[Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893.den Aether trug. Wenige Minuten später kamen wir vor dem Portale des Devasipatamer National-Theaters zu Boden. Eine dichte Volksmenge drängte sich nach der Kasse. Auf großen dreieckigen Anschlagezetteln war zu lesen: Die schöne Madora. Trauerspiel in 5 Acten von Dieses wahrhaft erschütternde Werk des erhabenen Poeten ist gleichwohl so reich an zarten und lieblichen Zügen, daß die geehrten Zuschauer das Höchste erwarten dürfen, was die dramatische Kunst bis zur Stunde geleistet hat. Kalidasa ist nicht gewählter, kräftiger, hinreißender als unser Vasadalhi, der treffliche Sohn Devasipatams. Die Schauspielerin, welche die Rolle der Madora gibt, ist das schönste Mädchen, das jemals in unserer Stadt aufgetreten ist. Sie hat Augen wie Feuer, Zähne wie Elfenbein, Lippen wie Sammet und einen Busen wie frisch erblühte Wasserlilien. Auch singt sie wie eine Nachtigall. Ich lade euch Alle ein, Bürger der Stadt und Bewohner des flachen Landes. Valaveia der Aeltere, den Aether trug. Wenige Minuten später kamen wir vor dem Portale des Dêvasipatamer National-Theaters zu Boden. Eine dichte Volksmenge drängte sich nach der Kasse. Auf großen dreieckigen Anschlagezetteln war zu lesen: Die schöne Madora. Trauerspiel in 5 Acten von Dieses wahrhaft erschütternde Werk des erhabenen Poeten ist gleichwohl so reich an zarten und lieblichen Zügen, daß die geehrten Zuschauer das Höchste erwarten dürfen, was die dramatische Kunst bis zur Stunde geleistet hat. Kalidasa ist nicht gewählter, kräftiger, hinreißender als unser Vasadalhi, der treffliche Sohn Dêvasipatams. Die Schauspielerin, welche die Rolle der Madora gibt, ist das schönste Mädchen, das jemals in unserer Stadt aufgetreten ist. Sie hat Augen wie Feuer, Zähne wie Elfenbein, Lippen wie Sammet und einen Busen wie frisch erblühte Wasserlilien. Auch singt sie wie eine Nachtigall. Ich lade euch Alle ein, Bürger der Stadt und Bewohner des flachen Landes. Valaveia der Aeltere, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="25"/> den Aether trug. Wenige Minuten später kamen wir vor dem Portale des Dêvasipatamer National-Theaters zu Boden.</p> <p>Eine dichte Volksmenge drängte sich nach der Kasse. Auf großen dreieckigen Anschlagezetteln war zu lesen:</p> <p rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Die schöne Madora.</hi> </p> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Trauerspiel in 5 Acten</hi> </p> <p rendition="#c">von<lb/><hi rendition="#g">Vasadalhi</hi>,<lb/> dem gekrönten Dichter der Inder.</p> <p>Dieses wahrhaft erschütternde Werk des erhabenen Poeten ist gleichwohl so reich an zarten und lieblichen Zügen, daß die geehrten Zuschauer das Höchste erwarten dürfen, was die dramatische Kunst bis zur Stunde geleistet hat. Kalidasa ist nicht gewählter, kräftiger, hinreißender als unser Vasadalhi, der treffliche Sohn Dêvasipatams.</p> <p>Die Schauspielerin, welche die Rolle der Madora gibt, ist das schönste Mädchen, das jemals in unserer Stadt aufgetreten ist. Sie hat Augen wie Feuer, Zähne wie Elfenbein, Lippen wie Sammet und einen Busen wie frisch erblühte Wasserlilien. Auch singt sie wie eine Nachtigall.</p> <p>Ich lade euch Alle ein, Bürger der Stadt und Bewohner des flachen Landes.</p> <p rendition="#right">Valaveia der Aeltere,<lb/> Direktor des National-Theaters.</p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0027]
den Aether trug. Wenige Minuten später kamen wir vor dem Portale des Dêvasipatamer National-Theaters zu Boden.
Eine dichte Volksmenge drängte sich nach der Kasse. Auf großen dreieckigen Anschlagezetteln war zu lesen:
Die schöne Madora.
Trauerspiel in 5 Acten
von
Vasadalhi,
dem gekrönten Dichter der Inder.
Dieses wahrhaft erschütternde Werk des erhabenen Poeten ist gleichwohl so reich an zarten und lieblichen Zügen, daß die geehrten Zuschauer das Höchste erwarten dürfen, was die dramatische Kunst bis zur Stunde geleistet hat. Kalidasa ist nicht gewählter, kräftiger, hinreißender als unser Vasadalhi, der treffliche Sohn Dêvasipatams.
Die Schauspielerin, welche die Rolle der Madora gibt, ist das schönste Mädchen, das jemals in unserer Stadt aufgetreten ist. Sie hat Augen wie Feuer, Zähne wie Elfenbein, Lippen wie Sammet und einen Busen wie frisch erblühte Wasserlilien. Auch singt sie wie eine Nachtigall.
Ich lade euch Alle ein, Bürger der Stadt und Bewohner des flachen Landes.
Valaveia der Aeltere,
Direktor des National-Theaters.
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Zitationshilfe: | [Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckstein_dudler_1893/27>, abgerufen am 08.07.2024. |