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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914].

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rührt das schon die sittliche Erziehung
und gibt selbst dem Kinde etwas geistig
Vornehmes. Als Diogenes einen Kna-
ben gierig und ohne Anstand essen sah,
gab er seinem Erzieher eine Ohrfeige
mit der Bemerkung, er und nicht der
Knabe habe Strafe verdient. - Man
gestatte gesunden Kindern nicht, in Be-
zug auf die Speisen wählerisch zu sein.
Wollen sie nicht essen, so können sie
warten bis zur nächsten Essenszeit. -
Man sei äußerst sparsam mit der Ver-
abreichung von Näschereien. Diese ver-
derben den Magen, nehmen die Lust
zu gesunder Nahrung, wecken den un-
geordneten Hang nach sinnlichen Ge-
nüssen. Man lehre das Kind, genüg-
sam und zufrieden zu sein, erinnere es
an die vielen Kinder, die nicht einmal
den Hunger stillen können, führe es zur
Einsicht, daß wir nicht leben, um zu
essen, sondern essen, um zu leben. -
Kindern dürfen keine geistigen Getränke
verabreicht werden außer auf ärztliche

rührt das schon die sittliche Erziehung
und gibt selbst dem Kinde etwas geistig
Vornehmes. Als Diogenes einen Kna-
ben gierig und ohne Anstand essen sah,
gab er seinem Erzieher eine Ohrfeige
mit der Bemerkung, er und nicht der
Knabe habe Strafe verdient. – Man
gestatte gesunden Kindern nicht, in Be-
zug auf die Speisen wählerisch zu sein.
Wollen sie nicht essen, so können sie
warten bis zur nächsten Essenszeit. –
Man sei äußerst sparsam mit der Ver-
abreichung von Näschereien. Diese ver-
derben den Magen, nehmen die Lust
zu gesunder Nahrung, wecken den un-
geordneten Hang nach sinnlichen Ge-
nüssen. Man lehre das Kind, genüg-
sam und zufrieden zu sein, erinnere es
an die vielen Kinder, die nicht einmal
den Hunger stillen können, führe es zur
Einsicht, daß wir nicht leben, um zu
essen, sondern essen, um zu leben. –
Kindern dürfen keine geistigen Getränke
verabreicht werden außer auf ärztliche

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[287/0295] rührt das schon die sittliche Erziehung und gibt selbst dem Kinde etwas geistig Vornehmes. Als Diogenes einen Kna- ben gierig und ohne Anstand essen sah, gab er seinem Erzieher eine Ohrfeige mit der Bemerkung, er und nicht der Knabe habe Strafe verdient. – Man gestatte gesunden Kindern nicht, in Be- zug auf die Speisen wählerisch zu sein. Wollen sie nicht essen, so können sie warten bis zur nächsten Essenszeit. – Man sei äußerst sparsam mit der Ver- abreichung von Näschereien. Diese ver- derben den Magen, nehmen die Lust zu gesunder Nahrung, wecken den un- geordneten Hang nach sinnlichen Ge- nüssen. Man lehre das Kind, genüg- sam und zufrieden zu sein, erinnere es an die vielen Kinder, die nicht einmal den Hunger stillen können, führe es zur Einsicht, daß wir nicht leben, um zu essen, sondern essen, um zu leben. – Kindern dürfen keine geistigen Getränke verabreicht werden außer auf ärztliche

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Zitationshilfe: Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/295>, abgerufen am 19.05.2024.