man Sachen wähle, bei denen kein großer Ortswechsel stattfindet. Irgend ein einactiges Lustspiel, oder eine einactige Posse oder Operette. Dann irgend eine Arie, irgend ein Duett, irgend ein Finale einer beliebten Oper, -- und Ihr werdet schon ganz passabel zufrieden seyn. Es ist nur, daß der April leidlich vorüber gehe, im May habt Ihr schon die Sänger des Waldes."
"Indessen, fuhr Goethe fort, werdet Ihr das Schauspiel haben, im Laufe der Sommermonate ein neues Haus hervorsteigen zu sehen. Dieser Brand ist mir sehr merkwürdig. Ich will Euch nur verrathen, daß ich die langen Abendstunden des Winters mich mit Coudray beschäftigt habe, den Riß eines für Weimar passenden neuen schönen Theaters zu machen. Wir hatten uns von einigen der vorzüglichsten deutschen Theater Grund- und Durchschnitts-Risse kommen lassen, und indem wir daraus das Beste benutzten und das uns fehlerhaft Scheinende vermieden, haben wir einen Riß zu Stande gebracht, der sich wird können sehen lassen. Sobald der Großherzog ihn genehmigt, kann mit dem Bau begonnen werden, und es ist keine Klei¬ nigkeit, daß dieses Unheil uns sehr merkwürdigerweise so durchaus vorbereitet findet."
Wir begrüßten diese Nachricht Goethe's mit großer Freude.
In dem alten Hause, fuhr Goethe fort, war für
man Sachen wähle, bei denen kein großer Ortswechſel ſtattfindet. Irgend ein einactiges Luſtſpiel, oder eine einactige Poſſe oder Operette. Dann irgend eine Arie, irgend ein Duett, irgend ein Finale einer beliebten Oper, — und Ihr werdet ſchon ganz paſſabel zufrieden ſeyn. Es iſt nur, daß der April leidlich vorüber gehe, im May habt Ihr ſchon die Sänger des Waldes.“
„Indeſſen, fuhr Goethe fort, werdet Ihr das Schauſpiel haben, im Laufe der Sommermonate ein neues Haus hervorſteigen zu ſehen. Dieſer Brand iſt mir ſehr merkwürdig. Ich will Euch nur verrathen, daß ich die langen Abendſtunden des Winters mich mit Coudray beſchäftigt habe, den Riß eines für Weimar paſſenden neuen ſchönen Theaters zu machen. Wir hatten uns von einigen der vorzüglichſten deutſchen Theater Grund- und Durchſchnitts-Riſſe kommen laſſen, und indem wir daraus das Beſte benutzten und das uns fehlerhaft Scheinende vermieden, haben wir einen Riß zu Stande gebracht, der ſich wird können ſehen laſſen. Sobald der Großherzog ihn genehmigt, kann mit dem Bau begonnen werden, und es iſt keine Klei¬ nigkeit, daß dieſes Unheil uns ſehr merkwürdigerweiſe ſo durchaus vorbereitet findet.“
Wir begrüßten dieſe Nachricht Goethe's mit großer Freude.
In dem alten Hauſe, fuhr Goethe fort, war für
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man Sachen wähle, bei denen kein großer Ortswechſel
ſtattfindet. Irgend ein einactiges Luſtſpiel, oder eine
einactige Poſſe oder Operette. Dann irgend eine Arie,
irgend ein Duett, irgend ein Finale einer beliebten
Oper, — und Ihr werdet ſchon ganz paſſabel zufrieden
ſeyn. Es iſt nur, daß der April leidlich vorüber gehe,
im May habt Ihr ſchon die Sänger des Waldes.“
„Indeſſen, fuhr Goethe fort, werdet Ihr das
Schauſpiel haben, im Laufe der Sommermonate ein
neues Haus hervorſteigen zu ſehen. Dieſer Brand iſt
mir ſehr merkwürdig. Ich will Euch nur verrathen,
daß ich die langen Abendſtunden des Winters mich
mit Coudray beſchäftigt habe, den Riß eines für Weimar
paſſenden neuen ſchönen Theaters zu machen. Wir
hatten uns von einigen der vorzüglichſten deutſchen
Theater Grund- und Durchſchnitts-Riſſe kommen laſſen,
und indem wir daraus das Beſte benutzten und das
uns fehlerhaft Scheinende vermieden, haben wir einen
Riß zu Stande gebracht, der ſich wird können ſehen
laſſen. Sobald der Großherzog ihn genehmigt, kann
mit dem Bau begonnen werden, und es iſt keine Klei¬
nigkeit, daß dieſes Unheil uns ſehr merkwürdigerweiſe
ſo durchaus vorbereitet findet.“
Wir begrüßten dieſe Nachricht Goethe's mit großer
Freude.
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/92>, abgerufen am 24.11.2024.
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