auch den Trieb und die Lust zu reden habe, welches sich doch Beydes in unserm Canzler vereinigt. Napoleon hatte auch diesen Trieb zu reden, und wenn er nicht reden konnte, mußte er schreiben oder dictiren. Auch bey Blücher finden wir, daß er gerne redete, und zwar gut und mit Nachdruck, welches Talent er in der Loge ausgebildet hatte. Auch unser Großherzog redete gerne, obgleich er lakonischer Natur war, und wenn er nicht reden konnte, so schrieb er. Er hat manche Ab¬ handlung, manches Gesetz abgefaßt, und zwar meisten¬ theils gut. Nur hat ein Fürst nicht die Zeit und die Ruhe, sich in allen Dingen die nöthige Kenntniß des Details zu verschaffen. So hatte er in seiner letzten Zeit noch eine Ordnung gemacht, wie man restaurirte Gemälde bezahlen solle. Der Fall war sehr artig. Denn wie die Fürsten sind, so hatte er die Beurtheilung der Restaurationskosten mathematisch auf Maß und Zah¬ len festgesetzt. Die Restauration, hatte er verordnet, soll fußweise bezahlt werden. Hält ein restaurirtes Ge¬ mälde zwölf Quadratfuß, so sind zwölf Thaler zu zahlen; hält es vier, so zahlet vier. Dieß war fürst¬ lich verordnet, aber nicht künstlerisch. Denn ein Gemälde von zwölf Quadratfuß kann in einem Zustande seyn, daß es mit geringer Mühe an einem Tage zu restauri¬ ren wäre; ein anderes aber von vier, kann sich der Art befinden, daß zu dessen Restauration kaum der Fleiß und die Mühe einer ganzen Woche hinreichen. Aber
auch den Trieb und die Luſt zu reden habe, welches ſich doch Beydes in unſerm Canzler vereinigt. Napoleon hatte auch dieſen Trieb zu reden, und wenn er nicht reden konnte, mußte er ſchreiben oder dictiren. Auch bey Bluͤcher finden wir, daß er gerne redete, und zwar gut und mit Nachdruck, welches Talent er in der Loge ausgebildet hatte. Auch unſer Großherzog redete gerne, obgleich er lakoniſcher Natur war, und wenn er nicht reden konnte, ſo ſchrieb er. Er hat manche Ab¬ handlung, manches Geſetz abgefaßt, und zwar meiſten¬ theils gut. Nur hat ein Fuͤrſt nicht die Zeit und die Ruhe, ſich in allen Dingen die noͤthige Kenntniß des Details zu verſchaffen. So hatte er in ſeiner letzten Zeit noch eine Ordnung gemacht, wie man reſtaurirte Gemaͤlde bezahlen ſolle. Der Fall war ſehr artig. Denn wie die Fuͤrſten ſind, ſo hatte er die Beurtheilung der Reſtaurationskoſten mathematiſch auf Maß und Zah¬ len feſtgeſetzt. Die Reſtauration, hatte er verordnet, ſoll fußweiſe bezahlt werden. Haͤlt ein reſtaurirtes Ge¬ maͤlde zwoͤlf Quadratfuß, ſo ſind zwoͤlf Thaler zu zahlen; haͤlt es vier, ſo zahlet vier. Dieß war fuͤrſt¬ lich verordnet, aber nicht kuͤnſtleriſch. Denn ein Gemaͤlde von zwoͤlf Quadratfuß kann in einem Zuſtande ſeyn, daß es mit geringer Muͤhe an einem Tage zu reſtauri¬ ren waͤre; ein anderes aber von vier, kann ſich der Art befinden, daß zu deſſen Reſtauration kaum der Fleiß und die Muͤhe einer ganzen Woche hinreichen. Aber
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auch den Trieb und die Luſt zu reden habe, welches ſich
doch Beydes in unſerm Canzler vereinigt. Napoleon
hatte auch dieſen Trieb zu reden, und wenn er nicht
reden konnte, mußte er ſchreiben oder dictiren. Auch
bey Bluͤcher finden wir, daß er gerne redete, und
zwar gut und mit Nachdruck, welches Talent er in der
Loge ausgebildet hatte. Auch unſer Großherzog redete
gerne, obgleich er lakoniſcher Natur war, und wenn er
nicht reden konnte, ſo ſchrieb er. Er hat manche Ab¬
handlung, manches Geſetz abgefaßt, und zwar meiſten¬
theils gut. Nur hat ein Fuͤrſt nicht die Zeit und die
Ruhe, ſich in allen Dingen die noͤthige Kenntniß des
Details zu verſchaffen. So hatte er in ſeiner letzten
Zeit noch eine Ordnung gemacht, wie man reſtaurirte
Gemaͤlde bezahlen ſolle. Der Fall war ſehr artig.
Denn wie die Fuͤrſten ſind, ſo hatte er die Beurtheilung
der Reſtaurationskoſten mathematiſch auf Maß und Zah¬
len feſtgeſetzt. Die Reſtauration, hatte er verordnet,
ſoll fußweiſe bezahlt werden. Haͤlt ein reſtaurirtes Ge¬
maͤlde zwoͤlf Quadratfuß, ſo ſind zwoͤlf Thaler zu
zahlen; haͤlt es vier, ſo zahlet vier. Dieß war fuͤrſt¬
lich verordnet, aber nicht kuͤnſtleriſch. Denn ein Gemaͤlde
von zwoͤlf Quadratfuß kann in einem Zuſtande ſeyn,
daß es mit geringer Muͤhe an einem Tage zu reſtauri¬
ren waͤre; ein anderes aber von vier, kann ſich der Art
befinden, daß zu deſſen Reſtauration kaum der Fleiß
und die Muͤhe einer ganzen Woche hinreichen. Aber
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/132>, abgerufen am 25.11.2024.
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