dens mit einer Seelenruhe an, welche alle Philosophen der neuen Schule zur Verzweiflung bringt und dieselben am kräftigsten widerlegt....
Hört ihr das langsame Glocken- geläute? Das heilige Viatikum wird sogleich erscheinen, und das Gefolge der Gläubigen will es begleiten. Man sage ja nicht, daß die erhabene Idee Gottes mit der Unwissenheit des Vol- kes unverträglich sei. Das Volk glaubt, - das ist genug, und sein Glaube ist moralischer, vernunftgemäßer, als der eurige, ihr Großen der Erde! Denn er hängt zusammen mit der Uebung des Guten und der Erwar- tung eines jenseitigen Lohnes, wovon die Todesstunde einen Vorgeschmack zu verleihen scheint. Betreten wir wieder das Sterbezimmer, so erinnert es uns an eine jener Kirchen aus den ersten Zeiten des Christentums. Der Ort. wo man vor kurzem allerlei Haus- geräte erblickte, ist durch die Ausräu-
dens mit einer Seelenruhe an, welche alle Philosophen der neuen Schule zur Verzweiflung bringt und dieselben am kräftigsten widerlegt....
Hört ihr das langsame Glocken- geläute? Das heilige Viatikum wird sogleich erscheinen, und das Gefolge der Gläubigen will es begleiten. Man sage ja nicht, daß die erhabene Idee Gottes mit der Unwissenheit des Vol- kes unverträglich sei. Das Volk glaubt, – das ist genug, und sein Glaube ist moralischer, vernunftgemäßer, als der eurige, ihr Großen der Erde! Denn er hängt zusammen mit der Uebung des Guten und der Erwar- tung eines jenseitigen Lohnes, wovon die Todesstunde einen Vorgeschmack zu verleihen scheint. Betreten wir wieder das Sterbezimmer, so erinnert es uns an eine jener Kirchen aus den ersten Zeiten des Christentums. Der Ort. wo man vor kurzem allerlei Haus- geräte erblickte, ist durch die Ausräu-
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dens mit einer Seelenruhe an, welche
alle Philosophen der neuen Schule
zur Verzweiflung bringt und dieselben
am kräftigsten widerlegt....
Hört ihr das langsame Glocken-
geläute? Das heilige Viatikum wird
sogleich erscheinen, und das Gefolge
der Gläubigen will es begleiten. Man
sage ja nicht, daß die erhabene Idee
Gottes mit der Unwissenheit des Vol-
kes unverträglich sei. Das Volk glaubt,
– das ist genug, und sein Glaube
ist moralischer, vernunftgemäßer, als
der eurige, ihr Großen der Erde!
Denn er hängt zusammen mit der
Uebung des Guten und der Erwar-
tung eines jenseitigen Lohnes, wovon
die Todesstunde einen Vorgeschmack
zu verleihen scheint. Betreten wir
wieder das Sterbezimmer, so erinnert
es uns an eine jener Kirchen aus den
ersten Zeiten des Christentums. Der
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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