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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914].

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das Kind schon früh an sie zu ge-
wöhnen und sie ihm zur anderen Natur
zu machen.

Die Mutter hüte sich, die Dienerin
der Unarten und ungeordneten Begier-
den des Kindes zu werden. Ihre Auf-
gabe ist es, von Anfang an, die Nei-
gungen des Kindes in vernünftiger
Weise zu leiten. Auch das kleine Kind
merkt bald aus dem Tone der Stimme,
aus den Blicken, Mienen und Ge-
bärden, ob die Mutter mit ihm zu-
frieden ist oder nicht, und ob es mit
seinem Ungestüm etwas ausrichtet oder
nicht. Wie Unart und Eigensinn wach-
sen, wenn man ihnen nachgibt, so treten
sie zurück, wenn sie nichts erreichen
und das eigensinnige Schreien kein
Gehör findet. Ich kannte eine Bauern-
familie, in welcher am Sonntage Vater
und Mutter in der Pflege der kleinen
Kinder abwechselten. Einmal war die
Mutter unwohl und lag im Bette.
Da konnte sie nun nicht begreifen, wie

das Kind schon früh an sie zu ge-
wöhnen und sie ihm zur anderen Natur
zu machen.

Die Mutter hüte sich, die Dienerin
der Unarten und ungeordneten Begier-
den des Kindes zu werden. Ihre Auf-
gabe ist es, von Anfang an, die Nei-
gungen des Kindes in vernünftiger
Weise zu leiten. Auch das kleine Kind
merkt bald aus dem Tone der Stimme,
aus den Blicken, Mienen und Ge-
bärden, ob die Mutter mit ihm zu-
frieden ist oder nicht, und ob es mit
seinem Ungestüm etwas ausrichtet oder
nicht. Wie Unart und Eigensinn wach-
sen, wenn man ihnen nachgibt, so treten
sie zurück, wenn sie nichts erreichen
und das eigensinnige Schreien kein
Gehör findet. Ich kannte eine Bauern-
familie, in welcher am Sonntage Vater
und Mutter in der Pflege der kleinen
Kinder abwechselten. Einmal war die
Mutter unwohl und lag im Bette.
Da konnte sie nun nicht begreifen, wie

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[238/0246] das Kind schon früh an sie zu ge- wöhnen und sie ihm zur anderen Natur zu machen. Die Mutter hüte sich, die Dienerin der Unarten und ungeordneten Begier- den des Kindes zu werden. Ihre Auf- gabe ist es, von Anfang an, die Nei- gungen des Kindes in vernünftiger Weise zu leiten. Auch das kleine Kind merkt bald aus dem Tone der Stimme, aus den Blicken, Mienen und Ge- bärden, ob die Mutter mit ihm zu- frieden ist oder nicht, und ob es mit seinem Ungestüm etwas ausrichtet oder nicht. Wie Unart und Eigensinn wach- sen, wenn man ihnen nachgibt, so treten sie zurück, wenn sie nichts erreichen und das eigensinnige Schreien kein Gehör findet. Ich kannte eine Bauern- familie, in welcher am Sonntage Vater und Mutter in der Pflege der kleinen Kinder abwechselten. Einmal war die Mutter unwohl und lag im Bette. Da konnte sie nun nicht begreifen, wie

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Zitationshilfe: Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/246>, abgerufen am 04.05.2024.