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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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noch mit einiger Beschwerde. Es kam mir vor, als
würde ihm das Sprechen schwieriger als gestern. Die
Geschwulst des linken Armes ist sehr sichtbar; er hält
die Augen geschlossen und öffnet sie nur wenn er
spricht.


Diesen Abend bei Goethe, den ich in mehreren Tagen
nicht gesehen. Er saß in seinem Lehnstuhl und hatte
seine Schwiegertochter und Riemer bei sich. Er war
auffallend besser. Seine Stimme hatte wieder ihren
natürlichen Klang, sein Athemholen war frei, seine
Hand nicht mehr geschwollen, sein Aussehen wieder wie
in gesundem Zustand, und seine Unterhaltung leicht.
Er stand auf und ging ohne Umstände in sein Schlaf¬
zimmer und wieder zurück. Man trank den Thee bei
ihm, und da es heute wieder das erstemal war, so
machte ich Frau v. Goethe scherzhaft Vorwürfe, daß
sie vergessen habe, einen Blumenstrauß auf das Theebrett
zu stellen. Frau von Goethe nahm sogleich ein farbiges
Band von ihrem Hut und band es an die Theemaschine.
Dieser Scherz schien Goethen viel Vergnügen zu machen.

Wir betrachteten darauf eine Sammlung nachgemach¬
ter Edelsteine, die der Großherzog hatte von Paris
kommen lassen.


noch mit einiger Beſchwerde. Es kam mir vor, als
würde ihm das Sprechen ſchwieriger als geſtern. Die
Geſchwulſt des linken Armes iſt ſehr ſichtbar; er hält
die Augen geſchloſſen und öffnet ſie nur wenn er
ſpricht.


Dieſen Abend bei Goethe, den ich in mehreren Tagen
nicht geſehen. Er ſaß in ſeinem Lehnſtuhl und hatte
ſeine Schwiegertochter und Riemer bei ſich. Er war
auffallend beſſer. Seine Stimme hatte wieder ihren
natürlichen Klang, ſein Athemholen war frei, ſeine
Hand nicht mehr geſchwollen, ſein Ausſehen wieder wie
in geſundem Zuſtand, und ſeine Unterhaltung leicht.
Er ſtand auf und ging ohne Umſtände in ſein Schlaf¬
zimmer und wieder zurück. Man trank den Thee bei
ihm, und da es heute wieder das erſtemal war, ſo
machte ich Frau v. Goethe ſcherzhaft Vorwürfe, daß
ſie vergeſſen habe, einen Blumenſtrauß auf das Theebrett
zu ſtellen. Frau von Goethe nahm ſogleich ein farbiges
Band von ihrem Hut und band es an die Theemaſchine.
Dieſer Scherz ſchien Goethen viel Vergnügen zu machen.

Wir betrachteten darauf eine Sammlung nachgemach¬
ter Edelſteine, die der Großherzog hatte von Paris
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[15/0037] noch mit einiger Beſchwerde. Es kam mir vor, als würde ihm das Sprechen ſchwieriger als geſtern. Die Geſchwulſt des linken Armes iſt ſehr ſichtbar; er hält die Augen geſchloſſen und öffnet ſie nur wenn er ſpricht. Montag, den 2. März 1823*. Dieſen Abend bei Goethe, den ich in mehreren Tagen nicht geſehen. Er ſaß in ſeinem Lehnſtuhl und hatte ſeine Schwiegertochter und Riemer bei ſich. Er war auffallend beſſer. Seine Stimme hatte wieder ihren natürlichen Klang, ſein Athemholen war frei, ſeine Hand nicht mehr geſchwollen, ſein Ausſehen wieder wie in geſundem Zuſtand, und ſeine Unterhaltung leicht. Er ſtand auf und ging ohne Umſtände in ſein Schlaf¬ zimmer und wieder zurück. Man trank den Thee bei ihm, und da es heute wieder das erſtemal war, ſo machte ich Frau v. Goethe ſcherzhaft Vorwürfe, daß ſie vergeſſen habe, einen Blumenſtrauß auf das Theebrett zu ſtellen. Frau von Goethe nahm ſogleich ein farbiges Band von ihrem Hut und band es an die Theemaſchine. Dieſer Scherz ſchien Goethen viel Vergnügen zu machen. Wir betrachteten darauf eine Sammlung nachgemach¬ ter Edelſteine, die der Großherzog hatte von Paris kommen laſſen.

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/37>, abgerufen am 23.11.2024.