es ist unbefriedigt und sittlich gefähr- det. Nichts ist gefährlicher für ein Frauenherz, als wenn es vom Glück verwöhnt wird. Der heilige Paulus sagt von der Witwe, was wohl vom Weibe überhaupt gilt: Die, welche in Wollüsten lebt, ist lebendig tot. (I. Tim. 5, 6.) Ohne Sorgen und Opfer gleicht das Weib einem Schiffe ohne Ladung. Dieses haltet die Seestürme nicht aus, und jenes wird von seinen eigenen müßi- gen Einbildungen und Grillen in Versu- chung geführt, und wird in den ihm nahenden Gefahren so schwach sein, daß der Apostel es zum voraus für verloren gibt, noch lebend als tot ansieht.
Auch dem Herzen des Weibes müssen Arbeit und Sorgen und Opfer einen gewissen Tiefgang geben. Es soll in der Hingebung, in Dulden und Entsagen seine Stärke offenbaren. Wenn das in der rechten Richtung und im rechten Geiste geschieht, dann haben wir eine starke Frau vor uns. Die
es ist unbefriedigt und sittlich gefähr- det. Nichts ist gefährlicher für ein Frauenherz, als wenn es vom Glück verwöhnt wird. Der heilige Paulus sagt von der Witwe, was wohl vom Weibe überhaupt gilt: Die, welche in Wollüsten lebt, ist lebendig tot. (I. Tim. 5, 6.) Ohne Sorgen und Opfer gleicht das Weib einem Schiffe ohne Ladung. Dieses haltet die Seestürme nicht aus, und jenes wird von seinen eigenen müßi- gen Einbildungen und Grillen in Versu- chung geführt, und wird in den ihm nahenden Gefahren so schwach sein, daß der Apostel es zum voraus für verloren gibt, noch lebend als tot ansieht.
Auch dem Herzen des Weibes müssen Arbeit und Sorgen und Opfer einen gewissen Tiefgang geben. Es soll in der Hingebung, in Dulden und Entsagen seine Stärke offenbaren. Wenn das in der rechten Richtung und im rechten Geiste geschieht, dann haben wir eine starke Frau vor uns. Die
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[85/0093]
es ist unbefriedigt und sittlich gefähr-
det. Nichts ist gefährlicher für ein
Frauenherz, als wenn es vom Glück
verwöhnt wird. Der heilige Paulus
sagt von der Witwe, was wohl vom
Weibe überhaupt gilt: Die, welche in
Wollüsten lebt, ist lebendig tot. (I. Tim.
5, 6.) Ohne Sorgen und Opfer gleicht
das Weib einem Schiffe ohne Ladung.
Dieses haltet die Seestürme nicht aus,
und jenes wird von seinen eigenen müßi-
gen Einbildungen und Grillen in Versu-
chung geführt, und wird in den ihm
nahenden Gefahren so schwach sein,
daß der Apostel es zum voraus für
verloren gibt, noch lebend als tot ansieht.
Auch dem Herzen des Weibes
müssen Arbeit und Sorgen und Opfer
einen gewissen Tiefgang geben. Es
soll in der Hingebung, in Dulden und
Entsagen seine Stärke offenbaren. Wenn
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wir eine starke Frau vor uns. Die
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/93>, abgerufen am 23.11.2024.
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