Theaterleitung, und welche unendliche Zeit er damit für sein schriftstellerisches Wirken verloren. "Freylich, sagte Goethe, ich hätte indeß manches gute Stück schrei¬ ben können, doch wenn ich es recht bedenke, gereut es mich nicht. Ich habe all mein Wirken und Leisten immer nur symbolisch angesehen, und es ist mir im Grunde ziemlich gleichgültig gewesen, ob ich Töpfe machte oder Schüsseln."
Donnerstag den 6. May 1824.
Als ich im vorigen Sommer nach Weimar kam, war es, wie gesagt, nicht meine Absicht, hier zu bleiben, ich wollte vielmehr bloß Goethe's persönliche Bekannt¬ schaft machen und dann an den Rhein gehen, wo ich an einem passenden Ort längere Zeit zu verweilen ge¬ dachte.
Gleichwohl ward ich in Weimar durch Goethe's be¬ sonderes Wohlwollen gefesselt, auch gestaltete sich mein Verhältniß zu ihm immer mehr zu einem practischen, indem er mich immer tiefer in sein Interesse zog und mir, als Vorbereitung einer vollständigen Ausgabe seiner Werke, manche nicht unwichtige Arbeit übertrug.
So stellte ich im Laufe dieses Winters unter andern verschiedene Abtheilungen zahmer Xenien aus den con¬ fusesten Convoluten zusammen, redigirte einen Band
Theaterleitung, und welche unendliche Zeit er damit fuͤr ſein ſchriftſtelleriſches Wirken verloren. „Freylich, ſagte Goethe, ich haͤtte indeß manches gute Stuͤck ſchrei¬ ben koͤnnen, doch wenn ich es recht bedenke, gereut es mich nicht. Ich habe all mein Wirken und Leiſten immer nur ſymboliſch angeſehen, und es iſt mir im Grunde ziemlich gleichguͤltig geweſen, ob ich Toͤpfe machte oder Schuͤſſeln.“
Donnerſtag den 6. May 1824.
Als ich im vorigen Sommer nach Weimar kam, war es, wie geſagt, nicht meine Abſicht, hier zu bleiben, ich wollte vielmehr bloß Goethe's perſoͤnliche Bekannt¬ ſchaft machen und dann an den Rhein gehen, wo ich an einem paſſenden Ort laͤngere Zeit zu verweilen ge¬ dachte.
Gleichwohl ward ich in Weimar durch Goethe's be¬ ſonderes Wohlwollen gefeſſelt, auch geſtaltete ſich mein Verhaͤltniß zu ihm immer mehr zu einem practiſchen, indem er mich immer tiefer in ſein Intereſſe zog und mir, als Vorbereitung einer vollſtaͤndigen Ausgabe ſeiner Werke, manche nicht unwichtige Arbeit uͤbertrug.
So ſtellte ich im Laufe dieſes Winters unter andern verſchiedene Abtheilungen zahmer Xenien aus den con¬ fuſeſten Convoluten zuſammen, redigirte einen Band
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Theaterleitung, und welche unendliche Zeit er damit
fuͤr ſein ſchriftſtelleriſches Wirken verloren. „Freylich,
ſagte Goethe, ich haͤtte indeß manches gute Stuͤck ſchrei¬
ben koͤnnen, doch wenn ich es recht bedenke, gereut es
mich nicht. Ich habe all mein Wirken und Leiſten
immer nur ſymboliſch angeſehen, und es iſt mir im
Grunde ziemlich gleichguͤltig geweſen, ob ich Toͤpfe machte
oder Schuͤſſeln.“
Donnerſtag den 6. May 1824.
Als ich im vorigen Sommer nach Weimar kam,
war es, wie geſagt, nicht meine Abſicht, hier zu bleiben,
ich wollte vielmehr bloß Goethe's perſoͤnliche Bekannt¬
ſchaft machen und dann an den Rhein gehen, wo ich
an einem paſſenden Ort laͤngere Zeit zu verweilen ge¬
dachte.
Gleichwohl ward ich in Weimar durch Goethe's be¬
ſonderes Wohlwollen gefeſſelt, auch geſtaltete ſich mein
Verhaͤltniß zu ihm immer mehr zu einem practiſchen,
indem er mich immer tiefer in ſein Intereſſe zog und
mir, als Vorbereitung einer vollſtaͤndigen Ausgabe ſeiner
Werke, manche nicht unwichtige Arbeit uͤbertrug.
So ſtellte ich im Laufe dieſes Winters unter andern
verſchiedene Abtheilungen zahmer Xenien aus den con¬
fuſeſten Convoluten zuſammen, redigirte einen Band
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/176>, abgerufen am 27.11.2024.
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