"Ich habe in dem Kaiser, sagte er, einen Fürsten darzustellen gesucht, der alle möglichen Eigenschaften hat, sein Land zu verlieren, welches ihm denn auch spä¬ ter wirklich gelingt."
"Das Wohl des Reichs und seiner Unterthanen macht ihm keine Sorge; er denkt nur an sich und wie er sich von Tag zu Tag mit etwas Neuem amüsire. Das Land ist ohne Recht und Gerechtigkeit, der Rich¬ ter selber mitschuldig und auf der Seite der Verbrecher, die unerhörtesten Frevel geschehen ungehindert und un¬ gestraft. Das Heer ist ohne Sold, ohne Disciplin, und streift raubend umher, um sich seinen Sold selber zu verschaffen und sich selber zu helfen, wie es kann. Die Staatskasse ist ohne Geld und ohne Hoffnung weiterer Zuflüsse. Im eigenen Haushalte des Kaisers sieht es nicht besser aus: es fehlt in Küche und Keller. Der Marschall, der von Tag zu Tage nicht mehr Rath zu schaffen weiß, ist bereits in den Händen wuchernder Juden, denen Alles verpfändet ist, so daß auf den Kaiserlichen Tisch vorweggegessenes Brod kommt."
"Der Staatsrath will Sr. Majestät über alle diese Gebrechen Vorstellungen thun und ihre Abhülfe bera¬ then; allein der gnädigste Herr ist sehr ungeneigt, solchen unangenehmen Dingen sein hohes Ohr zu lei¬ hen; er möchte sich lieber amüsiren. Hier ist nun das wahre Element für Mephisto, der den bisherigen Nar¬
„Ich habe in dem Kaiſer, ſagte er, einen Fürſten darzuſtellen geſucht, der alle möglichen Eigenſchaften hat, ſein Land zu verlieren, welches ihm denn auch ſpä¬ ter wirklich gelingt.“
„Das Wohl des Reichs und ſeiner Unterthanen macht ihm keine Sorge; er denkt nur an ſich und wie er ſich von Tag zu Tag mit etwas Neuem amüſire. Das Land iſt ohne Recht und Gerechtigkeit, der Rich¬ ter ſelber mitſchuldig und auf der Seite der Verbrecher, die unerhörteſten Frevel geſchehen ungehindert und un¬ geſtraft. Das Heer iſt ohne Sold, ohne Disciplin, und ſtreift raubend umher, um ſich ſeinen Sold ſelber zu verſchaffen und ſich ſelber zu helfen, wie es kann. Die Staatskaſſe iſt ohne Geld und ohne Hoffnung weiterer Zuflüſſe. Im eigenen Haushalte des Kaiſers ſieht es nicht beſſer aus: es fehlt in Küche und Keller. Der Marſchall, der von Tag zu Tage nicht mehr Rath zu ſchaffen weiß, iſt bereits in den Händen wuchernder Juden, denen Alles verpfändet iſt, ſo daß auf den Kaiſerlichen Tiſch vorweggegeſſenes Brod kommt.“
„Der Staatsrath will Sr. Majeſtät über alle dieſe Gebrechen Vorſtellungen thun und ihre Abhülfe bera¬ then; allein der gnädigſte Herr iſt ſehr ungeneigt, ſolchen unangenehmen Dingen ſein hohes Ohr zu lei¬ hen; er möchte ſich lieber amüſiren. Hier iſt nun das wahre Element für Mephiſto, der den bisherigen Nar¬
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„Ich habe in dem Kaiſer, ſagte er, einen Fürſten
darzuſtellen geſucht, der alle möglichen Eigenſchaften
hat, ſein Land zu verlieren, welches ihm denn auch ſpä¬
ter wirklich gelingt.“
„Das Wohl des Reichs und ſeiner Unterthanen
macht ihm keine Sorge; er denkt nur an ſich und wie
er ſich von Tag zu Tag mit etwas Neuem amüſire.
Das Land iſt ohne Recht und Gerechtigkeit, der Rich¬
ter ſelber mitſchuldig und auf der Seite der Verbrecher,
die unerhörteſten Frevel geſchehen ungehindert und un¬
geſtraft. Das Heer iſt ohne Sold, ohne Disciplin,
und ſtreift raubend umher, um ſich ſeinen Sold ſelber
zu verſchaffen und ſich ſelber zu helfen, wie es kann.
Die Staatskaſſe iſt ohne Geld und ohne Hoffnung
weiterer Zuflüſſe. Im eigenen Haushalte des Kaiſers
ſieht es nicht beſſer aus: es fehlt in Küche und Keller.
Der Marſchall, der von Tag zu Tage nicht mehr Rath
zu ſchaffen weiß, iſt bereits in den Händen wuchernder
Juden, denen Alles verpfändet iſt, ſo daß auf den
Kaiſerlichen Tiſch vorweggegeſſenes Brod kommt.“
„Der Staatsrath will Sr. Majeſtät über alle dieſe
Gebrechen Vorſtellungen thun und ihre Abhülfe bera¬
then; allein der gnädigſte Herr iſt ſehr ungeneigt,
ſolchen unangenehmen Dingen ſein hohes Ohr zu lei¬
hen; er möchte ſich lieber amüſiren. Hier iſt nun das
wahre Element für Mephiſto, der den bisherigen Nar¬
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/214>, abgerufen am 21.11.2024.
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