notiren. Ich hatte aber nicht lange gesessen, als ich von einem heimlichen Uebelbefinden mich überschlichen fühlte, welches sich nach und nach steigerte, so daß ich endlich einer Ohnmacht nahe war. Ich wußte anfäng¬ lich nicht, welcher Ursache ich diesen elenden, mir ganz ungewöhnlichen Zustand zuschreiben sollte, bis ich end¬ lich bemerkte, daß aus einer Schieblade neben mir ein sehr fataler Geruch strömte. Als ich sie öffnete, fand ich zu meinem Erstaunen, daß sie voll fauler Aepfel war. Ich trat sogleich an ein Fenster und schöpfte frische Luft, worauf ich mich denn augenblicklich wieder hergestellt fühlte. Indeß war seine Frau wieder herein¬ getreten, die mir sagte, daß die Schieblade immer mit faulen Aepfeln gefüllt seyn müsse, indem dieser Geruch Schillern wohlthue und er ohne ihn nicht leben und arbeiten könne."
"Morgen früh, fuhr Goethe fort, will ich Ihnen auch zeigen, wo Schiller hier in Jena gewohnt hat."
Es war indeß Licht gebracht, wir nahmen ein klei¬ nes Abendessen und saßen nachher noch eine Weile in allerlei Erinnerungen und Gesprächen.
Ich erzählte Goethen einen merkwürdigen Traum aus meinen Knabenjahren, der am anderen Morgen buchstäblich in Erfüllung ging.
Ich hatte, sagte ich, mir drei junge Hänflinge er¬ zogen, woran ich mit ganzer Seele hing und die ich über Alles liebte. Sie flogen frei in meiner Kammer
notiren. Ich hatte aber nicht lange geſeſſen, als ich von einem heimlichen Uebelbefinden mich überſchlichen fühlte, welches ſich nach und nach ſteigerte, ſo daß ich endlich einer Ohnmacht nahe war. Ich wußte anfäng¬ lich nicht, welcher Urſache ich dieſen elenden, mir ganz ungewöhnlichen Zuſtand zuſchreiben ſollte, bis ich end¬ lich bemerkte, daß aus einer Schieblade neben mir ein ſehr fataler Geruch ſtrömte. Als ich ſie öffnete, fand ich zu meinem Erſtaunen, daß ſie voll fauler Aepfel war. Ich trat ſogleich an ein Fenſter und ſchöpfte friſche Luft, worauf ich mich denn augenblicklich wieder hergeſtellt fühlte. Indeß war ſeine Frau wieder herein¬ getreten, die mir ſagte, daß die Schieblade immer mit faulen Aepfeln gefüllt ſeyn müſſe, indem dieſer Geruch Schillern wohlthue und er ohne ihn nicht leben und arbeiten könne.“
„Morgen früh, fuhr Goethe fort, will ich Ihnen auch zeigen, wo Schiller hier in Jena gewohnt hat.“
Es war indeß Licht gebracht, wir nahmen ein klei¬ nes Abendeſſen und ſaßen nachher noch eine Weile in allerlei Erinnerungen und Geſprächen.
Ich erzählte Goethen einen merkwürdigen Traum aus meinen Knabenjahren, der am anderen Morgen buchſtäblich in Erfüllung ging.
Ich hatte, ſagte ich, mir drei junge Hänflinge er¬ zogen, woran ich mit ganzer Seele hing und die ich über Alles liebte. Sie flogen frei in meiner Kammer
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notiren. Ich hatte aber nicht lange geſeſſen, als ich
von einem heimlichen Uebelbefinden mich überſchlichen
fühlte, welches ſich nach und nach ſteigerte, ſo daß ich
endlich einer Ohnmacht nahe war. Ich wußte anfäng¬
lich nicht, welcher Urſache ich dieſen elenden, mir ganz
ungewöhnlichen Zuſtand zuſchreiben ſollte, bis ich end¬
lich bemerkte, daß aus einer Schieblade neben mir ein
ſehr fataler Geruch ſtrömte. Als ich ſie öffnete, fand
ich zu meinem Erſtaunen, daß ſie voll fauler Aepfel
war. Ich trat ſogleich an ein Fenſter und ſchöpfte
friſche Luft, worauf ich mich denn augenblicklich wieder
hergeſtellt fühlte. Indeß war ſeine Frau wieder herein¬
getreten, die mir ſagte, daß die Schieblade immer mit
faulen Aepfeln gefüllt ſeyn müſſe, indem dieſer Geruch
Schillern wohlthue und er ohne ihn nicht leben und
arbeiten könne.“
„Morgen früh, fuhr Goethe fort, will ich Ihnen
auch zeigen, wo Schiller hier in Jena gewohnt hat.“
Es war indeß Licht gebracht, wir nahmen ein klei¬
nes Abendeſſen und ſaßen nachher noch eine Weile in
allerlei Erinnerungen und Geſprächen.
Ich erzählte Goethen einen merkwürdigen Traum
aus meinen Knabenjahren, der am anderen Morgen
buchſtäblich in Erfüllung ging.
Ich hatte, ſagte ich, mir drei junge Hänflinge er¬
zogen, woran ich mit ganzer Seele hing und die ich
über Alles liebte. Sie flogen frei in meiner Kammer
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/219>, abgerufen am 21.11.2024.
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