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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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Goethe sprach über Lavater und sagte mir viel
Gutes von seinem Charakter. Auch Züge von ihrer
früheren intimen Freundschaft erzählte mir Goethe, und
wie sie zu jener Zeit oft brüderlich zusammen in einem
und demselbigen Bette geschlafen. "Es ist zu bedauern,
fügte er hinzu, daß ein schwacher Mysticismus dem
Aufflug, seines Genies so bald Grenzen setzte!"


Wir sprachen über die Geschichte Napoleon's
von Walter Scott.

"Es ist wahr, sagte Goethe, man kann dem Ver¬
fasser dabei große Ungenauigkeiten und eine ebenso große
Parteilichkeit vorwerfen; allein gerade diese beiden Män¬
gel geben seinem Werke in meinen Augen einen ganz
besonderen Werth. -- Der Erfolg des Buches war in
England über alle Begriffe groß, und man sieht also,
daß Walter Scott eben in seinem Haß gegen Napoleon
und die Franzosen der wahre Dolmetscher und Re¬
präsentant der englischen Volksmeinung und des eng¬

Goethe ſprach über Lavater und ſagte mir viel
Gutes von ſeinem Charakter. Auch Züge von ihrer
früheren intimen Freundſchaft erzählte mir Goethe, und
wie ſie zu jener Zeit oft brüderlich zuſammen in einem
und demſelbigen Bette geſchlafen. „Es iſt zu bedauern,
fügte er hinzu, daß ein ſchwacher Myſticismus dem
Aufflug, ſeines Genies ſo bald Grenzen ſetzte!“


Wir ſprachen über die Geſchichte Napoleon's
von Walter Scott.

„Es iſt wahr, ſagte Goethe, man kann dem Ver¬
faſſer dabei große Ungenauigkeiten und eine ebenſo große
Parteilichkeit vorwerfen; allein gerade dieſe beiden Män¬
gel geben ſeinem Werke in meinen Augen einen ganz
beſonderen Werth. — Der Erfolg des Buches war in
England über alle Begriffe groß, und man ſieht alſo,
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[[279]/0301] Montag, den 18. Januar 1830*. Goethe ſprach über Lavater und ſagte mir viel Gutes von ſeinem Charakter. Auch Züge von ihrer früheren intimen Freundſchaft erzählte mir Goethe, und wie ſie zu jener Zeit oft brüderlich zuſammen in einem und demſelbigen Bette geſchlafen. „Es iſt zu bedauern, fügte er hinzu, daß ein ſchwacher Myſticismus dem Aufflug, ſeines Genies ſo bald Grenzen ſetzte!“ Freitag, den 22. Januar 1830*. Wir ſprachen über die Geſchichte Napoleon's von Walter Scott. „Es iſt wahr, ſagte Goethe, man kann dem Ver¬ faſſer dabei große Ungenauigkeiten und eine ebenſo große Parteilichkeit vorwerfen; allein gerade dieſe beiden Män¬ gel geben ſeinem Werke in meinen Augen einen ganz beſonderen Werth. — Der Erfolg des Buches war in England über alle Begriffe groß, und man ſieht alſo, daß Walter Scott eben in ſeinem Haß gegen Napoleon und die Franzoſen der wahre Dolmetſcher und Re¬ präſentant der engliſchen Volksmeinung und des eng¬

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. [279]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/301>, abgerufen am 23.11.2024.