wie die vorausgehende leibliche. Der zarte Körper des Kindes tritt erst an das Tages- licht, wenn er fähig ist, Luft und Licht und die Einflüsse der Außenwelt zu ertragen. So soll auch die verschlossene Knospe des Ge- müts- und Geisteslebens im engen Kreise der Familie ihre erste Entwicklung durch- machen. Unter der sorgsamen Obhut und Pflege der Familie, im stillen Frieden des häuslichen Herdes soll der junge Weltbürger zum wohlerzogenen Menschen, zum guten Christen heranreifen. Den Stürmen und Versuchungen des Lebens soll er nicht aus- gesetzt werden, bis er denselben gewachsen ist.
Was die Familie zur christlichen Familie, zur Erziehungsanstalt für das Reich Gottes macht, das ist der Geist des Glaubens, der christliche Geist, der sie durchdringen und beherrschen soll, und sodann die christliche Lebensordnung, welche Gebet und Arbeit und Erholung, das gesamte häusliche Leben nach den Grundsätzen des Christentums ge- staltet. Dieser Geist soll alle beherrschen, dieser Ordnung sollen alle sich fügen. In der christlichen Familie muß Gott der Haus- vater sein, der irdische Vater ist nur sein erster Diener, der mit der ganzen Familie sich vor
wie die vorausgehende leibliche. Der zarte Körper des Kindes tritt erst an das Tages- licht, wenn er fähig ist, Luft und Licht und die Einflüsse der Außenwelt zu ertragen. So soll auch die verschlossene Knospe des Ge- müts- und Geisteslebens im engen Kreise der Familie ihre erste Entwicklung durch- machen. Unter der sorgsamen Obhut und Pflege der Familie, im stillen Frieden des häuslichen Herdes soll der junge Weltbürger zum wohlerzogenen Menschen, zum guten Christen heranreifen. Den Stürmen und Versuchungen des Lebens soll er nicht aus- gesetzt werden, bis er denselben gewachsen ist.
Was die Familie zur christlichen Familie, zur Erziehungsanstalt für das Reich Gottes macht, das ist der Geist des Glaubens, der christliche Geist, der sie durchdringen und beherrschen soll, und sodann die christliche Lebensordnung, welche Gebet und Arbeit und Erholung, das gesamte häusliche Leben nach den Grundsätzen des Christentums ge- staltet. Dieser Geist soll alle beherrschen, dieser Ordnung sollen alle sich fügen. In der christlichen Familie muß Gott der Haus- vater sein, der irdische Vater ist nur sein erster Diener, der mit der ganzen Familie sich vor
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wie die vorausgehende leibliche. Der zarte
Körper des Kindes tritt erst an das Tages-
licht, wenn er fähig ist, Luft und Licht und
die Einflüsse der Außenwelt zu ertragen. So
soll auch die verschlossene Knospe des Ge-
müts- und Geisteslebens im engen Kreise
der Familie ihre erste Entwicklung durch-
machen. Unter der sorgsamen Obhut und
Pflege der Familie, im stillen Frieden des
häuslichen Herdes soll der junge Weltbürger
zum wohlerzogenen Menschen, zum guten
Christen heranreifen. Den Stürmen und
Versuchungen des Lebens soll er nicht aus-
gesetzt werden, bis er denselben gewachsen ist.
Was die Familie zur christlichen Familie,
zur Erziehungsanstalt für das Reich Gottes
macht, das ist der Geist des Glaubens, der
christliche Geist, der sie durchdringen und
beherrschen soll, und sodann die christliche
Lebensordnung, welche Gebet und Arbeit
und Erholung, das gesamte häusliche Leben
nach den Grundsätzen des Christentums ge-
staltet. Dieser Geist soll alle beherrschen,
dieser Ordnung sollen alle sich fügen. In
der christlichen Familie muß Gott der Haus-
vater sein, der irdische Vater ist nur sein erster
Diener, der mit der ganzen Familie sich vor
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/124>, abgerufen am 23.11.2024.
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