es die ganze gefahrvolle Reise dieses Lebens hätte machen müssen? Wer weiß das? Nur derjenige, welcher für gut gefunden hat, das Kind in seiner Un- schuld von dieser Welt hinwegzuneh- men. Wenn einst seine Ratschlüsse offenbar werden, so wird Ihm die jetzt trauernde Mutter dafür danken, darum soll sie jetzt schon dieselben im Glauben und in der Hoffnung anbeten.
Die Hoffnung hat eine sehr unru- hige Schwester, welche sich von ihr nicht trennen läßt, nämlich die Furcht. Be- sonders das Mutterherz erhaltet sie in beständiger Unruhe, gleich den steigen- den und fallenden Wogen des Meeres. Je mehr sie hofft, desto mehr wird sie fürchten. Je mehr sie den Himmel zum Ziele ihrer Hoffnung macht und dem Kinde sichern will, desto mehr wird sie zittern vor den Gefahren und Hindernissen. Wird sie das Ziel er- reichen? Ist sie selber fähig, gut zu erziehen? Und sei es auch, werden
es die ganze gefahrvolle Reise dieses Lebens hätte machen müssen? Wer weiß das? Nur derjenige, welcher für gut gefunden hat, das Kind in seiner Un- schuld von dieser Welt hinwegzuneh- men. Wenn einst seine Ratschlüsse offenbar werden, so wird Ihm die jetzt trauernde Mutter dafür danken, darum soll sie jetzt schon dieselben im Glauben und in der Hoffnung anbeten.
Die Hoffnung hat eine sehr unru- hige Schwester, welche sich von ihr nicht trennen läßt, nämlich die Furcht. Be- sonders das Mutterherz erhaltet sie in beständiger Unruhe, gleich den steigen- den und fallenden Wogen des Meeres. Je mehr sie hofft, desto mehr wird sie fürchten. Je mehr sie den Himmel zum Ziele ihrer Hoffnung macht und dem Kinde sichern will, desto mehr wird sie zittern vor den Gefahren und Hindernissen. Wird sie das Ziel er- reichen? Ist sie selber fähig, gut zu erziehen? Und sei es auch, werden
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es die ganze gefahrvolle Reise dieses
Lebens hätte machen müssen? Wer weiß
das? Nur derjenige, welcher für gut
gefunden hat, das Kind in seiner Un-
schuld von dieser Welt hinwegzuneh-
men. Wenn einst seine Ratschlüsse
offenbar werden, so wird Ihm die jetzt
trauernde Mutter dafür danken, darum
soll sie jetzt schon dieselben im Glauben
und in der Hoffnung anbeten.
Die Hoffnung hat eine sehr unru-
hige Schwester, welche sich von ihr nicht
trennen läßt, nämlich die Furcht. Be-
sonders das Mutterherz erhaltet sie in
beständiger Unruhe, gleich den steigen-
den und fallenden Wogen des Meeres.
Je mehr sie hofft, desto mehr wird sie
fürchten. Je mehr sie den Himmel
zum Ziele ihrer Hoffnung macht und
dem Kinde sichern will, desto mehr
wird sie zittern vor den Gefahren und
Hindernissen. Wird sie das Ziel er-
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/157>, abgerufen am 24.11.2024.
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