theils vollendeten, theils noch nicht vollendeten Schrif¬ ten namentlich aufgeführt, und überhaupt die näheren Bestimmungen und Bedingungen ausgesprochen fand. Ich war im Wesentlichen einverstanden, und wir unter¬ zeichneten darauf beyderseitig.
Das benannte Material, mit dessen Redaction ich mich bisher schon von Zeit zu Zeit beschäftigt hatte, schätzte ich zu etwa funfzehn Bänden; wir besprachen darauf einzelne noch nicht ganz entschiedene Puncte.
"Es könnte der Fall eintreten, sagte Goethe, daß der Verleger über eine gewisse Bogenzahl hinauszugehen Bedenken trüge, und daß demnach von dem mittheil¬ baren Material verschiedenes zurückbleiben müßte. In diesem Fall könnten Sie etwa den polemischen Theil der Farbenlehre weglassen. Meine eigentliche Lehre ist in dem theoretischen Theile enthalten, und da nun auch schon der historische vielfach polemischer Art ist, so daß die Hauptirrthümer der Newtonischen Lehre darin zur Sprache kommen, so wäre des Polemischen damit fast genug. Ich desavouire meine etwas scharfe Zergliederung der Newtonischen Sätze zwar keineswegs, sie war zu ihrer Zeit nothwendig und wird auch in der Folge ihren Werth behalten, allein im Grunde ist alles polemische Wirken gegen meine eigentliche Natur und ich habe daran wenig Freude."
Ein zweyter Punct, der von uns näher besprochen wurde, waren die Maximen und Reflexionen, die am
theils vollendeten, theils noch nicht vollendeten Schrif¬ ten namentlich aufgefuͤhrt, und uͤberhaupt die naͤheren Beſtimmungen und Bedingungen ausgeſprochen fand. Ich war im Weſentlichen einverſtanden, und wir unter¬ zeichneten darauf beyderſeitig.
Das benannte Material, mit deſſen Redaction ich mich bisher ſchon von Zeit zu Zeit beſchaͤftigt hatte, ſchaͤtzte ich zu etwa funfzehn Baͤnden; wir beſprachen darauf einzelne noch nicht ganz entſchiedene Puncte.
„Es koͤnnte der Fall eintreten, ſagte Goethe, daß der Verleger uͤber eine gewiſſe Bogenzahl hinauszugehen Bedenken truͤge, und daß demnach von dem mittheil¬ baren Material verſchiedenes zuruͤckbleiben muͤßte. In dieſem Fall koͤnnten Sie etwa den polemiſchen Theil der Farbenlehre weglaſſen. Meine eigentliche Lehre iſt in dem theoretiſchen Theile enthalten, und da nun auch ſchon der hiſtoriſche vielfach polemiſcher Art iſt, ſo daß die Hauptirrthuͤmer der Newtoniſchen Lehre darin zur Sprache kommen, ſo waͤre des Polemiſchen damit faſt genug. Ich desavouire meine etwas ſcharfe Zergliederung der Newtoniſchen Saͤtze zwar keineswegs, ſie war zu ihrer Zeit nothwendig und wird auch in der Folge ihren Werth behalten, allein im Grunde iſt alles polemiſche Wirken gegen meine eigentliche Natur und ich habe daran wenig Freude.“
Ein zweyter Punct, der von uns naͤher beſprochen wurde, waren die Maximen und Reflexionen, die am
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theils vollendeten, theils noch nicht vollendeten Schrif¬
ten namentlich aufgefuͤhrt, und uͤberhaupt die naͤheren
Beſtimmungen und Bedingungen ausgeſprochen fand.
Ich war im Weſentlichen einverſtanden, und wir unter¬
zeichneten darauf beyderſeitig.
Das benannte Material, mit deſſen Redaction ich
mich bisher ſchon von Zeit zu Zeit beſchaͤftigt hatte,
ſchaͤtzte ich zu etwa funfzehn Baͤnden; wir beſprachen
darauf einzelne noch nicht ganz entſchiedene Puncte.
„Es koͤnnte der Fall eintreten, ſagte Goethe, daß
der Verleger uͤber eine gewiſſe Bogenzahl hinauszugehen
Bedenken truͤge, und daß demnach von dem mittheil¬
baren Material verſchiedenes zuruͤckbleiben muͤßte. In
dieſem Fall koͤnnten Sie etwa den polemiſchen Theil der
Farbenlehre weglaſſen. Meine eigentliche Lehre iſt in
dem theoretiſchen Theile enthalten, und da nun auch
ſchon der hiſtoriſche vielfach polemiſcher Art iſt, ſo daß
die Hauptirrthuͤmer der Newtoniſchen Lehre darin zur
Sprache kommen, ſo waͤre des Polemiſchen damit faſt
genug. Ich desavouire meine etwas ſcharfe Zergliederung
der Newtoniſchen Saͤtze zwar keineswegs, ſie war zu
ihrer Zeit nothwendig und wird auch in der Folge ihren
Werth behalten, allein im Grunde iſt alles polemiſche
Wirken gegen meine eigentliche Natur und ich habe daran
wenig Freude.“
Ein zweyter Punct, der von uns naͤher beſprochen
wurde, waren die Maximen und Reflexionen, die am
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/352>, abgerufen am 21.11.2024.
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