bildern und Gedichten des Carnevals, welches alles nach Tisch ausgepackt wurde.
Dienstag, den 17. Februar 1829.
Viel über den Großkophta gesprochen. "Lavater, sagte Goethe, glaubte an Cagliostro und dessen Wun¬ der. Als man ihn als einen Betrüger entlarvt hatte, behauptete Lavater: dieß sey ein anderer Cagliostro, der Wunderthäter Cagliostro sey eine heilige Person."
"Lavater war ein herzlich guter Mann, allein er war gewaltigen Täuschungen unterworfen, und die ganz strenge Wahrheit war nicht seine Sache; er belog sich und An¬ dere. Es kam zwischen mir und ihm deßhalb zum völli¬ gen Bruch. Zuletzt habe ich ihn noch in Zürich gesehen, ohne von ihm gesehen zu werden. Verkleidet ging ich in einer Allee, ich sah ihn auf mich zukommen, ich bog außerhalb, er ging an mir vorüber und kannte mich nicht. Sein Gang war wie der eines Kranichs, we߬ wegen er auf dem Blocksberg als Kranich vorkommt."
Ich fragte Goethe, ob Lavater eine Tendenz zur Natur gehabt, wie man fast wegen seiner Physiognomik schließen sollte. "Durchaus nicht, antwortete Goethe, seine Richtung ging bloß auf das Sittliche, Religiöse. Was in Lavaters Physiognomik über Thierschädel vor¬ kommt, ist von mir."
bildern und Gedichten des Carnevals, welches alles nach Tiſch ausgepackt wurde.
Dienſtag, den 17. Februar 1829.
Viel uͤber den Großkophta geſprochen. „Lavater, ſagte Goethe, glaubte an Caglioſtro und deſſen Wun¬ der. Als man ihn als einen Betruͤger entlarvt hatte, behauptete Lavater: dieß ſey ein anderer Caglioſtro, der Wunderthaͤter Caglioſtro ſey eine heilige Perſon.“
„Lavater war ein herzlich guter Mann, allein er war gewaltigen Taͤuſchungen unterworfen, und die ganz ſtrenge Wahrheit war nicht ſeine Sache; er belog ſich und An¬ dere. Es kam zwiſchen mir und ihm deßhalb zum voͤlli¬ gen Bruch. Zuletzt habe ich ihn noch in Zuͤrich geſehen, ohne von ihm geſehen zu werden. Verkleidet ging ich in einer Allee, ich ſah ihn auf mich zukommen, ich bog außerhalb, er ging an mir voruͤber und kannte mich nicht. Sein Gang war wie der eines Kranichs, we߬ wegen er auf dem Blocksberg als Kranich vorkommt.“
Ich fragte Goethe, ob Lavater eine Tendenz zur Natur gehabt, wie man faſt wegen ſeiner Phyſiognomik ſchließen ſollte. „Durchaus nicht, antwortete Goethe, ſeine Richtung ging bloß auf das Sittliche, Religioͤſe. Was in Lavaters Phyſiognomik uͤber Thierſchaͤdel vor¬ kommt, iſt von mir.“
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bildern und Gedichten des Carnevals, welches alles nach
Tiſch ausgepackt wurde.
Dienſtag, den 17. Februar 1829.
Viel uͤber den Großkophta geſprochen. „Lavater,
ſagte Goethe, glaubte an Caglioſtro und deſſen Wun¬
der. Als man ihn als einen Betruͤger entlarvt hatte,
behauptete Lavater: dieß ſey ein anderer Caglioſtro, der
Wunderthaͤter Caglioſtro ſey eine heilige Perſon.“
„Lavater war ein herzlich guter Mann, allein er war
gewaltigen Taͤuſchungen unterworfen, und die ganz ſtrenge
Wahrheit war nicht ſeine Sache; er belog ſich und An¬
dere. Es kam zwiſchen mir und ihm deßhalb zum voͤlli¬
gen Bruch. Zuletzt habe ich ihn noch in Zuͤrich geſehen,
ohne von ihm geſehen zu werden. Verkleidet ging ich
in einer Allee, ich ſah ihn auf mich zukommen, ich bog
außerhalb, er ging an mir voruͤber und kannte mich
nicht. Sein Gang war wie der eines Kranichs, we߬
wegen er auf dem Blocksberg als Kranich vorkommt.“
Ich fragte Goethe, ob Lavater eine Tendenz zur
Natur gehabt, wie man faſt wegen ſeiner Phyſiognomik
ſchließen ſollte. „Durchaus nicht, antwortete Goethe,
ſeine Richtung ging bloß auf das Sittliche, Religioͤſe.
Was in Lavaters Phyſiognomik uͤber Thierſchaͤdel vor¬
kommt, iſt von mir.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/80>, abgerufen am 23.11.2024.
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