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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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großes Interesse. Er ist eine höchst problematische
Natur, ein offenbares Geheimniß; das aber nichts¬
destoweniger schwer zu lösen, weil es so offenbar ist.
Und bei wie vielen Dingen finden wir uns nicht in
demselbigen Falle! -- Wir stecken in lauter Wundern,
und das letzte und beste der Dinge ist uns ver¬
schlossen. Nehmen wir nur die Bienen. Wir sehen
sie nach Honig fliegen, Stunden weit, und zwar immer
einmal in einer anderen Richtung. Jetzt fliegen sie
wochenlang westlich nach einem Felde von blühenden
Rübsamen. Dann eben so lange nördlich nach blühen¬
der Haide. Dann wieder in einer anderen Richtung
nach der Blüthe des Buchweizens. Dann irgendwohin
auf ein blühendes Kleefeld. Und endlich wieder in
einer anderen Richtung nach blühenden Linden. Wer
hat ihnen aber gesagt: jetzt fliegt dorthin, da giebt es
etwas für euch! Und dann wieder dort, da giebt es
etwas Neues! Und wer führt sie zurück nach ihrem
Dorf und ihrer Zelle! Sie gehen wie an einem un¬
sichtbaren Gängelbande hierhin und dorthin; was es
aber eigentlich sey, wissen wir nicht. Ebenso die Lerche.
Sie steigt singend auf über einem Halmenfeld, sie
schwebt über einem Meer von Halmen, das der Wind
hin- und herwiegt, und wo die eine Welle aussieht
wie die andere; sie fährt wieder hinab zu ihren Jun¬
gen und trifft, ohne zu fehlen, den kleinen Fleck, wo
sie ihr Nest hat. Alle diese äußeren Dinge liegen

großes Intereſſe. Er iſt eine höchſt problematiſche
Natur, ein offenbares Geheimniß; das aber nichts¬
deſtoweniger ſchwer zu löſen, weil es ſo offenbar iſt.
Und bei wie vielen Dingen finden wir uns nicht in
demſelbigen Falle! — Wir ſtecken in lauter Wundern,
und das letzte und beſte der Dinge iſt uns ver¬
ſchloſſen. Nehmen wir nur die Bienen. Wir ſehen
ſie nach Honig fliegen, Stunden weit, und zwar immer
einmal in einer anderen Richtung. Jetzt fliegen ſie
wochenlang weſtlich nach einem Felde von blühenden
Rübſamen. Dann eben ſo lange nördlich nach blühen¬
der Haide. Dann wieder in einer anderen Richtung
nach der Blüthe des Buchweizens. Dann irgendwohin
auf ein blühendes Kleefeld. Und endlich wieder in
einer anderen Richtung nach blühenden Linden. Wer
hat ihnen aber geſagt: jetzt fliegt dorthin, da giebt es
etwas für euch! Und dann wieder dort, da giebt es
etwas Neues! Und wer führt ſie zurück nach ihrem
Dorf und ihrer Zelle! Sie gehen wie an einem un¬
ſichtbaren Gängelbande hierhin und dorthin; was es
aber eigentlich ſey, wiſſen wir nicht. Ebenſo die Lerche.
Sie ſteigt ſingend auf über einem Halmenfeld, ſie
ſchwebt über einem Meer von Halmen, das der Wind
hin- und herwiegt, und wo die eine Welle ausſieht
wie die andere; ſie fährt wieder hinab zu ihren Jun¬
gen und trifft, ohne zu fehlen, den kleinen Fleck, wo
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[210/0232] großes Intereſſe. Er iſt eine höchſt problematiſche Natur, ein offenbares Geheimniß; das aber nichts¬ deſtoweniger ſchwer zu löſen, weil es ſo offenbar iſt. Und bei wie vielen Dingen finden wir uns nicht in demſelbigen Falle! — Wir ſtecken in lauter Wundern, und das letzte und beſte der Dinge iſt uns ver¬ ſchloſſen. Nehmen wir nur die Bienen. Wir ſehen ſie nach Honig fliegen, Stunden weit, und zwar immer einmal in einer anderen Richtung. Jetzt fliegen ſie wochenlang weſtlich nach einem Felde von blühenden Rübſamen. Dann eben ſo lange nördlich nach blühen¬ der Haide. Dann wieder in einer anderen Richtung nach der Blüthe des Buchweizens. Dann irgendwohin auf ein blühendes Kleefeld. Und endlich wieder in einer anderen Richtung nach blühenden Linden. Wer hat ihnen aber geſagt: jetzt fliegt dorthin, da giebt es etwas für euch! Und dann wieder dort, da giebt es etwas Neues! Und wer führt ſie zurück nach ihrem Dorf und ihrer Zelle! Sie gehen wie an einem un¬ ſichtbaren Gängelbande hierhin und dorthin; was es aber eigentlich ſey, wiſſen wir nicht. Ebenſo die Lerche. Sie ſteigt ſingend auf über einem Halmenfeld, ſie ſchwebt über einem Meer von Halmen, das der Wind hin- und herwiegt, und wo die eine Welle ausſieht wie die andere; ſie fährt wieder hinab zu ihren Jun¬ gen und trifft, ohne zu fehlen, den kleinen Fleck, wo ſie ihr Neſt hat. Alle dieſe äußeren Dinge liegen

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/232>, abgerufen am 21.11.2024.