eine solche Familie<lb/>
noch zusammenhalten und retten kann, ist<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0128] traditionen machen schon einen wichtigen Teil der Erziehung aus. Wer aber durch die Wogen des modernen Verkehrslebens von der ererbten Scholle weggeschwemmt wird, verliert alle diese Vorteile für Familienleben und Erziehung. Wo er weilt, da ist er ein Fremdling, selbst am häuslichen Herde, der nicht ihm gehört, und den er oft genug wechselt. Tritt dazu noch Dürftigkeit, so ist die Gefahr noch größer. Der Christ darf die Armut, wenigstens die unverschuldete, nicht tadeln, sie ist ja in Christus geadelt worden. Aber für die Familie und die Erziehung hat sie ihre Gefahren, so gut wie der Reichtum. Ein solcher Mann und Familienvater ist ohne Heimat, der er fremd ist, ohne Vergangen- heit, von der er nichts ererbt hat, ohne Zu- kunft, für die er nichts zurücklegt, er lebt Tag für Tag von der Hand in den Mund. Es braucht nur noch die Religion zu fehlen, dann weiß man, was aus einem solchen Vater und seiner Familie werden wird. Heutzutage arbeitet alles darauf hin, diese Volksklasse täglich zu vergrößern. Das Einzige, was eine solche Familie noch zusammenhalten und retten kann, ist

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/128
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/128>, abgerufen am 24.11.2024.