Vertrauen zum Papiergelde und welche Erfahrungen er in dieser Art gemacht. Als Bestätigung erzählte er uns eine Anekdote von Grimm, und zwar aus der Zeit der französischen Revolution, wo dieser, es in Paris nicht mehr für sicher haltend, wieder nach Deutsch¬ land zurückgekehrt war und in Gotha lebte.
"Wir waren, sagte Goethe, eines Tages bei Grimm zu Tische. Ich weiß nicht mehr wie das Gespräch es herbeiführte, genug, Grimm rief mit einemmale: "Ich wette, daß kein Monarch in Europa ein Paar so kost¬ bare Handmanschetten besitzt als ich, und daß Keiner dafür einen so hohen Preis bezahlt hat als ich es habe." -- Es läßt sich denken, daß wir ein lautes ungläubiges Erstaunen ausdrückten, besonders die Da¬ men, und daß wir Alle sehr neugierig waren, ein Paar so wunderbare Handmanschetten zu sehen. Grimm stand also auf und holte aus seinem Schränkchen ein Paar Spitzenmanschetten von so großer Pracht, daß wir Alle in laute Verwunderung ausbrachen. Wir versuch¬ ten es, sie zu schätzen, konnten sie jedoch nicht höher halten, als etwa zu hundert bis zweihundert Louisd'or. Grimm lachte und rief: "Ihr seyd sehr weit vom Ziele! ich habe sie mit zweimal hundert und funfzig Tausend Franken bezahlt, und war noch glücklich, meine Assignaten so gut angebracht zu haben. Am nächsten Tage galten sie keinen Groschen mehr."
Vertrauen zum Papiergelde und welche Erfahrungen er in dieſer Art gemacht. Als Beſtätigung erzählte er uns eine Anekdote von Grimm, und zwar aus der Zeit der franzöſiſchen Revolution, wo dieſer, es in Paris nicht mehr für ſicher haltend, wieder nach Deutſch¬ land zurückgekehrt war und in Gotha lebte.
„Wir waren, ſagte Goethe, eines Tages bei Grimm zu Tiſche. Ich weiß nicht mehr wie das Geſpräch es herbeiführte, genug, Grimm rief mit einemmale: „Ich wette, daß kein Monarch in Europa ein Paar ſo koſt¬ bare Handmanſchetten beſitzt als ich, und daß Keiner dafür einen ſo hohen Preis bezahlt hat als ich es habe.“ — Es läßt ſich denken, daß wir ein lautes ungläubiges Erſtaunen ausdrückten, beſonders die Da¬ men, und daß wir Alle ſehr neugierig waren, ein Paar ſo wunderbare Handmanſchetten zu ſehen. Grimm ſtand alſo auf und holte aus ſeinem Schränkchen ein Paar Spitzenmanſchetten von ſo großer Pracht, daß wir Alle in laute Verwunderung ausbrachen. Wir verſuch¬ ten es, ſie zu ſchätzen, konnten ſie jedoch nicht höher halten, als etwa zu hundert bis zweihundert Louisd'or. Grimm lachte und rief: „Ihr ſeyd ſehr weit vom Ziele! ich habe ſie mit zweimal hundert und funfzig Tauſend Franken bezahlt, und war noch glücklich, meine Aſſignaten ſo gut angebracht zu haben. Am nächſten Tage galten ſie keinen Groſchen mehr.“
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Vertrauen zum Papiergelde und welche Erfahrungen
er in dieſer Art gemacht. Als Beſtätigung erzählte er
uns eine Anekdote von Grimm, und zwar aus der
Zeit der franzöſiſchen Revolution, wo dieſer, es in
Paris nicht mehr für ſicher haltend, wieder nach Deutſch¬
land zurückgekehrt war und in Gotha lebte.
„Wir waren, ſagte Goethe, eines Tages bei Grimm
zu Tiſche. Ich weiß nicht mehr wie das Geſpräch es
herbeiführte, genug, Grimm rief mit einemmale: „Ich
wette, daß kein Monarch in Europa ein Paar ſo koſt¬
bare Handmanſchetten beſitzt als ich, und daß Keiner
dafür einen ſo hohen Preis bezahlt hat als ich
es habe.“ — Es läßt ſich denken, daß wir ein lautes
ungläubiges Erſtaunen ausdrückten, beſonders die Da¬
men, und daß wir Alle ſehr neugierig waren, ein Paar
ſo wunderbare Handmanſchetten zu ſehen. Grimm ſtand
alſo auf und holte aus ſeinem Schränkchen ein Paar
Spitzenmanſchetten von ſo großer Pracht, daß wir
Alle in laute Verwunderung ausbrachen. Wir verſuch¬
ten es, ſie zu ſchätzen, konnten ſie jedoch nicht höher
halten, als etwa zu hundert bis zweihundert Louisd'or.
Grimm lachte und rief: „Ihr ſeyd ſehr weit vom
Ziele! ich habe ſie mit zweimal hundert und
funfzig Tauſend Franken bezahlt, und war noch
glücklich, meine Aſſignaten ſo gut angebracht zu haben.
Am nächſten Tage galten ſie keinen Groſchen mehr.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/318>, abgerufen am 21.11.2024.
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