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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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montel von Diderot, daß, wer diesen nur aus
seinen Schriften gekannt, ihn nur halb gekannt;
daß er aber, sobald er bei mündlicher Unterhaltung
lebhaft geworden, einzig und hinreißend gewesen.

Darf ich nun hoffen, daß von jenen glück¬
lichen Momenten in diesen Gesprächen Manches
festzuhalten mir gelungen, so mag es diesem
Bande nicht weniger zu Gute kommen, daß darin
eine doppelte Spiegelung von Goethe's Persön¬
lichkeit stattfindet, einmal nämlich gegen mich,
und dann gegen einen jungen Freund.

Herr Soret aus Genf, als freisinniger
Republikaner zur Leitung der Erziehung Sr.
K. H. des Erbgroßherzogs im Jahre 1822
nach Weimar berufen, hatte von gedachtem Jahre
bis zu Goethe's Tode zu ihm gleichfalls ein sehr
nahes Verhältniß. Er war in Goethe's Hause
ein häufiger Tischgenosse, auch in seinen Abend¬
gesellschaften ein oft und gerne gesehener Gast.
Außerdem boten seine naturwissenschaftlichen Kennt¬
nisse vielfache Berührungspunkte zu einem dauern¬
den Umgange. Als gründlicher Mineraloge ord¬
nete er Goethe's Crystalle, sowie seine Kenntnisse

montel von Diderot, daß, wer dieſen nur aus
ſeinen Schriften gekannt, ihn nur halb gekannt;
daß er aber, ſobald er bei mündlicher Unterhaltung
lebhaft geworden, einzig und hinreißend geweſen.

Darf ich nun hoffen, daß von jenen glück¬
lichen Momenten in dieſen Geſprächen Manches
feſtzuhalten mir gelungen, ſo mag es dieſem
Bande nicht weniger zu Gute kommen, daß darin
eine doppelte Spiegelung von Goethe's Perſön¬
lichkeit ſtattfindet, einmal nämlich gegen mich,
und dann gegen einen jungen Freund.

Herr Soret aus Genf, als freiſinniger
Republikaner zur Leitung der Erziehung Sr.
K. H. des Erbgroßherzogs im Jahre 1822
nach Weimar berufen, hatte von gedachtem Jahre
bis zu Goethe's Tode zu ihm gleichfalls ein ſehr
nahes Verhältniß. Er war in Goethe's Hauſe
ein häufiger Tiſchgenoſſe, auch in ſeinen Abend¬
geſellſchaften ein oft und gerne geſehener Gaſt.
Außerdem boten ſeine naturwiſſenſchaftlichen Kennt¬
niſſe vielfache Berührungspunkte zu einem dauern¬
den Umgange. Als gründlicher Mineraloge ord¬
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[XIV/0020] montel von Diderot, daß, wer dieſen nur aus ſeinen Schriften gekannt, ihn nur halb gekannt; daß er aber, ſobald er bei mündlicher Unterhaltung lebhaft geworden, einzig und hinreißend geweſen. Darf ich nun hoffen, daß von jenen glück¬ lichen Momenten in dieſen Geſprächen Manches feſtzuhalten mir gelungen, ſo mag es dieſem Bande nicht weniger zu Gute kommen, daß darin eine doppelte Spiegelung von Goethe's Perſön¬ lichkeit ſtattfindet, einmal nämlich gegen mich, und dann gegen einen jungen Freund. Herr Soret aus Genf, als freiſinniger Republikaner zur Leitung der Erziehung Sr. K. H. des Erbgroßherzogs im Jahre 1822 nach Weimar berufen, hatte von gedachtem Jahre bis zu Goethe's Tode zu ihm gleichfalls ein ſehr nahes Verhältniß. Er war in Goethe's Hauſe ein häufiger Tiſchgenoſſe, auch in ſeinen Abend¬ geſellſchaften ein oft und gerne geſehener Gaſt. Außerdem boten ſeine naturwiſſenſchaftlichen Kennt¬ niſſe vielfache Berührungspunkte zu einem dauern¬ den Umgange. Als gründlicher Mineraloge ord¬ nete er Goethe's Cryſtalle, ſowie ſeine Kenntniſſe

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/20>, abgerufen am 21.11.2024.