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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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kaum vier Uhr!" Indeß gingen die Uebrigen und auch
ich nahm meinen Hut. "Nun? wollen Sie auch
gehen?" sagte Goethe, indem er mich verwundert ansah.
Ja, sagte der junge Goethe, Eckermann hat auch vor
dem Theater noch etwas zu thun. Ja, sagte ich, ich
habe noch etwas vor. "So geht denn, sagte Goethe,
indem er bedenklich den Kopf schüttelte, aber ich begreife
Euch nicht."

Wir gingen mit Fräulein Ulrike in die oberen Zim¬
mer; der junge Goethe aber blieb unten, um seinem
Vater die unselige Eröffnung zu machen.


Ich sah Goethe darauf spät am Abend. Schon
ehe ich zu ihm ins Zimmer trat, hörte ich ihn seufzen
und laut vor sich hinreden. Er schien zu fühlen, daß
in sein Daseyn eine unersetzliche Lücke gerissen wor¬
den. Allen Trost lehnte er ab und wollte von derglei¬
chen nichts wissen. "Ich hatte gedacht, sagte er, ich
wollte vor Ihm hingehen; aber Gott fügt es, wie er
es für gut findet, und uns armen Sterblichen bleibt
weiter nichts, als zu tragen und uns empor zu halten
so gut und so lange es gehen will."


Die Großherzogin Mutter traf die Todesnachricht in
ihrem Sommeraufenthalte zu Wilhelmsthal, den jungen

kaum vier Uhr!“ Indeß gingen die Uebrigen und auch
ich nahm meinen Hut. „Nun? wollen Sie auch
gehen?“ ſagte Goethe, indem er mich verwundert anſah.
Ja, ſagte der junge Goethe, Eckermann hat auch vor
dem Theater noch etwas zu thun. Ja, ſagte ich, ich
habe noch etwas vor. „So geht denn, ſagte Goethe,
indem er bedenklich den Kopf ſchuͤttelte, aber ich begreife
Euch nicht.“

Wir gingen mit Fraͤulein Ulrike in die oberen Zim¬
mer; der junge Goethe aber blieb unten, um ſeinem
Vater die unſelige Eroͤffnung zu machen.


Ich ſah Goethe darauf ſpaͤt am Abend. Schon
ehe ich zu ihm ins Zimmer trat, hoͤrte ich ihn ſeufzen
und laut vor ſich hinreden. Er ſchien zu fuͤhlen, daß
in ſein Daſeyn eine unerſetzliche Luͤcke geriſſen wor¬
den. Allen Troſt lehnte er ab und wollte von derglei¬
chen nichts wiſſen. „Ich hatte gedacht, ſagte er, ich
wollte vor Ihm hingehen; aber Gott fuͤgt es, wie er
es fuͤr gut findet, und uns armen Sterblichen bleibt
weiter nichts, als zu tragen und uns empor zu halten
ſo gut und ſo lange es gehen will.“


Die Großherzogin Mutter traf die Todesnachricht in
ihrem Sommeraufenthalte zu Wilhelmsthal, den jungen

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[5/0015] kaum vier Uhr!“ Indeß gingen die Uebrigen und auch ich nahm meinen Hut. „Nun? wollen Sie auch gehen?“ ſagte Goethe, indem er mich verwundert anſah. Ja, ſagte der junge Goethe, Eckermann hat auch vor dem Theater noch etwas zu thun. Ja, ſagte ich, ich habe noch etwas vor. „So geht denn, ſagte Goethe, indem er bedenklich den Kopf ſchuͤttelte, aber ich begreife Euch nicht.“ Wir gingen mit Fraͤulein Ulrike in die oberen Zim¬ mer; der junge Goethe aber blieb unten, um ſeinem Vater die unſelige Eroͤffnung zu machen. Ich ſah Goethe darauf ſpaͤt am Abend. Schon ehe ich zu ihm ins Zimmer trat, hoͤrte ich ihn ſeufzen und laut vor ſich hinreden. Er ſchien zu fuͤhlen, daß in ſein Daſeyn eine unerſetzliche Luͤcke geriſſen wor¬ den. Allen Troſt lehnte er ab und wollte von derglei¬ chen nichts wiſſen. „Ich hatte gedacht, ſagte er, ich wollte vor Ihm hingehen; aber Gott fuͤgt es, wie er es fuͤr gut findet, und uns armen Sterblichen bleibt weiter nichts, als zu tragen und uns empor zu halten ſo gut und ſo lange es gehen will.“ Die Großherzogin Mutter traf die Todesnachricht in ihrem Sommeraufenthalte zu Wilhelmsthal, den jungen

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/15>, abgerufen am 24.11.2024.