virt wäre. Damit aber jene Naturwahrheit auch im Bilde wahr erscheine, so muß sie durch Hinstellung der einwirkenden Dinge begründet werden."
"Ich treffe an einem Bach wohlgeformte Steine, deren der Luft ausgesetzte Stellen mit grünem Moos malerisch überzogen sind. Es ist aber nicht die Feuchtigkeit des Wassers allein, was diese Moosbil¬ dung verursachte; sondern es ist etwa ein nördlicher Abhang, oder schattende Bäume und Gebüsch, was an dieser Stelle des Baches auf jene Bildung ein¬ wirkte. Lasse ich aber diese einwirkenden Ursachen in meinem Bilde hinweg, so wird es ohne Wahrheit seyn und ohne die eigentliche überzeugende Kraft."
"So hat der Stand eines Baumes, die Art des Bodens unter ihm, andere Bäume hinter und neben ihm, einen großen Einfluß auf seine Bildung. Eine Eiche, die auf der windigen westlichen Spitze eines felsigen Hügels steht, wird eine ganz andere Form erlangen, als eine andere, die unten im weichen Boden eines geschützten Thales grünt. Beide können in ihrer Art schön seyn, aber sie werden einen sehr ver¬ schiedenen Charakter haben und können daher in einer künstlerisch erfundenen Landschaft wiederum nur für einen solchen Stand gebraucht werden, wie sie ihn in der Natur hatten. Und deßhalb ist dem Künstler die mitgezeichnete Umgebung, wodurch der jedesmalige Stand ausgedrückt worden, von großer Bedeutung."
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virt wäre. Damit aber jene Naturwahrheit auch im Bilde wahr erſcheine, ſo muß ſie durch Hinſtellung der einwirkenden Dinge begründet werden.“
„Ich treffe an einem Bach wohlgeformte Steine, deren der Luft ausgeſetzte Stellen mit grünem Moos maleriſch überzogen ſind. Es iſt aber nicht die Feuchtigkeit des Waſſers allein, was dieſe Moosbil¬ dung verurſachte; ſondern es iſt etwa ein nördlicher Abhang, oder ſchattende Bäume und Gebüſch, was an dieſer Stelle des Baches auf jene Bildung ein¬ wirkte. Laſſe ich aber dieſe einwirkenden Urſachen in meinem Bilde hinweg, ſo wird es ohne Wahrheit ſeyn und ohne die eigentliche überzeugende Kraft.“
„So hat der Stand eines Baumes, die Art des Bodens unter ihm, andere Bäume hinter und neben ihm, einen großen Einfluß auf ſeine Bildung. Eine Eiche, die auf der windigen weſtlichen Spitze eines felſigen Hügels ſteht, wird eine ganz andere Form erlangen, als eine andere, die unten im weichen Boden eines geſchützten Thales grünt. Beide können in ihrer Art ſchön ſeyn, aber ſie werden einen ſehr ver¬ ſchiedenen Charakter haben und können daher in einer künſtleriſch erfundenen Landſchaft wiederum nur für einen ſolchen Stand gebraucht werden, wie ſie ihn in der Natur hatten. Und deßhalb iſt dem Künſtler die mitgezeichnete Umgebung, wodurch der jedesmalige Stand ausgedrückt worden, von großer Bedeutung.“
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virt wäre. Damit aber jene Naturwahrheit auch im
Bilde wahr erſcheine, ſo muß ſie durch Hinſtellung
der einwirkenden Dinge begründet werden.“
„Ich treffe an einem Bach wohlgeformte Steine,
deren der Luft ausgeſetzte Stellen mit grünem Moos
maleriſch überzogen ſind. Es iſt aber nicht die
Feuchtigkeit des Waſſers allein, was dieſe Moosbil¬
dung verurſachte; ſondern es iſt etwa ein nördlicher
Abhang, oder ſchattende Bäume und Gebüſch, was
an dieſer Stelle des Baches auf jene Bildung ein¬
wirkte. Laſſe ich aber dieſe einwirkenden Urſachen in
meinem Bilde hinweg, ſo wird es ohne Wahrheit
ſeyn und ohne die eigentliche überzeugende Kraft.“
„So hat der Stand eines Baumes, die Art des
Bodens unter ihm, andere Bäume hinter und neben
ihm, einen großen Einfluß auf ſeine Bildung. Eine
Eiche, die auf der windigen weſtlichen Spitze eines
felſigen Hügels ſteht, wird eine ganz andere Form
erlangen, als eine andere, die unten im weichen Boden
eines geſchützten Thales grünt. Beide können in
ihrer Art ſchön ſeyn, aber ſie werden einen ſehr ver¬
ſchiedenen Charakter haben und können daher in einer
künſtleriſch erfundenen Landſchaft wiederum nur für
einen ſolchen Stand gebraucht werden, wie ſie ihn
in der Natur hatten. Und deßhalb iſt dem Künſtler
die mitgezeichnete Umgebung, wodurch der jedesmalige
Stand ausgedrückt worden, von großer Bedeutung.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/137>, abgerufen am 27.11.2024.
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