mich tadelten, ohne mich zu kennen. Diese ansehnliche Masse hat mir in meinem Leben viele Langeweile ge¬ macht; doch es soll ihnen verziehen seyn, denn sie wu߬ ten nicht was sie thaten."
"Eine zweyte große Menge bilden sodann meine Neider. Diese Leute gönnen mir das Glück und die ehrenvolle Stellung nicht, die ich, durch mein Talent mir erworben. Sie zerren an meinem Ruhm und hät¬ ten mich gerne vernichtet. Wäre ich unglücklich und elend, so würden sie aufhören."
"Ferner kommt eine große Anzahl derer, die aus Mangel an eigenem Succeß meine Gegner gewor¬ den. Es sind begabte Talente darunter, allein sie kön¬ nen mir nicht verzeihen, daß ich sie verdunkele."
"Viertens nenne ich meine Gegner aus Gründen. Denn da ich ein Mensch bin und als solcher mensch¬ liche Fehler und Schwächen habe, so können auch meine Schriften davon nicht frey seyn. Da es mir aber mit meiner Bildung ernst war und ich an meiner Veredelung unablässig arbeitete, so war ich im beständigen Fort¬ streben begriffen, und es ereignete sich oft, daß sie mich wegen eines Fehlers tadelten, den ich längst abge¬ legt hatte. Diese Guten haben mich am wenigsten ver¬ letzt; sie schossen nach mir, wenn ich schon meilenweit von ihnen entfernt war. Überhaupt war ein abgemach¬ tes Werk mir ziemlich gleichgültig; ich befaßte mich nicht weiter damit und dachte sogleich an etwas Neues.
mich tadelten, ohne mich zu kennen. Dieſe anſehnliche Maſſe hat mir in meinem Leben viele Langeweile ge¬ macht; doch es ſoll ihnen verziehen ſeyn, denn ſie wu߬ ten nicht was ſie thaten.“
„Eine zweyte große Menge bilden ſodann meine Neider. Dieſe Leute goͤnnen mir das Gluͤck und die ehrenvolle Stellung nicht, die ich, durch mein Talent mir erworben. Sie zerren an meinem Ruhm und haͤt¬ ten mich gerne vernichtet. Waͤre ich ungluͤcklich und elend, ſo wuͤrden ſie aufhoͤren.“
„Ferner kommt eine große Anzahl derer, die aus Mangel an eigenem Succeß meine Gegner gewor¬ den. Es ſind begabte Talente darunter, allein ſie koͤn¬ nen mir nicht verzeihen, daß ich ſie verdunkele.“
„Viertens nenne ich meine Gegner aus Gruͤnden. Denn da ich ein Menſch bin und als ſolcher menſch¬ liche Fehler und Schwaͤchen habe, ſo koͤnnen auch meine Schriften davon nicht frey ſeyn. Da es mir aber mit meiner Bildung ernſt war und ich an meiner Veredelung unablaͤſſig arbeitete, ſo war ich im beſtaͤndigen Fort¬ ſtreben begriffen, und es ereignete ſich oft, daß ſie mich wegen eines Fehlers tadelten, den ich laͤngſt abge¬ legt hatte. Dieſe Guten haben mich am wenigſten ver¬ letzt; ſie ſchoſſen nach mir, wenn ich ſchon meilenweit von ihnen entfernt war. Überhaupt war ein abgemach¬ tes Werk mir ziemlich gleichguͤltig; ich befaßte mich nicht weiter damit und dachte ſogleich an etwas Neues.
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mich tadelten, ohne mich zu kennen. Dieſe anſehnliche
Maſſe hat mir in meinem Leben viele Langeweile ge¬
macht; doch es ſoll ihnen verziehen ſeyn, denn ſie wu߬
ten nicht was ſie thaten.“
„Eine zweyte große Menge bilden ſodann meine
Neider. Dieſe Leute goͤnnen mir das Gluͤck und die
ehrenvolle Stellung nicht, die ich, durch mein Talent
mir erworben. Sie zerren an meinem Ruhm und haͤt¬
ten mich gerne vernichtet. Waͤre ich ungluͤcklich und
elend, ſo wuͤrden ſie aufhoͤren.“
„Ferner kommt eine große Anzahl derer, die aus
Mangel an eigenem Succeß meine Gegner gewor¬
den. Es ſind begabte Talente darunter, allein ſie koͤn¬
nen mir nicht verzeihen, daß ich ſie verdunkele.“
„Viertens nenne ich meine Gegner aus Gruͤnden.
Denn da ich ein Menſch bin und als ſolcher menſch¬
liche Fehler und Schwaͤchen habe, ſo koͤnnen auch meine
Schriften davon nicht frey ſeyn. Da es mir aber mit
meiner Bildung ernſt war und ich an meiner Veredelung
unablaͤſſig arbeitete, ſo war ich im beſtaͤndigen Fort¬
ſtreben begriffen, und es ereignete ſich oft, daß ſie
mich wegen eines Fehlers tadelten, den ich laͤngſt abge¬
legt hatte. Dieſe Guten haben mich am wenigſten ver¬
letzt; ſie ſchoſſen nach mir, wenn ich ſchon meilenweit
von ihnen entfernt war. Überhaupt war ein abgemach¬
tes Werk mir ziemlich gleichguͤltig; ich befaßte mich
nicht weiter damit und dachte ſogleich an etwas Neues.
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/166>, abgerufen am 21.11.2024.
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